Schleswig-Holstein-Ligist SV Henstedt-Ulzburg agiert fehlerhaft gegen den VfB Lübeck II. Der SV Todesfelde verpasst knapp den Überraschungssieg

Norderstedt. Jens Martens, der Trainer der Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg, regte sich über eine nach seiner Ansicht wiederholte Fehlentscheidung von Referee Thorsten Balsam (TSV Altenholz) so lautstark auf, dass ein Kleinkind im Zuschauerbereich in Tränen ausbrach. Während Martens sich nach dem nicht geahndeten Foulspiel an Stürmer Pi erre Hallé im Strafraum des VfB Lübeck II schnell wieder ruhig auf den Betreuerkoffer setzte, konnte der Säugling - ausgerechnet Hallés Nachwuchs - erst nach langen Minuten beruhigt werden.

Ob ein Elfmeterpfiff von Balsam für die Hausherren die 0:2 (0:1)-Niederlage des SVHU verhindert hätte, ist ungewiss. Sicher ist aber, dass die Kicker vom Rhen alle Chancen der Welt hatten, aus eigener Kraft ein besseres Ergebnis zu erzielen. Diese wurden aber reihenweise vergeben. Eine eklatante Abschlussschwäche, die sich schon in der abgelaufenen Saison in der Martens-Elf breit gemacht hatte.

Individuelle Fehler beim SVHU laden die Gäste zum Torschuss ein

Fast genauso erstaunlich wie die mangelhafte Chancenverwertung waren die individuellen Fehler in der Abwehrkette der Henstedt-Ulzburger. Zum 0:1 lud Außenverteidiger Deniz Türkoglu seinen Gegenspieler Ugur Dagli mit einem Kullerpass auf Keeper André Zick in der 27. Minute ein. Zick hatte bei dem viel zu kurz getretenen Ball keine Chance gegen den heransprintenden Lübecker Offensivmann. "Das war ein Katastrophen-Rückpass, das muss man so ganz klar sagen", machte Martens seinem Ärger Luft.

Auch der zweite Treffer der Gäste resultierte aus Einzelfehlern. Torschütze Sebastian Jakubiak marschierte durch die halbe SVHU-Abwehr, ehe er mit einem gefühlvollen Lupfer Keeper Zick überwand (50.). "Da muss Jan Kaetow schon im Mittelfeld ein taktisches Foul setzen", sagte Jens Martens merklich ernüchtert.

Neben sechs vergebenen Großchancen verwehrte Schiedsrichter Balsam den Henstedt-Ulzburgern auch zwei mögliche Strafstöße. Einmal wurde ein Kopfball Hallés mit der Hand abgewehrt (68.), in der Szene, die Martens auf die Palme brachte, wurde der 30- Jährige nach einem Tunnel im Strafraum gefoult (78.).

"Zur Halbzeit müssen wir mindestens den Ausgleich machen. Mit dem Übergewicht an Chancen darf so eine Niederlage nicht passieren. Aber wir haben wohl einen gebrauchten Tag erwischt", bilanzierte Jens Martens die erste Saisonniederlage und sieht ein schweres Programm auf sein Team zukommen. Es folgen Spiele beim NTSV Strand 08 (Sonnabend, 15 Uhr) und bei Weiche Flensburg sowie die anschließende Heimpartie gegen den FC Sylt.

SV Todesfelde vergibt in letzter Minute den Überraschungssieg in Neumünster

Ein nervenaufreibendes Spiel haben auch die Kicker des SV Todesfelde hinter sich. In einer fußballerisch ansprechenden Partie trennten sie sich vom VfR Neumünster mit 3:3 (0:2)- Unentschieden. Wie schon an den vergangenen beiden Spieltagen der Schleswig-Holstein-Liga wurde ein besseres Ergebnis erst in letzter Minute verspielt, als Neumünsters Henrik Giese aus dem Gewühl im SVT-Strafraum zum Schuss kam und den Gastgeber erlöste.

"Vor der Partie hätte ich ein Unentschieden sofort unterschrieben. Nach einem solchen Spielverlauf hätte ich meinen Jungs aber auch den Sieg gegönnt", sagte Todesfeldes Coach Thomas Möller kurz nach Spielschluss mit enttäuschter Stimme.

Und tatsächlich zeigte der SVT vor allem in der zweiten Halbzeit gegen den hohen Meisterschaftsfavoriten, dass die Mannschaft auch gegen einen solchen Gegner zumindest phasenweise mithalten kann.

Zunächst ging jedoch der VfR durch Tore von Manuel Schwenn (12.) und Patrick Fürst (37.) verdient in Führung - zu viel Raum bot die SVT-Defensive den Angreifern der Gastgeber ein ums andere Mal. Trainer Möller stellte angesichts der mangelhaften Defensivleistung in der Halbzeit auf eine Dreierkette um. Fortan standen die Blau-Gelben sicherer und konnten auch im Offensivspiel brillieren.

Der vom Schichtdienst übermüdete Sebastian Bossert leitet die Wende ein

Der Partie die entscheidende Wendung gab dann Stürmer Sebastian Bossert. Vom Schichtdienst im Hotel entkräftet, wollte Möller den Stürmer in der Halbzeitpause zunächst auswechseln. Bossert aber wollte noch weiterspielen und zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit einem Doppelschlag (51./54.) zurück. Als kurz vor dem Abpfiff auch noch der zweite Neuzugang aus Schackendorf traf, standen die mitgereisten Todesfelder Anhänger kopf: In der 88. Minute hatte sich Oliver Zebold ein Herz gefasst und ein Flanke von René Lübcke per Volleyschuss ins Tor befördert.

Zur ersten Niederlage für Neumünster kam es dennoch nicht, auch weil der SVT sich in der Schlussphase nicht sonderlich clever anstellte.

Im Heimspiel gegen das zweite Team von Holstein Kiel (Sonnabend, 16 Uhr) soll das besser werden. "Die haben ein ähnliches Niveau wie der VfR. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und weiter Gas geben", so Möller.