Mini-Kader des 1. SC Norderstedt verliert das letzte Hinrundenspiel in der 1. Basketball-Regionalliga beim SV Halle II mit 48:59

Norderstedt. Ist die 48:59-Niederlage der Basketball-Frauenmannschaft des 1. SC Norderstedt beim zweiten Team des SV Halle möglicherweise der Anfang vom Ende einer langjährigen Erfolgsstory? Zumindest deutet momentan einiges darauf hin, dass sich die beste Mannschaft Schleswig-Holsteins und ihr Trainer Marco Prey am Ende der Saison aus der 1. Regionalliga, im schlimmsten Fall sogar komplett vom Wettkampfsport verabschieden werden.

Das Hauptproblem der Seals, die vor der Saison die Rücktritte der Leistungsträgerinnen Vera Thiemann und Manuela de Vries verkraften mussten: Die verschworene, kampfstarke Crew absolviert die Serie 2010/2011 mit einem extrem ausgedünnten Aufgebot. Und da Melanie Koppel wegen eines Fersensporns in Zukunft überhaupt nicht mehr eingesetzt werden kann, ist der Regionalliga-Kader von ursprünglich neun auf nur noch acht Spielerinnen zusammengeschmolzen.

Der Mangel an Personal hat gravierende Auswirkungen. "Wir können die Mannschaft in den Übungseinheiten praktisch nicht einspielen", sagt Trainer Marco Prey, "es ist mit einer derart kleinen Gruppe schlicht und einfach unmöglich, Situationen unter Wettkampfbedingungen zu simulieren. So macht das Ganze keinen Spaß."

Doch Besserung ist weit und breit nicht in Sicht. Die Basketball-Vereine in und um Hamburg bringen kaum noch regionalligatauglichen Nachwuchs hervor, routiniertere Spielerinnen sind eng mit ihren Stammklubs verbunden - für den SCN, dem zu allem Überfluss die sportliche Perspektive fehlt, ein fatales Szenario.

Dass die Norderstedterinnen trotz der insgesamt katastrophalen Rahmenbedingungen in den bisherigen neun Partien immerhin vier Siege eingefahren haben und zurzeit den achten Tabellenplatz belegen, der am Ende der Punktrunde zum Klassenerhalt in der 1. Regionalliga reichen würde, grenzt an ein sportliches Wunder - und ist ein Beweis für das große taktische und psychologische Geschick des Coaches.

Prey hat es im bisherigen Saisonverlauf stets geschafft, passende Antworten auf die zahlreichen Hiobsbotschaften, von denen er in schöner Regelmäßigkeit heimgesucht wurde, aus dem Hut zu zaubern. Demzufolge brach das Team selbst nach den mal mehr, mal weniger schweren Verletzungen von Kathrin Weiler (Bruch und Kapselanriss des Zeigefingers der linken Hand), Laima Butt (Bänderdehnung im Sprunggelenk), Juliane Pohl (Kapselanriss des rechten Daumen-Grundgelenks) und Stephanie Fuchs (Kapselanriss des rechten Mittelfingers) nicht auseinander.

Doch wie lange haben Trainer und Mannschaft noch die Energie, um den leergefegten Laden zusammenzuhalten? Den Norderstedter Improvisationskünstlern tränten ein wenig die Augen, als sie bei der Bundesliga-Reserve des SV Halle antraten; und dies nicht etwa wegen der strapaziösen und zweitaufwendigen, 375 Kilometer langen Anreise. "Es gibt dort ein Sportinternat, aus dem der Verein seine Spielerinnen rekrutiert", sagt Marco Prey, "die verfügen über Talente in Hülle und Fülle und können vor ihren Regionalliga-Matches normalerweise aus dem Vollen schöpfen."

Für den SCN hatte die letzte Hinrunden-Begegnung lediglich Warm-up-Charakter. "Wir haben in der Weihnachtspause nicht trainiert und müssen noch unsere Defizite im konditionellen Bereich aufarbeiten", sagt Marco Prey, "viel wichtiger sind die ersten fünf Partien der Rückrunde beim ASV Berlin, gegen die Braunschweiger BG, bei der SG MTV/BG Wolfenbüttel, gegen den MTV Treubund Lüneburg und Basketball Berlin Süd. In diesen Partien wird sich entscheiden, ob wir sportlich den Klassenerhalt schaffen."