Die Garstedter Islandpferdereiterin Svenja Schumacher hat bereits 15 Deutsche Meistertitel auf ihrem Konto

Norderstedt. Auf dem Rücken der Islandpferde fühlt sich Svenja Schumacher schon von Kindesbeinen an wohl. Die Leidenschaft für die charakterstarken Tiere, die im Rennpass oder im eigenwilligen Tölt durch die Bahn rasen, hat sich für die Garstedterin auch in sportlicher Hinsicht ausgezahlt. 15 Deutsche Meistertitel hat Svenja Schumacher seit 2004 eingeheimst, hinzu kamen außerdem im vergangenen Jahr zwei Siege bei mitteleuropäischen Meisterschaften.

Die letzten Triumphe feierte die talentierte Pferdesportlerin nun bei den nationalen Titelkämpfen in Ellringen. Dort sicherte sie sich zum sechsten Mal hintereinander den Sieg in der kombinierten Viergangprüfung und feierte weitere Einzelerfolge in der Dressur und in der Töltprüfung. Diese Resultate waren gleichzeitig die letzten im Nachwuchsbereich, vom kommenden Jahr an muss Svenja Schumacher bei den Erwachsenen antreten.

Im Privatleben hat die erfolgreiche Reiterin diesen Schritt schon vor einem Jahr gemacht, sie zog aus ihrem Elternhaus in Norderstedt aus und lebt nun in Hannover. Momentan spielt sich ihr Leben hauptsächlich innerhalb der Mauern der dort ansässigen Tierärztlichen Hochschule ab, wo sie im zweiten Semester Tiermedizin studiert.

Dass das kein Spaziergang werden würde, war der jungen Garstedterin zwar von vornherein bewusst, aber an bis zu zehn Stunden Unterricht pro Tag musste sich auch die ehemalige Schülerin des Lessing-Gymnasiums erst einmal gewöhnen.

Ebenfalls nicht ohne sind die praktischen Unterrichtseinheiten, die schon mehrfach auf dem Stundenplan standen. "Am Anfang mussten wir nur Knochen untersuchen, sie bestimmen und die lateinischen Namen lernen. In der Natur sind viele Dinge längst nicht so gerade und einheitlich wie in der Theorie", sagt Svenja Schumacher. Mittlerweile wurden schon Ziegenbeine präpariert und die Muskeln abgetrennt - nichts für schwache Nerven.

All das verkraftet die angehende Medizinerin mühelos. "Umgekippt bin ich noch nicht", betont sie schmunzelnd. Während viele Studenten nach dem Uni-Alltag froh sind, endlich Feierabend zu haben und es sich für den Rest des Abends auf dem Sofa gemütlich machen, wartet dann auf Svenja Schumacher noch eine weitere Aufgabe.

Die Islandpferdereiterin hat einen ihrer Vierbeiner mit nach Hannover genommen, um auch dort weiter trainieren zu können. Hengst Jaki wurde auf dem einige Kilometer entfernten Försterhof untergebracht. Wenn Svenja Schumacher wenig oder überhaupt keine Zeit hat, ihren erfolgreichen Vierbeiner zu besuchen, weiß sie, dass Jaki dort sehr gut aufgehoben ist. "Da sind überwiegend Islandpferde untergebracht. Die Besitzerin ist auch gleichzeitig Trainerin", sagt Svenja Schumacher, die den zusätzlichen Zeitaufwand gerne auf sich nimmt.

Die 21-Jährige versucht, möglichst oft mit ihrem Jaki zu trainieren, auch wenn es manchmal spät wird. Sie ist froh, wenn sie die Bücher zur Seite legen kann, und etwas anderes ansteht. Dass die Nacht dann etwas kürzer ist, kostet beim Aufstehen am nächsten Morgen allerdings oft viel Selbstdisziplin. Svenja Schumacher: "Pferde schlafen nicht so wie Menschen. Dass es mal später wird, stört sie nicht. Außerdem weiß Jaki ja, dass er etwas zu fressen bekommt, wenn ich da bin."

Islandpferde beißen niemanden und schlagen nicht aus

Dass Svenja Schumacher ihr Herz an die robusten Nordlichter verlor, hat mehrere Gründe. "Der Sport ist vielseitig, es wird nie langweilig. Die Tiere haben außerdem einen extrem guten Charakter. Sie sind sehr nett, sie beißen niemanden und schlagen auch nicht aus. Das sind Pferde für die ganze Familie."

Schwarze Schafe gibt es nicht. "Die Tiere waren früher in ihrer Heimat Gebrauchspferde. Die, die einen schlechten Charakter hatten, wurden gleich aussortiert und meistens sogar gegessen." Ein weiteres Merkmal der Islandpferde sind ihre speziellen Gangarten. Dazu zählen neben Schritt, Trab und Galopp noch zwei weitere, der Rennpass und der Tölt.

"Der Tölt ist im Gegensatz zum normalen Trab sehr rückenfreundlich, weil immer ein Bein auf dem Boden ist. Es gibt weder Absprung- noch Landephase", erklärt Svenja Schumacher, die bereits die B-Lizenz für Übungsleiter besitzt und ihr Hobby später gerne zum Beruf machen möchte.

"Ich würde gerne die Trainer- und Arzttätigkeit kombinieren und in der Sportpferdemedizin arbeiten. Ich kann meine Erfahrung im Bereich Pferdehaltung und Training mit einbringen", sagt sie. Bis es soweit ist, stehen aber noch mindestens fünfeinhalb Jahre an, in denen die Bücher und das Lernen und natürlich der abendliche Besuch bei Jaki im Mittelpunkt stehen.