Kapitän Timo Trefzger sieht Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt auf dem Weg nach oben

Norderstedt. Timo Trefzger ist ein meinungsfreudiger Fußballer, der auf Nachfrage keine Platitüden zu Protokoll gibt. Vielleicht ist er angesichts seines Amtes als Kapitän sowieso schon dafür prädestiniert, den Ist- oder den gewünschten Zustand von Eintracht Norderstedt zu beschreiben. Die 0:3-Niederlage beim Niendorfer TSV hat zwar keine nachhaltigen sportlichen Folgen - die Saison ist schließlich erst drei Wochen alt - doch die vertane Chance nervt den Spielführer in der Nachbetrachtung. "Wir hatten die Möglichkeit, in der Tabelle nach oben zu kommen. Es ist ein Riesenunterschied zwischen Platz eins und neun."

Denn die Führungsposition in der Oberliga Hamburg ist nun in Niendorfer Hand, während die Garstedter ein wenig abgerutscht sind. "Niemand ist gern im Niemandsland, und wir gehören da auch nicht hin", sagt Trefzger dazu. Irgendwo oberhalb des Mittelfeldes, aber unterhalb von Meisterschaftsambitionen sollte sich der Verein bewegen.

Der Linksverteidiger sieht genug Ansätze dafür, durchaus selbstbewusst Ansprüche zu formulieren. "Es ist so, dass wir entwicklungstechnisch noch viel Luft nach oben haben. Wir gehören zu den spielerisch stärksten Mannschaften der Liga und haben eine wirklich gute Abwehr, die zu den besten gehört." Fraglos gibt es aber diverse Konkurrenten - der TSV Buchholz 08, der SC Victoria oder eben auch Niendorf und Germania Schnelsen seien hier genannt - die in besagter Entwicklung allein schon durch die größere Routine im Kader weiter voraus sind.

"Wenn andere Vereine gestandene Regionalligaspieler holen, haben die eher den Anspruch auf Platz eins. In Norderstedt habe ich definitiv das Gefühl, dass wir uns in einem Entwicklungsprozess befinden", so Trefzger. "Auch das Spiel in Niendorf war ein Schritt auf diesem Weg. Es war ein Dämpfer, aber auch der gehört dazu."

An individueller Klasse sollte die Eintracht nicht scheitern. Das in Rohform vorhandene Talent muss bei vielen Akteuren allerdings noch geschliffen werden. Ein Manko sieht der Kapitän indes bei einem Faktor, der sich nicht unbedingt in Zahlen niederschlägt. Erfolge, die auf Kampf und Krampf basieren, hat die Mannschaft (noch) nicht im Repertoire. "Auf Grand oder auf tiefen Rasenplätzen kommen wir mit spielerischen Mitteln nicht weiter, da müssen wir uns verbessern."

Dies beinhaltet auch, die Fassung bei hitzigen Partien wie am Sonntag zu wahren. Denn dass Norderstedt bei einem offenen Schlagabtausch Vorteile hat, wissen die Gegner natürlich und "bearbeiten" insbesondere die jungen Spieler mit Sticheleien. "Ich glaube, viele Mannschaften spielen einfach immer so", sagt Timo Trefzger. "Die konzentrieren sich auf andere Dinge."

Hier müssen vor allem die unerfahrenen Akteure noch hinzu lernen. Der Kapitän hat durch seine Vergangenheit in den U-23-Vertretungen zweier Bundesligisten (Hamburger SV, 1. FC Kaiserslautern) sowie beim SSV Ulm 1846 dieses Stahlbad bereits überstanden.

"Ich habe als A-Jugendlicher schon in der Oberliga gespielt und ein halbes Jahr lang absolutes Lehrgeld gezahlt." Doch wo es an der Robustheit fehlt, liegen andere Vorteile auf der Hand. "Die jungen Spieler bringen frischen Wind. Und viele Systeme kann man mit ihnen besser spielen - gerade was die Lauffreudigkeit angeht, denn wir haben ein sehr kräftezehrendes Spiel."

Auch wenn die Trainingswoche erst begonnen hat, nimmt Timo Trefzger bereits den kommenden Oberliga-Hit im heimischen Stadion (Sonntag, 15 Uhr) gegen Meisteranwärter SC Victoria ins Visier. Dieser wird insbesondere taktisch eine Herausforderung darstellen für Eintracht Norderstedt. "Ich freue mich allgemein darauf, gegen den Favoriten zu spielen. Und wir haben die Chance, das 0:3 wieder wettzumachen. Aber wir hätten Victoria natürlich gerne als Tabellenführer empfangen."

Eintracht-Nachwuchs verliert Auftakt bei Viktoria 08 Georgsmarienhütte

Die U 19-Mannschaft hatte am ersten Spieltag der A-Junioren Regionalliga Nord wenig Gutes zu berichten. Beim SV Viktoria 08 Georgsmarienhütte verloren die Youngster von Coach Ralf Schehr mit 0:2 (0:0) - die Gegentore kassierte das Team dabei binnen weniger Minuten nach der Halbzeitpause durch individuelle Fehler im Spielaufbau. Generell gefiel dem Trainer die Einstellung seiner Schützlinge nicht.

"Wir haben das Fighten vergessen", sagte er - im Umkehrschluss reichte allein die technische Überlegenheit nicht aus. Quasi als Ouvertüre für das Oberliga-Duell zwischen Norderstedt und Victoria trägt die U 19 am nächsten Sonntag ihren Heimauftakt aus, wenn von 13 Uhr an (Kunstrasen Ochsenzoller Straße) Aufsteiger SV Eichede zu Besuch ist.