Die Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf verlieren das Schlüsselspiel gegen den VfL Stade knapp mit 23:24

Henstedt-Ulzburg. Das Entsetzen der Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf lässt sich förmlich greifen: Beim Stand von 23:23 entscheidet das Schiedsrichtergespann Manuel Smeetz und Andreas Wunder aus Castrop-Rauxel Sekundenbruchteile vor dem Ertönen der Schlusssirene nicht auf Stürmerfoul, sondern auf Siebenmeter für den VfL Stade. Das verheißt nichts Gutes - schließlich hat Julia Lupke in den vergangenen 60 Minuten schon fünfmal mit traumwandlerischer Sicherheit vom Strich getroffen.

Nun also der sechste Versuch. Verwandelt die frühere Junioren-National- und Bundesligaspielerin des Buxtehuder SV, hat Stade gewonnen. Pariert Torfrau Miriam Hawen, dürfen sich die Gastgeberinnen über den ersten Punktgewinn in der Serie 2011/2012 freuen.

HF HUK geben späte Führung durch Unkonzentriertheit noch aus der Hand

Eine Finte und einen Wurf später ist alles entschieden; während das Team aus Niedersachsen einen Jubelkreis bildet und ausgelassen den Auswärtserfolg feiert, pfeffert HF HUK-Rückraumspielerin Lara Schlüter wütend eine Plastikflasche gegen die Hallenwand. Einige ihrer Teamkolleginnen reagieren mit weniger Emotionen auf den Schock und sitzen mit versteinerten Mienen auf der Auswechselbank; andere klatschen sich wie ferngesteuert ab, stützen die Hände in die Hüften oder blicken fassungslos ins Leere.

Die siebte Niederlage im siebten Match - sie war ebenso unglücklich wie überflüssig. In der 48. Minute, nach dem 20:18 durch Nadine Wrage, nach dem 23:22 durch Tina Pejic (55.) und 30 Sekunden vor Schluss schienen die Zeichen sogar auf Sieg für die HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf zu stehen.

Doch anstatt den letzten Angriff lange auszuspielen und konsequent abzuschließen, produzierten Lara Schlüter und Mirlinda Hani, die sich offenbar schlecht abgesprochen hatten, einen dummen Ballverlust - das Unheil nahm seinen Lauf.

Trainer Jens Molkow, der das Match gegen den VfL Stade zum Vier-Punkte-Spiel für seine Crew erklärt hatte, war maßlos enttäuscht. "Das ist ganz, ganz bitter", sagte er, um gleich darauf Ursachenforschung zu betreiben: "Wir haben die Partie im Angriff verloren."

Insbesondere in der ersten Halbzeit scheiterten die HF HUK entweder an Torfrau Katja Ex oder am Gebälk des Gästetores. Molkow: "Langsam weiß ich auch nicht mehr so genau, ob wir nicht gewinnen wollen oder nicht gewinnen können."

Nur zu gern wäre der Coach mit einem Erfolgserlebnis in die zweiwöchige Wettkampfpause bis zur Auswärtspartie bei der HSG Hude/Falkenburg (Sonntag, 6. November, 17 Uhr) gegangen. "Das wäre für unsere Psyche so wichtig gewesen." Stattdessen muss der Übungsleiter in den nächsten 14 Tagen nicht zum ersten Mal in dieser Saison seine Qualitäten als Frustbewältiger beweisen. "Ich werde sicherlich das eine oder andere Einzelgespräch führen", so Jens Molkow.

Ob diese Maßnahme fruchtet? Die Mannschaft ist offensichtlich nicht in der Lage, ihr zweifellos vorhandenes Potenzial von der ersten bis zur letzten Minute abzurufen. Demzufolge wechselten während der Partie gegen den VfL Stade gleich mehrere Male Licht und Schatten; auf starke Phasen folgten Missverständnisse, Ballverluste oder harmlose Torwürfe und umgekehrt.

Ein wenig Zuspruch und Seelenmassage scheinen dabei alle Spielerinnen nötig zu haben. Auch Lara Schlüter, die zwar insgesamt neun Tore, fünf davon zu Beginn der zweiten Halbzeit, erzielte. Sie hielt die HF HUK mit ihren Treffern in Schlagdistanz zum Gegner, war aber ausgerechnet abgemeldet, als es um alles oder nichts ging.

"Nachdem sie ihr Pulver verschossen hatte, hätten andere in die Bresche springen müssen", sagte Jens Molkow. Beispielsweise Tina Pejic. Doch die Tor schützenkönigin der vergangenen Drittliga-Saison ließ nur selten ihr Können aufblitzen, rannte sich stattdessen immer wieder in der soliden Stader Deckung fest.

Ein Test gegen SG Todesfelde/Leezen soll das Selbstvertrauen stärken

Wie aber wollen die HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf die Trendwende schaffen? Molkow: "Es gibt bei uns momentan viele Baustellen, an denen müssen wir arbeiten." Die nächste Gelegenheit unter Wettkampfbedingungen bietet sich am kommenden Donnerstag. Dann nämlich bestreitet der Drittligist um 20 Uhr ein Trainingsmatch beim Schleswig-Holstein-Liga-Tabellenführer SG Todesfelde/Leezen in Todesfelde.

Nicht mit von der Partie wird dann allerdings Ann-Kathrin Skubich sein. Sie wird vorerst nur noch für das zweite Frauenteam der HF HUK in der Landesliga Süd spielen.

Tore der HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf: Lara Schlüter (9/3 Siebenmeter), Tina Pejic (4), Rabea Dieckmann (3), Marleen Völzke, Svenja Skalnik (2), Sabrina Wrage, Mirlinda Hani (1), Laura Neu (1 Siebenmeter).