Norderstedts Oberliga-Fußballer schließen die Hinrunde nach dem 3:0 gegen Vorwärts Wacker-Billstedt auf Rang zwei ab

Norderstedt. Trainer Andreas Prohn und Liga-Manager Olaf Bösselmann blickten ein wenig verwundert. Selten präsentierte sich ihnen in den vergangenen Monaten ein derart gut besetzter Presseraum wie nach dem Duell von Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt mit Vorwärts-Wacker Billstedt. Doch war nun das gestiegene Renommee der Mannschaft ausschlaggebend für das Interesse oder nur die Tatsache, dass in Hamburgs höchster Klasse keine Parallelpartien stattfanden?

Zumindest nutzte Prohn das ungewohnt große öffentliche Forum, um die Bilanz des Klubs zur Saisonhalbzeit sachlich einzuordnen. "Unser bisheriges Abschneiden steht weit über dem, was wir uns vorgestellt haben", sagte der Coach, dessen Team zuvor beim 3:0 (1:0) zum dritten Mal in Folge ohne Gegentreffer gewonnen hatte. Zur Erinnerung: Er selbst sprach noch im Sommer betont zurückhaltend vom "einstelligen Tabellenplatz", der anzuvisieren sei. Von 30 Punkten und nur drei Zählern Rückstand auf Rang eins war in diesem Zusammenhang nicht die Rede; doch genau dies ist der Stand der Dinge an der Ochsenzoller Straße.

Prohn: "Man darf nicht vergessen, wie jung die Mannschaft weiterhin ist. Wir haben viele Spieler der Jahrgänge 1991 und 1992 im Kader und sind im Durchschnitt unter 23 Jahre alt."

Dass die Eintracht den Anschluss hält, liegt auch in der Ausgeglichenheit der Oberliga begründet. Während aktuell fünf Niederlagen zu Buche stehen, befanden sich die Garstedter 2010 zum gleichen Zeitpunkt mit nur vier Pleiten bereits 15 Punkte hinter dem Spitzenreiter FC St. Pauli II.

Von einer konstanten Formkurve lässt sich aber auch aktuell nicht sprechen. Noch vor vier Wochen schlichen die Akteure bedröppelt vom Rasen. "Das 0:4 gegen Altona 93 war das schlechteste Spiel, seit ich hier Trainer bin", so Andreas Prohn. Dieses Resultat verdeutlichte etwas, das der Coach auch nach dem speziell in der Schlussphase durchaus wackligen Auftritt am 17. Spieltag erwähnte. "Wir haben nicht den Anspruch, Erster oder Zweiter zu werden."

Gleichwohl gibt es Anzeichen, dass Eintracht Norderstedt deutlich weiter ist als im Winter 2010/2011. So steht der Abwehrverbund - abgesehen von einigen Ausrutschern - stabil und ist mit dem Schnitt von einem Gegentor pro Begegnung die statistisch beste Defensive der Oberliga. "Man darf nicht vergessen, dass wir vor dem Match gegen Billstedt drei Stunden lang eigentlich keinen Torschuss zugelassen haben", sagte Rechtsverteidiger Stefan Siedschlag. Diese "Serie" wurde zwar vom Aufsteiger beendet, doch Keeper Marcel Kindler fügte seiner ohnehin schon herausragenden Saison zahlreiche weitere Glanztaten hinzu.

Dass es keine böse Überraschung gab, ist aber auch der Verdienst von Milos Ljubisavljevic, der dank seines elften Saisontreffers die Führung im Torjäger-Ranking übernommen hat und gegen Billstedt auch als Vorbereiter zum 2:0 in Erscheinung trat. Der Angreifer wird auch am Freitag ein Schlüsselspieler sein, wenn der Tabellenzweite Eintracht Norderstedt im Edmund-Plambeck-Stadion Spitzenreiter SC Condor herausfordert und im Falle eines Heimerfolges stürzen könnte.

Das erste Aufeinandertreffen (0:0) dient als Beispiel für die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag. So fällt Stefan Siedschlag mit Blick auf das anstehende Topspiel sein damaliger Fehlschuss ein: "Wir hätten gewinnen können, wenn ich meinen Elfmeter verwandele." Andreas Prohn sprach noch einmal davon, dass sein Team "spielbestimmend ohne Ende war." Von Billstedt war da längst keine Rede mehr. Denn trotz aller Zurückhaltung haben Mannschaft und Trainer die Witterung auf Platz eins bereits aufgenommen.

Tore: 1:0 Ljubisavljevic (42.), 2:0 Scharkowski (51.), 3:0 Monteiro (88.).

Eintracht Norderstedt: Kindler - Siedschlag, Ribeau, Lindener, Trefzger - Browarczyk (87. Monteiro), Koch, Meyer, Kummerfeld (90.+1 Sa Borges Dju) - Ljubisavljevic, Scharkowski (77. Anic).