Nach dem Klassenerhalt der Damen stellt der TC Rot-Weiss Wahlstedt die Weichen für 2012. Der Verein will in Zukunft mehr Turniere ausrichten

Wahlstedt. Es war eine ereignisreiche Woche für den Tennisclub Rot-Weiss Wahlstedt. Sechs Tage lang gaben sich die Stars von morgen beim erstmals ausgerichteten U-12-Turnier der Tennis-Europe-Serie ein Stelldichein. Der Wettbewerb ersetzt das 2010 zum letzten Mal ausgetragene ITF-Damenturnier Wahlstedt Future.

"Wir haben tollen Sport von hoher Qualität gesehen", sagte Turnier-Organisator Wolfgang Schildknecht, "es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dass wir uns um dieses Turnier bemüht haben. Die Jungs aus Japan und Israel haben überzeugt. Überragend war das kanadische Team, das mit drei Jungen und drei Mädchen alle Einzel- und Doppeltitel geholt hat."

Die Krönung war aber der 8:1-Triumph der ersten Damenmannschaft des TC Rot-Weiss Wahlstedt im Bundesliga-Abstiegsduell gegen den TC 1899 Blau Weiß Berlin. Auch 2012 darf an der Nordlandstraße wieder in der Bundesliga aufgeschlagen werden. Über die erfolgreiche Saison und die Zukunft des Leistungstennis sprach die Norderstedter Zeitung mit Dr. Frank Intert, dem Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Tennis Wahlstedt GmbH.

Norderstedter Zeitung:

Die Damen haben in der Premieren-Saison im Tennis-Oberhaus den Abstieg verhindert. Wie groß ist die Freude bei den Vereinsverantwortlichen und Spielerinnen?

Dr. Frank Intert:

Riesig. Wir haben zwar auf diesen Erfolg gehofft und alles in unseren Kräften Mögliche dafür getan - aber eingeplant war der Klassenerhalt nicht.

Was war rückblickend der Schlüssel zum Erfolg der Damenmannschaft?

Intert:

Wir haben vom tollen Teamgeist profitiert, der unter den Damen über die ganze Saison hinweg geherrscht hat. Wir haben nur wenige Legionäre im Kader, diese sind aber bestens integriert. Mich fasziniert, wie gut die Spielerinnen in diesem personell engen Kader zusammenhalten, Mühen auf sich nehmen, um direkt nach harten Turnieren zu Bundesliga-Partien zu reisen und dort als Mannschaft aufzutreten. Das ist in der Individualsportart Tennis ja schon fast ein Widerspruch in sich.

Unter diesem Gesichtspunkt müssten in Ihrer Brust bei der Personalie Simona Halep ja zwei Herzen schlagen. Ihre rumänische Spitzenspielerin hat nur die Auftaktpartie in Karlsruhe bestritten und ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllt. Aber sie hat maßgeblich zum etwas überraschenden Auftaktsieg beigetragen und so für einen entspannteren Saisonverlauf gesorgt. Überwiegt da nun mehr die Dankbarkeit oder der Ärger über die fehlende Planungssicherheit?

Intert:

So etwas ärgert mich sehr. Wir treffen solche Absprachen ja nicht ohne Grund. Aber ich stehe dazu, dass wir unseren Spielerinnen-Pool trotzdem nicht weiter aufstocken. Eher hätten wir den Abstieg in Kauf genommen, als dass wir auf Teufel komm raus weitere Spielerinnen verpflichten. Alle Damen, die uns 2010 den Aufstieg gebracht haben und weiter für uns aufschlagen wollen, sollen dies auch tun können.

Wie geht es in Wahlstedt sportlich weiter? Wird die Bundesliga-Saison 2012 mit dem gleichem finanziellen Aufwand wie bisher betrieben?

Intert:

Wir werden mit allen Verantwortlichen von Tennis Wahlstedt sehr zeitnah darüber sprechen, welchen Aufwand wir im kommenden Sommer betreiben. Wir werden aber nicht mehr Geld als in diesem Jahr investieren, wobei ich keinen genauen Etat benennen kann und will. Unsere Saisonmittel bestehen ja teilweise auch aus gesponserten Leistungen wie Reisen und Unterkunft. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass unsere Priorität ganz klar auf dem Regionalliga-Damenteam liegt. Das ist die Wahlstedter Mannschaft, die im Ligabetrieb Dreh- und Angelpunkt für die jungen, aufstrebenden Spielerinnen sein soll.

Aber wäre es nicht verlockend, durch ein etwas gesteigertes Engagement zu einer festen Größe im Bundesliga-Tennis zu werden?

Intert:

Mit den Werten, die wir vertreten, und dem aktuellen Konzept könnten wir niemals die beträchtliche finanzielle Lücke schließen, um in die Bundesliga-Spitze aufzurücken. Das würde auf Kosten des Regionalliga-Teams gehen - und das kommt auf keinen Fall in Frage.

Haben Sie schon mit Ihren Bundesligaspielerinnen gesprochen, ob sie weitermachen? Gibt es bereits feste Zusagen für das Jahr 2012?

Intert:

Zunächst einmal stehen die grundlegenden Gespräche über unser Konzept auf der Agenda, ehe wir zu den Personalfragen im Leistungsbereich übergehen. Alle Trainer werden bleiben, und von den Spielerinnen hat bisher noch keine gesagt, dass sie es bei uns doof findet.

Der TC Rot-Weiss Wahlstedt ist besonders stolz auf seine Nachwuchsarbeit. Wie sehr wird mit diesen Bordmitteln in Richtung Bundesliga geplant?

Intert:

An unserem Nachwuchs-Konzept wird gefeilt. Wir wollen den Trainerstab weiter aufstocken und so noch mehr Jugendliche ans Leistungs-Tennis heranführen. Ziel ist aber, die Talente flexibler auf Einsätze in der Regionalliga und bei Turnieren zu verteilen.

Das Ausrichten von eigenen Turnieren ist ja neben den Punktspielen die zweite Visitenkarte für Tennis in Wahlstedt. Wie zufrieden sind Sie mit der Premiere des Tennis-Europe-U-12-Turniers?

Intert:

Dieser Wettbewerb hat sich bewährt; er belebt die Turnierszene und ist eine Riesen-Motivation für die Kinder aus der Region. Wir wollen künftig aber auch im Bereich des Breitensports aktiver werden.