Thiemo Fraatz, Heiko Peters und Christoph Palder wollen nur noch trainieren. Erstes Männerteam wird stark verjüngt

Norderstedt. Fans der Handballgemeinschaft Norderstedt, die zum letzten Saison-Heimspiel des Hamburg-Liga-Männerteams ins Schulzentrum Süd gekommen waren, wurden beim 40:23-Sieg der HGN gegen den TSV Ellerbek II nicht nur mit einem Torfestival belohnt. Sie durften außerdem einen Blick in die Zukunft der Mannschaft von Coach Markus Ginckel wagen.

Der Trainer der Norderstedter ließ ganz bewusst nicht immer seine stärkste Formation spielen. Aus gutem Grund: Vor eigenem Publikum war dieses Match zum Schaulaufen für diejenigen HGN-Akteure auserkoren worden, die in der kommende Serie nicht mehr mitwirken werden. Das halbe Dutzend wurde vor dem Anpfiff der Begegnung standesgemäß mit Blumensträußen verabschiedet.

Aus der Riege der "alten Haudegen" gehen der langjährige Mannschaftsführer Thiemo Fraatz, "Kämpferherz" Heiko Peters, der oft die Lücken riss, wenn mit spielerischen Mitteln nicht mehr viel ging, und Christoph Palder, der nach langen Jahren beim Ahrensburger TSV an seine frühere Wirkungsstätte zurückgekehrt war, in den Ruhestand. Oder besser gesagt: in eine Art Altersteilzeit.

Das Trio will nämlich weiterhin mit der Mannschaft trainieren. "Sie möchten sich fit halten und dabei den Kontakt zum Team bewahren, wollen aber nicht mehr für die Punktspiele berücksichtigt werden", sagte Markus Ginckel, "das heißt aber nicht, dass sie grundsätzlich nicht mehr verfügbar sind, wenn bei uns Not am Mann ist."

Einen Abschied auf Zeit gibt es für Nachwuchs-Kreisläufer Ole Werner; ihn zieht es ein Jahr lang ins Ausland. Rückraumriese Johannes Laskawy entfernt sich zwar nicht ganz so weit von Norderstedt, ist dafür aber langfristiger weg. Der wurfgewaltige Linkshänder wird sich an seinem Studienort Wismar ein Team suchen.

"Angesichts seiner bisherigen zeitlichen Belastung ist dies eine verständliche Entscheidung", sagte Markus Ginckel, "Johannes hat uns in dieser Runde für die Punktspiele zur Verfügung gestanden, obwohl er bereits sein Studium in Wismar aufgenommen hatte und demzufolge sehr eingebunden war. Dafür danken wir ihm sehr, und es muss ja kein Abschied für immer sein."

Das könnte auch für Torhüter Nils Frenzel gelten, der nach einem Jahr bei der HG Norderstedt zu seinem früheren Klub SG Hamburg-Nord zurückkehrt. "Nils möchte künftig zumindest in der Oberliga spielen, was ein nachvollziehbarer Wunsch ist", so Markus Ginckel.

Auf der Position zwischen den Pfosten entsteht trotzdem keine Lücke, denn der zweite Mann neben Keeper Sven Meyer ist bereits verpflichtet. Mit Sven Vörtmann wechselt ein regionalligaerfahrener Schlussmann zu den Norderstedtern. Der 33 Jahre alte Lebensgefährte der früheren HGN-Jugendspielerin Nina Andres war in der Saison 2008/2009 beim zweiten Team der SG Flensburg-Handewitt aktiv, davor unter anderem beim TSV Hürup und dem DHK Flensborg. Er hat seinen Lebensmittelpunkt zusammen mit der Familie nach Norderstedt verlegt.

Vereinsverantwortliche setzen künftig verstärkt auf Nachwuchstalente

Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhielt das Publikum im Schulzentrum Süd einen Eindruck davon, wie das HGN-Team in der kommenden Saison aussehen könnte. Mit Ewgenie Ryzh, Hagen Kröger und Andreas Butzmann im Rückraum, Eike Wertz und Timm Conring auf den Außenpositionen sowie Claudius Laskawy am Kreis schickte Markus Ginckel für 20 Minuten eine Angriffsformation aufs Parkett, die im Schnitt nur wenig älter als 20 Jahre ist.

"Diese Jungs bilden das Gerüst für unseren neuen Kader", sagte der Trainer, "wir wollen ein junges, entwicklungsfähiges Team aufbauen und haben schon vielversprechende Gespräche mit weiteren Talenten aus dem Umfeld des Jahrgangs 1990 geführt."

Auf gezielte Suche nach einem erfahrenen Leitwolf für die Jungspunde wollen die Verantwortlichen der HG Norderstedt nicht gehen. Was aber passiert, wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, einen Führungsspieler zu verpflichten? "Ich wäre nicht abgeneigt, sofern dieser Akteur uns weiterbringt", so der Coach, "aber wenn man schon einen Umbruch vornimmt, dann muss dies auch mit Sinn und Verstand geschehen. Da muss alles zusammenpassen. Meine Aufgabe wird unter anderem sein, bei den Jungs ein 'Wir-Gefühl' zu erzeugen."

Am Sonnabend steht der zweite Platz auf dem Spiel

Zuvor müssen aber noch einmal die wettkampfmüden HGN-Routiniers ran. Am Sonnabend, 18 Uhr, will sich die HG Norderstedt (32:10 Zähler) unbedingt mit einem Auswärtserfolg beim Tabellensechsten TV Fischbek aus der Punktrunde verabschieden. Die beiden direkten Konkurrenten TuS Esingen (31:11) und AMTV Hamburg (30:12) sitzen den Norderstedtern allerdings ganz dicht im Nacken. Markus Ginckel: "Wir werden alles geben, um den zweiten Platz zu halten."