Handball-Oberligist Norderstedter SV deklassiert mit nur acht Feldspielern den Tabellenvierten MTV Herzhorn

Norderstedt. Wenn Marcus Schwarzer mit seinem Bauchgefühl recht behält - was der Trainer der Handballmänner des Norderstedter SV im bisherigen Saisonverlauf oft hatte - dann können die Spieler des Tabellenelften der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein den letzten sechs Spielen der Punktrunde 2010/2011 optimistisch entgegensehen und den Klassenerhalt als fast gesichert verbuchen.

Schwarzer hatte die Heimpartie gegen den Tabellenvierten MTV Herzhorn als Schlüsselspiel deklariert: "Wenn wir gewinnen, dann halten wir die Klasse." Das wollten sich seine Männer offenbar nicht zweimal sagen lassen: Die Norderstedter jagten ihre Gäste mit einer deklassierenden 39:25 (19:13)-Packung aus der Halle.

Angesichts der Ausgangsposition dieser Partie ist die Deutlichkeit des Sieges mehr als überraschend. Dem NSV-Trainer standen lediglich acht Feldspieler zur Verfügung. Paul Gummert (Uni-Veranstaltung), Simon Drosdatis (Studienbeginn in Pforzheim), Thorge Wegers (krank), Benjamin Etzdorf (Nasenbeinbruch) und Patrick Isler (als Schiedsrichter im Einsatz) mussten passen.

Und für Linkshänder Björn Tschritter, der sich seit Monaten mit Kniebeschwerden herumplagt, könnte die Saison sogar ganz vorüber sein: Der Rückraumspieler musste das Abschlusstraining abbrechen. "Es hat in meinem linken Knie geknirscht. Prompt waren die Schmerzen da", sagte Tschritter, "jetzt gehe ich zum Spezialisten nach Buxtehude, danach wissen wir hoffentlich, was mit mir los ist."

Christoph Stukenbrock und Julian Uwiss überzeugen als Manndecker

Zu Beginn der Partie schienen die Ausfälle Wirkung zu zeigen. Die robust deckenden Gäste forcierten Ballverluste und Fehlwürfe, und Keeper Matthias Matuch bekam zunächst keine Hand an den Ball. Doch Christoph Stukenbrock und Julian Uwiss lieferten für den Norderstedter SV über 60 Minuten in der unorthodoxen 4:2-Abwehrformation einen starken Job als Manndecker gegen Stephan Hinrichs und Kim Kardel - und dieser Einsatz trug mit fortlaufender Spieldauer Früchte.

Anfangs hatten es die Gastgeber allerdings Henning Scholz im linken Rückraum zu verdanken, dass sie im Spiel blieben; er erzielte die ersten sieben Tore für den NSV. Nach zehn Minuten legte dann das gesamte Team zu. Keeper Matthias Matuch wurde zur unbezwingbaren Wand im Norderstedter Tor und brillierte mit insgesamt 28 Paraden - er hielt unter anderem auch die beiden Siebenmeter, die den Gästen zugesprochen wurden.

Mit der Einwechslung von Thiago Santos, der immer mehr zu alter Form zurückfindet, wurde die NSV-Offensive flexibler und unberechenbarer. Tobias Schadendorf und Julian Uwiss - die beiden Rechtshänder auf den rechten Angriffspositionen - überzeugten mit insgesamt neun Toren. Und Linksaußen Christoph Stukenbrock hatte mit sieben Toren aus acht Versuchen eine fast perfekte Ausbeute.

"Wir haben uns in der Verteidigung das Selbstvertrauen für den Angriff geholt", bilanzierte Coach Schwarzer, "jetzt haben wir gezeigt, wozu wir selbst mit geschwächtem Kader in der Lage sind - es gilt nur, dieses Leistungsvermögen auch abzurufen."

Nächster Härtetest für den NSV ist die Partie bei der SG Wift/Neumünster

Was am kommenden Sonnabend unverzichtbar ist, wenn es in Wittorf gegen den Neunten SG Wift/Neumünster geht. Schwarzer: "Das wird hart vor rund 400 gegnerischen Fans. Aber jetzt wissen wir ja, was wir können..."

Spielverlauf: 2:1, 3:6 (8.), 7:7, 7:9, 10:11 (19.), 14:11 (23.), 18:12 (29.), 19:13 - 21:13, 24:16 (41.), 28:18, 30:20 (50.), 32:24, 37:24 (57.), 39:25.

Tore des Norderstedter SV: Henning Scholz (15/3 Siebenmeter), Christoph Stukenbrock (7), Tobias Schadendorf (6), Thiago Santos (5), Thomas Stegmann und Julian Uwiss (je 3).