Trainer Andreas Prohn setzt bei der Vorbereitung der Oberliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt auf die Punktrunde 2011/2012 neue Reize

Norderstedt. Um es diplomatisch auszudrücken: Die Verantwortlichen von Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt waren irritiert, als sie von der Extratour ihres Torjägers Ivan Sa Borges Dju erfuhren. Der finanzstarke brandenburgische Klub Germania Schöneiche führte den Portugiesen auf seiner offiziellen Homepage als potenziellen Neuzugang, während in Garstedt noch Sommerpause war.

Zum Auftakt erste Schelte für Stürmer Ivan Sa Borges Dju

Vor dem Trainingsauftakt stellte Eintracht-Coach Andreas Prohn seinen besten Angreifer der vergangenen Saison zur Rede - und bekam Entwarnung. Der 24-Jährige wollte sich nur fit halten, während er in der Nähe von Berlin Verwandte besuchte. Dies hätte er aber mit den Norderstedter Verantwortlichen absprechen müssen. Schließlich kam Sa Borges Dju sogar in einem Testmatch gegen Zweitligist Union Berlin zum Einsatz. Nicht auszudenken, wenn er sich dabei verletzt hätte. "So etwas können wir nicht gebrauchen, das war unprofessionell", sagte Prohn, der diese unrühmliche Episode nach der Unterredung mit dem Spieler allerdings als abgeschlossen betrachtet.

Sein Bedarf an Nebengeräuschen dürfte damit ausgereizt sein. In den kommenden Wochen steht ohnehin genug auf dem Programm. "Kürzer und intensiver" - so charakterisiert Prohn die Vorbereitungsphase für die Saison 2011/2012 im Vergleich zur vergangenen Punktrunde. Das bedeutet beispielsweise, dass beginnend mit dem ersten Zusammentreffen zwölf Trainingstage ohne Pause vorgesehen sind - teilweise mit zwei Übungseinheiten am Vor- und am Nachmittag.

Es bleibt abzuwarten, ob alle Neuzugänge dieses Pensum sofort mitgehen können. Während Ole Hengelbrock und Marco Schultz vom niedersächsischen Top-Klub VfB Oldenburg eine derartige Intensität wohl kennen, ist es für Helge Kahnert mit Sicherheit eine Umstellung gegenüber dem Landesliga-Alltag beim TSV Uetersen. "Ich hoffe, dass er nicht soviel damit zu schaffen hat", sagt Andreas Prohn, "aber er wird an seine Grenzen stoßen."

Generell gesteht der Coach seinen Zugängen etwas mehr Anlaufzeit als den etablierten Akteuren zu und rät speziell den aus der A-Jugend hochgezogenen Talenten, im Zweifelsfall auf ihren Körper zu hören. "Ich habe den Neuen empfohlen, keinen falschen Ehrgeiz an den Tag zu legen. Sie sollen lieber einmal pausieren. Das ist besser, als wenn sie über die Schmerzgrenze hinweg trainieren und dann länger verletzt ausfallen."

In gewisser Weise lässt sich bei Eintracht Norderstedt derzeit ein Zusammenspiel zwischen hohen Anforderungen an das Team und großzügigen Vorleistungen des Vereins beobachten. Die ligaweit beste Infrastruktur lässt in Konsequenz nur eine Vorbereitung weit über normalem Amateurniveau zu. Dafür erwarten Prohn und sein Assistent Matthias Dieterich aber, dass die Spieler manchmal ihre Freizeitaktivitäten zugunsten der Eintracht zurückfahren.

Als Belohnung erwartet die Mannschaft ein Wohlfühlprogramm: Kältebecken, Sauna, Betreuung durch Physiotherapeuten oder Mittagessen im Restaurant "Dubrovnik". Auch beim Trainingslager in Bad Segeberg vom 14. bis 17. Juli wird nicht gespart. Die Eintracht-Kicker logieren dort im Vitalia Seehotel, dazu ist als Teambuilding-Maßnahme eine Ka nu-Tour auf der Trave vorgesehen.

"Die Mannschaft ist nicht besser oder schlechter als 2010"

Doch wer jetzt denkt, dass sich so ein Titelanwärter und Aspirant auf die Regionalliga vorbereitet, dem widerspricht Andreas Prohn nur zu gerne. "Die Mannschaft ist vom Potenzial her nicht besser oder schlechter als 2010", sagt er. Der Norderstedter Trainer pflegt das Understatement und lässt sich - anders als manch ein Oberliga-Kollege - keine vollmundigen Kampfansagen entlocken und will von Mittelfeldplatz bis Abstiegskampf nichts ausschließen. Er scheint selbst gespannt zu sein, welche Entwicklung der mit einem Altersdurchschnitt von unter 22 Jahren jüngste Kader der Oberliga Hamburg in den kommenden Monaten nehmen wird. "Das kann eine positive oder eine negative Tendenz bekommen."

Heimspiele werden künftig freitags um 19 Uhr angepfiffen

Die Stimmung im Verein ist allerdings durchweg optimistisch, was den Zustand der Mannschaft angeht. Vorbei sind die Zeiten, als Eintracht Norderstedt stets als Favorit gehandelt wurde. Heute fliegen die Garstedter gerne unter dem Radar als große Unbekannte und gefallen sich in der Rolle des Underdogs. Die höchsten Gehälter zahlen mittlerweile eher Klubs wie der mit klangvollen Verstärkungen gespickte Nachbar Germania Schnelsen. An der Ochsenzoller Straße gibt es hingegen mit der neuen Anstoßzeit (Freitag, 19 Uhr) für Heimspiele und den damit verbundenen 17 freien Sonntagen ein Bonbon der anderen Art für die Kicker.

"Das war ein Wunsch der Jungs. Die trainieren viermal pro Woche und sollen als junge Mannschaft auch einmal ihre Freizeit genießen können", sagt Präsident Reenald Koch.

Die Termine von Eintracht Norderstedtin der Vorbereitungsphase

Dienstag, 5. Juli: Testspiel gegen VfL 93 (19 Uhr, Ochsenzoller Straße).

Sonnabend, 9. Juli: Turnier in Leezen gegen Hamburger SV II (18 Uhr) und SV Henstedt-Ulzburg (19.15 Uhr, Sportplatz Hamburger Straße).

Sonntag, 10. Juli: Platzierungsspiel in Leezen

14. bis 17. Juli: Trainingslager in Bad Segeberg.

Sonnabend, 16. Juli: Testspiel beim VfB Lübeck (16 Uhr).

Dienstag, 19. Juli: Testspiel beim WSV Tangstedt (19.30 Uhr, Kleines Alsterstadion).