Handballer des SV Henstedt-Ulzburg stürzen Spitzenreiter HF Springe mit 38:34 und rücken auf Platz drei vor. Fans liefern Unterstützung.

Henstedt-Ulzburg. Die Szene hat Symbolcharakter. Die Drittliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg liegen vier Minuten vor Spielende gegen den Ligaprimus HF Springe mit 33:31 in Front. Jan Wrage, der seit der 13. Minute, als sich Teamkamerad Lars-Uwe Lang am rechten Knie verletzte, ohne Pause am Kreis der Niedersachsen durchackert und dabei ohne eigenen Torerfolg so manchen Hieb einstecken musste, bekommt den Ball zugespielt.

420 eigene Fans liefern den Männern des SVHU die nötige Unterstützung

Sofort befindet sich der Henstedt-Ulzburger Zwei-Meter-Hüne wieder im Klammergriff der robusten Gästeabwehr - doch diesmal hat der sonst so gutmütige Wrage die Faxen endgültig dicke. Mit aller Gewalt reißt er sich los, schafft die Drehung und wuchtet den Ball mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch in die Maschen des Springer Tores. 34:31 - der Sieg ist greifbar nah.

Tosender Jubel erfüllt die Halle des Schulzentrums an der Maurepasstraße. Rund 420 Henstedt-Ulzburger Fans haben mit ihrer Lärmkulisse die 50 mitgereisten Gäste-Anhänger im Griff.

Doch zu Jubeln hatte die Schar aus Springe an diesem Tag ohnehin wenig. Sie verstummt ganz, als Amen Gafsi mit drei Toren in nur zwei Minuten und Tim-Philip Jurgeleit mit seinem siebten Treffer des Tages den 38:34 (17:14)-Sieg des SVHU besiegeln.

Anders SVHU-Trainer Tobias Skerka und seine Männer. Die sind nicht mehr auf der Bank zu halten und feiern jedes Tor gegen den Favoriten, der bislang pro Spiel im Schnitt nur 26 Gegentreffer zuließ. "Ich bin stolz. Wir haben sehr gut gespielt und Kampf und Leidenschaft gezeigt", sagte Coach Skerka, "38 Tore gegen den Tabellenführer - das ist eine Leistung, die uns erst mal einer nachmachen soll. Jetzt haben wir Tarp-Wanderup zum Spitzenreiter und so die Liga spannend gemacht."

Der Favoritensturz zeichnet sich durch die frühe 14:8-Führung des SVHU ab

Dass der Favoritensturz möglich sein würde, hatten die Henstedt-Ulzburger von der ersten Minute an demonstriert. Mit einer 5:1-Abwehrformation, die viel mehr Biss zeigte, als es noch vor einem Monat der Fall war, ließen die Gastgeber den gefürchteten Rückraum der Handballfreunde Springe nicht zur Entfaltung kommen.

Eine Konsequenz daraus: Bis zur 14:8-Führung (22.) konnte der SVHU schon vier Tore per Gegenstoß erzielen. "Allerdings hätten es da schon drei mehr sein müssen. Wir haben zu viele Großchancen liegen lassen und das Spiel unnötig lang spannend gemacht", sagte Coach Skerka, der zugleich positiv vermerkte, dass es die Gäste über das gesamte Spiel hinweg auf nur drei Gegenstoßtreffer gebracht hatten.

"Unnötig" lautet auch das Prädikat für die Abwehraktion von Springes linkem Rückraumspieler Daniel Deutsch nach 19 Minuten. Der leistete sich einen Griff in den Wurfarm von Jan Wrage und wurde mit Rot vom Platz gestellt. "Die Entscheidung war korrekt", sagte Skerka, "aber ich weiß nicht, ob uns das geholfen hat. Auf Deutsch hatten wir uns eingestellt. Mir wäre es lieber gewesen, er wäre im Spiel geblieben."

Wie zur Bestätigung hatten die Gäste von da an bis zum 17:17-Ausgleich (34.) sogar die größeren Spielanteile. "Aber als wir Tore wirklich brauchten, haben wir sie immer geworfen", sagte der zufriedene SVHU-Coach, "und dabei haben sich alle Spieler ausgezeichnet. Wir haben als Team gewonnen."

Der Ansicht war auch Mittelmann Rasmus Gersch, der erklärte, welchen Ansporn die SVHU-Männer hatten: "Wir wussten, dass der Kampf an der Spitze bei einer Niederlage endgültig ohne uns stattfindet. So haben wir uns die Tür ein Stückchen offen gehalten."

Spielverlauf: 2:0, 4:1, 5:4 (9.), 6:5, 10:5 (15.), 10:7, 13:7 (21.), 14:12, 15:14 (30.), 17:14 - 17:17 (34.), 20:17, 23:18 (39.), 23:21, 24:23 (45.), 27:26, 29:26 (50.), 32:30, 34:31 (56.), 35:33 (59.), 36:24, 38:34.

Die Tore des SVHU: Lasse Kohnagel (9), Rasmus Gersch (9/5 Siebenmeter), Tim-Philip Jurgeleit (7), Florian Bitterlich, Stefan Pries, Amen Gafsi (je 3), Tim Völzke (2), Lars-Uwe Lang, Jan Wrage (je 1).