Nur 148 Langstreckenläufer nahmen bei sommerlichen Temperaturen am 4. Helmut-Jung-Gedächtnismarathon teil - so wenig wie nie zuvor.

Kaltenkirchen. Nach drei Stunden und 29 Minuten riss Ralf Förster die Arme hoch und jubelte. Der 48- Jährige kam beim 4. Helmut-Jung-Gedächtnismarathon als Erster ins Ziel und freute sich darüber sehr. "Ich war jetzt dreimal hier am Start und habe mich jedes Mal verbessert", stellte er fest. Der Lauf über 42,195 Kilometer bedeutet für den Athleten aus dem benachbarten Brande-Hörnerkirchen allerdings Schwerstarbeit - wie für die übrigen 59 Marathonis und 88 Halbmarathonstarter auch.

Nicht nur die hochsommerlichen Temperaturen sorgten dafür, dass der Schweiß reichlich floss. Die Laufstrecke im Kaltenkirchener Freizeitpark war unterteilt in 4,2 Kilometer lange Runden. Jeder Durchlauf hatte es in sich, denn vier giftige Steigungen und insgesamt 222 Höhenmeter sorgten dafür, dass der Puls immer wieder hochschnellte und die Beine immer schwerer wurden. "Ich dachte irgendwann, ich stehe und komme überhaupt nicht mehr vorwärts", sagte Ralf Förster.

Damit beschrieb er treffend das Phänomen, das viele Läufer empfanden und sich auch auf ebener Strecke fühlten, als ob sie irgendjemand festhalten würde. Ralf Förster biss die Zähne zusammen und kämpfte sich wacker bis ins Ziel im Kaltenkirchener Freibad. "Die letzte Runde war nur noch Leiden", sagte er. Fünf Minuten nach dem Sieger kam mit Marianne Nielsen bereits die erste Frau und Gesamtzweite ins Ziel. Die Titelverteidigerin war einer von zehn dänischen Teilnehmern, die im Kaltenkirchener Freizeitpark auf die Marathonstrecke gingen.

"Ich habe vor vier Jahren mit dem Laufen begonnen. Damals hatte ich das Rauchen aufgegeben und ein wenig an Gewicht zugelegt. Das wollte ich wieder loswerden", sagte die drahtige Skandinavierin. Mittlerweile hat die Mitarbeiterin des öffentlichen Dienstes 14 Marathons absolviert. "Laufen ist für mich auch Stressabbau."

Der Besuch der dänischen Sportler hat in Kaltenkirchen schon Tradition. Sehr zur Freude von Organisator Arne Franck, der aber gleichzeitig das schlechteste Meldeergebnis aller bisherigen vier Veranstaltungen registrierte. "Im vergangenen Jahr waren 248 Läuferinnen und Läufer gemeldet, dieses Mal sind es nur 180 gewesen. Das ist ja auch ein finanzielles Problem", so Arne Franck. Durch die geringeren Einnahmen aus Startgeldern hatte der 48-Jährige rund 700 Euro weniger zur Verfügung. "Ich habe an einigen Stellen gespart und hatte noch ein bisschen übrig aus den vergangenen Jahren."

Als Grund für den Teilnehmerschwund machte Arne Franck gleich mehrere Faktoren fest. "Viele sind am langen Wochenende verreist. Zudem finden aber auch immer mehr Laufveranstaltungen gleichzeitig statt. Und diejenigen, die im Jahr nur zwei oder drei Marathons absolvieren, gehen vielleicht nicht gerade in Kaltenkirchen an den Start. Denn die Strecke hier ist doch sehr anspruchsvoll", so Arne Franck.

Der 5. Helmut-Jung-Marathon findet am 23. September 2012 statt

Eben diese Herausforderung war genau das, was Ralf Förster, der Sieger des Hauptlaufes, mag. "Ich bin hier vor drei Jahren bei sechs Grad und Dauerregen meinen ersten Marathon gelaufen. Die Veranstaltung ist toll organisiert und die Atmosphäre sehr familiär. Das gefällt mir", sagte Förster, der sich nach seinem Lauf von Physiotherapeut Lutz Schönfeldt und dessen Team eine kostenlose Massage gefallen ließ.

Nicht ganz so entspannt verlief der 4. Helmut-Jung-Gedächtnismarathon für Markus Oppermann. Der Wiemersdorfer, der mit 1:29 Stunden die zweitbeste Halbmarathonzeit erreichte, erlitt nach dem Zieleinlauf einen Schwächeanfall und musste sich von den Sanitätern vor Ort kurz behandeln lassen. Die Sieger über 21,1 Kilometer waren Uwe Neumann (Kaltenkirchen, 1:27 Std.) und Miriam Hübner (Elmshorn, 1:35 Std.).

Während viele Starterinnen und Starter nun ein paar Tage Erholung genießen und gemäß dem Motto "Der Schmerz geht, aber der Stolz bleibt" zufrieden die Erinnerungsmedaille mit dem Konterfei des 2007 verstorbenen Helmut Jung in den Händen halten, plant Arne Franck schon die nächste Auflage. Um nicht mit den Herbstferien zu kollidieren, hat der Kaltenkirchener den Termin um zwei Wochen vorverlegt. Der 5. Helmut-Jung-Gedächtnismarathon wird bereits am 23. September stattfinden. Anmeldungen sind ab sofort im Internet möglich. Dort stehen auch die kompletten Ergebnislisten. (abendblatt.de)

www.kaltenkirchener-marathon.de