Die Drittliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg können nach dem bitteren 24:29 gegen den HSV Hannover die Meisterschaft abhaken.

Henstedt-Ulzburg. Bittere Momente für die Drittliga-Handballmänner des SV Henstedt-Ulzburg: In der letzten Minute des Heimspiels gegen den HSV Hannover stehen die Auswechselspieler der Gäste auf der Bank, halten sich umschlungen und skandieren ausgelassen "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" Nach 13:15-Pausenrückstand liegt der SVHU aussichtslos mit 24:29 zurück. Da passt es ins Bild, dass Tim Völzke mit dem letzten Wurfversuch der Partie scheitert und dennoch mit fünf Treffern erfolgreichster Angreifer seiner Mannschaft bleibt.

Die Gastgeber, die vor der Punktrunde noch selbstbewusst ihre Meisterschaftsambitionen bekundet hatten, ziehen sich mit betretenen Mienen in die Kabine zurück. Die Niedersachsen feiern unterdessen ausgelassen weiter, während die rund 400 Fans enttäuscht die Halle des Schulzentrums Maurepasstraße zu räumen beginnen.

Während die Henstedt-Ulzburger, die mit 6:6 Punkten nur noch Tabellensechster sind, hinter verschlossener Tür eine erste Manöverkritik betreiben, bringt Gästetrainer Stephan Lux auf den Punkt, wodurch seiner Mannschaft (8./6:6) der Favoritensturz und der bereits dritte Sieg in Serie gelungen ist: "Wir konnten von Beginn an in der Abwehr überzeugen und auf unseren Torhüter Götz Heuer bauen."

So leistete der Hannoveraner Mittelblock, der vom 2,10-Meter-Riese Bastian Riedel dirigiert wurde, gute Arbeit und zwang den SVHU oft zu Distanzwürfen - und die wurden mehr als einmal zur Beute des immer stärker auftrumpfenden Keepers der Gäste.

Zwar lagen die Henstedt-Ulzburger von der 11. bis zur 20. Minute unter Ausnutzung der ersten von nur drei Zeitstrafen des HSV Hannover kurzzeitig in Führung. Doch dass beim SVHU irgendetwas gewaltig schief lief, hatten die Gäste zu diesem Zeitpunkt bereits aufgedeckt.

Coach Skerka musste reagieren. Für Jan Wrage kam der von einer Schienbeinkopf-Fraktur genesene Lars-Uwe Lang in die Partie. Anspiele an den groß gewachsenen Kreisläufer führten anfangs jedoch zu mehreren Ballverlusten. Bezeichnend, dass Lang dennoch der stärkste Henstedt-Ulzburger Akteur war.

"Unsere Teamleistung in Defensive und Angriff kann ich nur als unterirdisch bezeichnen", sagte Tobias Skerka, "ich wollte Lars-Uwe gewiss nicht so kurz nach seiner Verletzung so lange spielen lassen. Das ist eigentlich viel zu riskant, aber er hat zumindest ein wenig Substanz in die Abwehrarbeit gebracht."

Und eben das Defensivverhalten seines Teams trieb dem Trainer die Fassungslosigkeit ins Gesicht und ließ ihn lange nach Worten ringen. "Wir haben eine Woche lang an unserer Verteidigung gearbeitet, nach Stabilität gesucht und sind mit der Ansage ins Spiel gegangen, eine aggressive und harte Abwehr zu zeigen", sagte Skerka, "die Hannoveraner sollten allenfalls mit Körperkontakt zum Wurf kommen."

Die Spieler können offenbar mit den hohen Erwartungen nicht umgehen

Doch von diesen Ansagen sah der Trainer auf dem Parkett praktisch nichts in die Praxis umgesetzt. "Wir haben genauso harmlos angefangen wie bei der 36:40-Niederlage gegen die HSG Tarp-Wanderup. Wir gewinnen keine Zweikämpfe, wenn wir sie denn überhaupt annehmen. Wir sind zu brav, zu lieb." SVHU-Abteilungsleiter Olaf Knüppel wurde bei der Ursachenforschung für das Defensiv-Desaster schnell fündig: "Es scheint, dass bei einigen Spielern unter Druck die Nerven versagen", so Knüppel, "und dieser ist offenbar allein dadurch entstanden, dass in dieser Punktrunde auch offiziell der Aufstieg in die 2. Bundesliga anvisiert werden sollte."

Demzufolge dürfte den Akteuren nun jegliche Belastung genommen sein. Im Pressebericht der SVHU-Handballer bekannte Teammanager Joachim Jakstat freimütig: "Wir haben uns mit einer enttäuschenden Leistung aus dem Kreis der Meisterschaftskandidaten verabschiedet."

Tobias Skerka schlug in die gleiche Kerbe: "Ich hatte im Vorfeld der Begegnung nie und immer mit einer Niederlage gerechnet. Hannover ist nur ein durchschnittliches Team in der 3. Liga - aber das sind wir nach aktuellem Stand jetzt auch nur noch." Der SVHU-Trainer gewann dem Trauerspiel mit einer gehörigen Portion Galgenhumor dann trotzdem aber noch einen positiven Aspekt ab: "Als Mannschaft aus dem Mittelfeld können wir nun wenigstens locker und befreit zu jedem anderen Gegner hinfahren und endlich wieder gut spielen."

Spielverlauf: 0:2, 1:3, 3:5 (5.), 5:7, 8:7 (11.), 10:9 (14.), 10:13 (23.), 13:14, 13:15 - 13:17, 15:18 (36.), 15:21 (43.), 18:21, 20:24 (50.), 20:27, 23:28 (58.), 24:29.

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim Völzke (5), Stefan Pries (4), Rasmus Gersch (4/2 Siebenmeter), Lars-Uwe Lang (3), Amen Gafsi und Jan Wrage (je 2), Tim-Phillip Jurgeleit (2/1), Till Krügel und Lasse Kohnagel (je 1).