Nach zwei ereignisreichen Tagen beim Schweinske-Cup bekommt Oberligist Eintracht Norderstedt Anerkennung für sein couragiertes Auftreten

Hamburg. Der Titelgewinn der Hamburger Hallenmeisterschaft hatte den Appetit längst nicht gestillt. Dies war offensichtlich, als Spieler und Trainer von Fußball-Oberliga-Verein Eintracht Norderstedt die Teilnahme am Schweinske-Cup noch einmal Revue passieren ließen.

Bei dem zweitägigen Wettbewerb in der Sporthalle Hamburg - inmitten von Profiteams aus dem In- und Ausland - verlor der Underdog zwar seine drei Gruppenspiele und schied nach der Vorrunde aus. Doch als die erste Analyse der Partien gegen Varteks Varazdin (4:6), Lyngby BK (2:4) und Olimpik Sarajevo (2:5) anstand, befanden viele: Norderstedt wurde ein wenig unter Wert geschlagen, denn in allen Spielen hatte die Mannschaft zwischenzeitlich in Führung gelegen. Nicht von ungefähr gab Devin Cengiz daher freimütig zu: "Am Dienstag hat es mehr Spaß gemacht, weil wir gewonnen haben."

Der Außenseiter macht vor 3000 Fans Werbung in eigener Sache

Der 20-Jährige stand nicht alleine mit seiner Meinung, dass mangelnde Cleverness die durchaus mögliche Halbfinal-Teilnahme verhinderte. "Das waren alles unglückliche Niederlagen", sagte Cengiz, "wir hatten gute Chancen um weiterzukommen - wir hätten es am ersten Turniertag eben besser machen müssen."

Dennoch hatte der Mittelfeldspieler mit seinem 2:1-Siegtreffer in der Vorschlussrunde der Hamburger Meisterschaft gegen den FC Bergedorf 85 überhaupt erst dafür gesorgt, dass sich Eintracht Norderstedt auf großer Bühne vor über 3000 Zuschauern präsentieren durfte. Chefcoach Andreas Prohn stand daraufhin beim Schweinske-Cup entgegen der ursprünglichen Planung neben seinem Assistenten Matthias Dieterich an der Bande. "Das haben wir unter dem Aspekt gemacht, dass vier Augen mehr sehen", erklärte Dieterich, der Prohn extra darum gebeten hatte.

Ungeachtet der Niederlagen waren beide mit ihrer Mannschaft sehr zufrieden - bereits im Vorfeld des Turniers hatte Prohn beispielsweise den Schweinske-Cup sowieso nur als "Goodie" bezeichnet, also als Belohnung für die Hamburger Meisterschaft. Der Trainer unterschied dementsprechend auch zwischen den Resultaten und den Leistungen des Teams. "Ich sehe das alles nicht so ergebnisorientiert. Wichtig ist, dass wir selbstbewusst aufgetreten sind und immer die Möglichkeit hatten, zu gewinnen. Andere Mannschaften haben das nicht hinbekommen."

Insbesondere in physischer Hinsicht war Eintracht Norderstedt jedoch in vielen Szenen den robusten Profis unterlegen. Ein weiterer Faktor dürfte die Müdigkeit in den Köpfen gewesen sein - drei Tage temporeicher Hallenfußball auf hohem Niveau sind auch durchtrainierte Oberliga-Sportler nicht unbedingt gewohnt.

Andreas Prohn haderte aber auch mit einigen falschen Entscheidungen seiner Schützlinge in aussichtsreichen Situationen: "Es hat immer wieder ein Tick gefehlt - sei es in der Konzentration oder in der individuellen Klasse. Offensiv hatten wir viele Konzentrationsmängel - wir haben acht Tore geschossen, hätten aber 20 erzielen müssen!"

Trotzdem erhielten die Garstedter viele Schulterklopfer. "Wir haben vom Hamburger Verband und vom Veranstalter ein gutes Feedback bekommen", sagte Prohn. Und Matthias Dieterich betonte, dass es eben um mehr ging als nur sportliche Meriten. "Man darf nicht vergessen, dass wir nicht nur den Verein nach außen, sondern den Hamburger Amateurfußball insgesamt repräsentiert haben."

Andreas Prohn bezweifelt indes, dass sich der Erfolg der Eintracht in der Halle direkt in gesteigertem Interesse am Oberliga-Geschehen widerspiegeln wird. "Wir sind nicht zufrieden mit unseren Zuschauerzahlen. Es sind zu wenige Fans da, es ist zu wenig Stimmung. Aber es geht nur über stetig gute Leistungen, dann wird sich das mit der Zeit entwickeln."

Für die Rückrunde sind momentan weder Zu- noch Abgänge geplant

Mit dem Trainingsauftakt am Donnerstag um 18.30 Uhr startet Eintracht Norderstedt eine Phase bis zum Monatsende mit parallel an den Wochenenden stattfindenden Hallenturnieren und Vorbereitungsspielen. Personell wird der Kader nach jetzigem Stand unverändert bleiben - allerdings ist der Ghanaer Prince Boateng Styhn, der in den vergangenen Monaten schon am Mannschaftstraining teilgenommen hat, nun offiziell spielberechtigt.

Die Verantwortlichen des Fünftligisten haben sich für das Jahr 2011 vorgenommen, größtenteils am aktuellen Personal festzuhalten. "Es sollte im kommenden Sommer keine Fluktuation geben wie in den vergangenen Jahren", so Andreas Prohn, "allerdings bieten sich auch ständig Spieler bei uns an. Es kommt immer darauf an, ob man sich auf einer Position verbessern kann oder nicht."