Leichtathletinnen der Norderstedter Werkstätten kehren mit drei Medaillen von den Special Olympics in Athen zurück

Norderstedt. Die Neugier der anderen Wartenden im Ankunftbereich an Terminal 2 des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel ist groß. Wird ein Popstar erwartet? Soll ein Fußball-Idol durch die automatische Schiebetür treten? 35 aufgeregte Mitarbeiter der Norderstedter Werkstätten sorgen für eine ausgelassene Stimmung.

Blumen haben sie mitgebracht, und Luftballons. Ebenfalls mit Blumen in der Hand stehen dort auch der 1. Norderstedter Stadtrat Thomas Bosse und Thomas Broscheit vom Sportamt der Stadt. Ein Kamerateam des lokalen TV- Senders noa4 vervollständigt den "großen Bahnhof", der den Ankömmlingen bereitet werden soll.

Das Rätsel um die mit Spannung erwarteten Passagiere lüftet sich, als die Werkstättler ein Transparent entfalten. In bunten Buchstaben prangt darauf: "Willkommen Zuhause Silke & Annika". Und unter dem Jubel ihrer Kollegen kommen die Werkstätten-Mitarbeiterinnen Silke Sacher und Annika Sube zusammen mit ihrer Sportlehrerin Maike Rotermund durch die Tür.

Um den Hals von Silke Sacher, 27, baumeln eine Gold- und eine Bronzemedaille. Annika Sube, 26, präsentiert den Wartenden stolz ihre Silbermedaille. So sehen erfolgreiche Olympioniken aus. Die beiden Leichtathletinnen haben Deutschland bei den Special Olympics Welt-Sommerspielen für Menschen mit geistiger Behinderung als einzige Starter aus Schleswig-Holstein bestens vertreten und sich den begeisterten Empfang redlich verdient.

So hat Silke Sacher im Schlagball-Weitwurf mit 18,79 Metern alle Konkurrentinnen ihrer Altersklasse hinter sich gelassen und musste sich im 50-Meter-Sprint nur hinter Starterinnen aus Ungarn und Panama einreihen.

Spannend machte es Annika Sube, die im Kugelstoßen mit 6,63 Metern und über 100 Meter (16,77 Sek.) jeweils mit dem vierten Platz vorlieb nehmen musste. Ihre große Stunde schlug am letzten Wettkampftag, als die Ränge im Stadion von Athen wieder prall gefüllt waren. Mit der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel gewann die 27-Jährige Silber hinter Belgien. Als zweite Läuferin hatte sie den Staffelstab in Führung liegend übergeben. "Irgendwie hab ich vor dem Start gewusst, dass wir Silber holen", sagte eine glückliche Annika Sube.

Bemerkenswert an den tollen Leistungen: Zwar hatte das Duo mit Maike Rotermund und acht Werkstätten-Mitarbeitern, die teilweise ihren Jahresurlaub opferten, abseits des Geschehens immer jemanden, der ihnen mit Rat zur Seite stand. "Aber in dem Moment, wo die beiden zu ihrem Wettbewerb aufgerufen wurden, waren sie komplett auf sich allein gestellt und durften von außen keine Hilfestellung erhalten", sagte Maike Rotermund, die als offizielles Mitglied der deutschen Delegation nach Athen reisen durfte.