TuRa-Judoka Daniel Falk hat mit Vereinskameradin Jindra Nesteriuk die Dan-Prüfung bestanden und spricht im Interview über die Werte des Judosports

Norderstedt. Mit schöner Regelmäßigkeit verschicken die Norderstedter Sportvereine TuRa Harksheide und 1. SC Norderstedt, die den Judosport auch wettkampfmäßig betreiben, Meldungen über Erfolge ihrer Athleten. Da sind zum Beispiel Siege in der Bundes-, Regional- oder Hamburg-Liga. Aber auch Platzierungen auf dem Siegerpodest von Einzelkämpfern oder Mannschaften der Judo-Abteilungen sind keine Seltenheit und machen die Namen der beiden Vereine auch überregional bekannt.

In diesem "Feuerwerk" aus Erfolgsnachrichten - immerhin konnte allein der TuRa Harksheide im vergangenen Jahr durch die Teilnahme an 42 Einzel- und Mannschafts-Turnieren 191 Medaillengewinne verbuchen - geht dann leicht eine so kleine Meldung unter, wie sie zuletzt die Redaktion erreichte. Tu Ra-Judopressesprecher Uwe Lemmermann teilte mit, dass Jindra Nesteriuk, 19, und Daniel Falk, 28, beides Kämpfer und Trainer in der Ju doabteilung, ihre Prüfungen zum ersten und dritten Dan, den Meistergrad, bestanden haben.

Die Norderstedter Zeitung wollte nun genauer wissen, welche Arbeit und welch großes Engagement sich hinter diesen Prüfungen verbirgt, die zum Tragen des schwarzen Gürtels berechtigen. Wie lange dauert die Vorbereitung? Welche Bedeutung hat der Lehrergrad? Wir sprachen mit Bundesligakämpfer Daniel Falk über den Sport, der so große Bedeutung für seine Lebensgestaltung hat.

Norderstedter Zeitung:

Herr Falk, herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung für den dritten Dan. Sind Sie dadurch jetzt ein besserer Kämpfer geworden?

Daniel Falk: Das würde ich nicht sagen. Je höher ich als Kämpfer in den Dan-Graden komme, desto weniger sind meine technischen Fähigkeiten im Kampf gefragt. Mit den höheren Meistergraden wird es immer wichtiger, zu zeigen, dass man den Judosport versteht.

Wie müssen wir uns das vorstellen?

Falk: Bei den Prüfungen zum ersten und zweiten Dan sind vorrangig Techniken im Stand- oder Bodenkampf zu demonstrieren. Jetzt in den höheren Graden, geht es nun auch darum, zu zeigen, wie man mit Gleichgewicht umgeht, wie man die Kraft des Gegners brechen kann oder auch welche Pinzipien zum Beispiel hinter Armhebeln oder Würgegriffen stehen. Aber um zu verstehen, was Techniken bewirken, musst du dich mit der Philosophie des Judosports befassen. Du musste lernen und verstehen, was sich unser japanischer Großmeister Jigoro Kano dabei dachte, als er Ende des 19. Jahrhunderts das Judo vom Jiu-Jitsu zu einem eigenen Kampfstil ableitete.

Welche Grundgedanken stehen denn hinter dem Judo?

Falk: In der Silbe Ju steckt die Bedeutung "Siegen durch Nachgeben". Judo ist keine aggressive Kampftechnik, sondern nutzt die Energien des Gegners aus. In den Worten Kanos ist Judo der Weg, seine geistigen und körperlichen Kräfte am effektivsten zu nutzen.

Das klingt sehr speziell. Kann ich denn Gedanken des Judo auch für mich in meinem Alltag gebrauchen?

Falk: Aber ja. Judo erzieht uns dazu, nicht überheblich, aber mutig zu sein. Als Ausführender einer Technik habe ich immer auch auf das Wohl meines Kampfpartners bedacht zu sein. Man lernt früh, dass derjenige, der sich nicht beherrschen und zurückhalten kann, sehr bald ein Problem bekommt. Wenn das keine gute Lektion fürs Leben ist...

Und vom Sportgedanken her? Was bringt Judo meinem Körper?

Falk: Judo ist für mich der allumfassendste Sport. Ich verbessere meine Kondition, werde kräftiger, und meine motorischen und kognitiven Fähigkeiten profitieren ebenfalls vom Training.

Aber wie vollzieht sich der Wandel von einem Judoschüler zu einem Kämpfer, der sich den ersten Meistergrad verdient?

Falk: Als Anfänger, zumeist ist das ja im Kindesalter - ich habe zum Beispiel mit sieben im selben Jahr wie mein zwei Jahre älterer Bruder Dominik begonnen - da versuchst du, die Bewegungen des Trainers zu kopieren. Später bist du selber in der Lage, aus den "Bausteinen" des Judo und dem Namen der Techniken für dich zu erschließen, was für Aktionen von dir gefordert sind.

Damit ist es aber für das Training zum Meistergrad nicht allein getan?

Falk: Nein. Ich bin verpflichtet, für jeden dieser Dan-Grade jeweils zwölfmal zwei Stunden speziellen Vorbereitungstrainings zu absolvieren. Auch gibt es zwischen den Meistergraden zeitliche Sperren, damit ich mich mit meinem Sport eingehender beschäftige, ehe ich eine weitere Prüfung angehe. Die Zahl des angestrebten Dan-Grades plus eins sollte die Jahresfrist sein, die nach der letzten Prüfung verstreichen muss, ehe ich einen neuen Meistergrad anstrebe.

Aber für den Lebenslauf macht sich so ein Schwarzer Gurt doch ganz gut, oder?

Falk: Oh nein. Die Prüfungen mache ich nur für mich. So etwas gehört auf keine Visitenkarte. Allerdings ist es für mich und andere Trainer im Unterricht gut, einen Meistergrad zu haben. Es kann für den Nachwuchs ein Anreiz sein, auch dorthin gelangen zu wollen.