Titelaspirant SV Henstedt-Ulzburg gibt im Drittliga-Auftaktmatch beim HSV Insel Usedom eine klare Führung aus der Hand und verliert 25:26

Henstedt-Ulzburg. Der News-Ticker auf der Internetseite des HSV Insel Usedom ließ keinen Zweifel, wie die Drittliga-Handballer des Vereins von der Ostseeinsel, deren Zuschauer und wohl auch große Teile der norddeutschen Handballszene den Punktspiel-Auftakt in der Ahlbecker Pommernhalle bewerten. "Sensationell! Der HSV Insel Usedom schlägt den Staffelfavoriten SV Henstedt-Ulzburg mit 26:25 (11:15)", war dort zu lesen.

Die Enttäuschung beim SVHU war riesengroß. Schließlich hatten die Gäste wie schon eine Woche zuvor beim 30:31-Aus im DHB-Pokal gegen Zweitligaklub HC Empor Rostock am Sieg geschnuppert und einen klaren Vorsprung aus der Hand gegeben. Duplizität der Ereignisse: Wie gegen Rostock dominierten die Henstedt-Ulzburger auch in fremder Halle rund 45 Minuten lang das Spiel. Gefällig kombinierend ließen sie sich auch durch die robuste Defensivarbeit der Hausherren nicht aus dem Konzept bringen. Dabei mussten die SVHU-Männer ohne einen ihrer Leistungsträger auskommen. Kreisläufer Lars-Uwe Lang hatte sich im Training am Knie verletzt. "Es ist zwar kein Bänderriss, aber Luwe wird uns wohl mindestens vier Wochen fehlen", sagte Trainer Tobias Skerka.

Aber auch ohne den 1,96 Meter großen Defensivspezialisten zeigte der SVHU eine ansprechende Abwehrleistung. Doch im Angriff reichte der Spielwitz wie schon gegen Empor Rostock nur für eine Dreiviertelstunde - danach gab Usedom den Ton an. "Allerdings gab es einen wichtigen Unterschied zwischen beiden Partien", sagte Skerka, "Rostock hat uns durch eine taktische Umstellung den Zahn gezogen, die Usedomer haben dagegen einfach ihren Stiefel weitergespielt."

So arbeiteten sich die Hausherren Tor um Tor an den SVHU heran. Das zuvor fast verstummte Publikum wachte auf und feuerte sein Team frenetisch an. "Bei 6:4-Überzahl und 23:19 für uns werfen wir kein Tor und fangen sogar eines ein. Das hat uns wohl das Genick gebrochen", so Skerka.

Bei 24:23 haben die Hausherren erstmals die Nase vorn. Die letzten fünf Minuten werden zum Krimi. Bei 25:25 verwerfen die Gäste, der HSV holt sich im Gegenstoß die Führung. Fünf Sekunden vor Schluss überschlagen sich die die Ereignisse. "Rasmus Gersch wird beim Versuch des schnellen Anwurfs regelrecht umgemäht. Das ging schon in Richtung Tätlichkeit und hätte selbst als normales, taktisches Foul gewertet eine Rote Karte und einen Bericht der Schiedsrichter nach sich ziehen müssen", tobte Trainer Skerka, "doch leider waren die Unparteiischen nicht erst in dieser Situation mit der Usedomer Gangart überfordert."

Die Schuld für die Niederlage suchte der Coach aber nicht bei den Unparteiischen. "Wir haben dieses Match ganz alleine verloren, konnten gegen einen Gegner, der quasi mit Schaum vor dem Mund gegen uns verteidigt hat, nie unser Tempospiel aufziehen und leichte Tore machen", sagte der Coach, "und unsere Effizienz im Positionsangriff lag unter 50 Prozent."

Der Henstedt-Ulzburger Übungsleiter hofft auf eine nachhaltige Signalwirkung der Auftaktpleite: "Jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, dass uns kein Gegner nach 45 Minuten den Sieg überlässt, nur weil wir bis dahin klar besser waren", so Skerka, "wir müssen lernen, Ruhe zu bewahren und unser Spiel bis zum Schluss durchzuziehen."

Eine Lektion, die unbedingt bis zum kommenden Sonnabend in die Köpfe aller Spieler vordringen muss. Denn dann gastiert Zweitliga-Absteiger SC Magdeburg II um 18 Uhr an der Maurepasstraße...

Spielverlauf: 0:3, 5:7, 7:11, 11:15 - 14:16, 15:18, 15:21, 19:23, 24:23, 24:25, 26:25.

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim Völzke (5), Rasmus Gersch (5/davon 4 Siebenmeter), Amen Gafsi und Jan Wrage (je 3), Florian Bitterlich, Stefan Pries, Lasse Kohnagel und Jens Thöneböhn (je 2), Till Krügel (1).