Beim Radcross des RSC Kattenberg musste auch Senioren-Weltmeister Jens Schwedler ab und zu runter vom Rad

Kaltenkirchen. Für den Laien sieht das, was Jens Schwedler mit seinem Rad macht, ganz klar nach Reifenpanne aus. Der 42-Jährige klemmt sich seinen Drahtesel unter den Arm und springt damit über zwei knapp 30 Zentimeter hohe Holzhindernisse. Schnell wird aber auch dem unerfahrenen Zuschauer klar, dass Schwedler keineswegs einen Platten hat, sondern beim Crossrennen im Kaltenkirchener Freizeitpark sein Sportgerät für ein paar Sekunden freiwillig trägt - wie alle anderen Teilnehmer dieses Rennens übrigens auch.

Beim dritten Cross im Park war der amtierende Altersklassen-Welt- und Europameister Jens Schwedler nicht zu schlagen. Obwohl er bereits bei den Senioren ab 41 Jahre hätte starten dürfen, nahm er den Kampf mit der Elite auf - und gewann deutlich. Schwedler, der in Ellerbek wohnt, nutzte den vom RSC Kattenberg ausgerichteten Wettkampf wie schon 2009 als willkommenen Härtetest. "Ich wollte ein Rennen fahren, bei dem ich gefordert werde. Deshalb bin ich in der Eliteklasse gestartet", so Schwedler.

Paul und Max Lindenau dominieren die Nachwuchswettbewerbe

Nicht nur der Sportler vom Harvestehuder RV hatte quasi ein Heimspiel. Ebenfalls "um die Ecke" wohnen die Brüder Paul und Max Lindenau. Die beiden Norderstedter, die für den RV Germania starten, waren in den Nachwuchsklassen nicht zu schlagen. Der Jüngere im Bunde, Paul Lindenau, war zu Beginn des Jahres Deutscher Vizemeister bei den Schülern U 15 geworden. In Kaltenkirchen nahm es der 14- Jährige mit den bis zu zwei Jahre älteren Crossern auf und siegte auch dort souverän. Das große Ziel in diesem Jahr ist für den talentierten Radsportler wieder die Deutsche Meisterschaft. Bei den nationalen Titelkämpfen, die am 8. und 9. Januar im hessischen Lorsch stattfinden, muss er ebenfalls in der U 17-Klasse antreten, da er im Jahr 2011 seinen 15. Geburtstag feiert. "Mein Ziel ist ein Podiumsplatz", sagt Paul, weiß aber, dass die Realisierung dieses Traumes schwer werden wird.

Während sich die Fahrer aus dem Norden der Republik regelmäßig bei Crossrennen in der Umgebung treffen, trifft man auf die Konkurrenz aus dem Süden Deutschlands größtenteils erst bei den nationalen Meisterschaften. Das gleiche Problem haben auch sein Bruder Max, der in der Klasse U 19 antreten wird, und Vater Lars Erdmann. Der 50-Jährige will sich in Lorsch mit den besten deutschen Senioren messen. In Kaltenkirchen wurde der dreifache Familienvater Dritter.

Zwei Podestplätze gibt es für Ausrichter RSC Kattenberg

Erfolge für den ausrichtenden RSC Kattenberg holten Youngster Léon Fergée (U 15) und Naima Wieczorreck, die bei den Juniorinnen hinter der Kielerin Julia Holzknecht Platz zwei belegte. Seit sechs Jahren ist die Schülerin des Internats Schloss Rohlstorf bereits Radsportlerin. In diesem Jahr will sie dort ihren Realschulabschluss machen. Eine ihrer Projektarbeiten hatte den Titel "Zeichen gegen Doping" zum Thema. Für die 15-Jährige, die einen Tag vor Silvester ihren 16. Geburtstag feiert, ist Radsport die optimale Freizeitgestaltung. "Das macht mir einfach unheimlich viel Spaß", sagt sie.

Dass beim Radcross ihres Vereins äußerst unangenehme Temperaturen herrschten, störte weder sie noch die anderen Radsportler, die durch den Freizeitpark preschten. Fast hätte der ausrichtenden RSC Kattenberg die dritte Auflage des "Cross im Park" allerdings abgesagt. "Der gefrorene Boden wäre zu gefährlich gewesen", so RSC-Vorsitzender Jochen Kahl. Doch glücklicherweise setzte einen Tag vor dem Rennen Tauwetter ein, und der 2,1 Kilometer lange Rundkurs Strecke war gut befahrbar. "Andernfalls hätten wir die gemeldeten Teilnehmer noch irgendwie benachrichtigen müssen. Zum Glück hat ja dann doch noch alles geklappt", sagt Jochen Kahl.

Ins Ziel kamen 110 Fahrerinnen und Fahrer, unter ihnen auch 27 Hobbysportler. Die Zuschauer, die an der Strecke und im Start- und Zielbereich die unterkühlten Daumen drückten, freuten sich über Glühwein und Erbsensuppe von Henstedt-Ulzburgs Schlachterei Nowatzki. "Wir sind rundum zufrieden. Es gab auch keine größeren Stürze oder Verletzungen", so Kahl, der die Veranstaltung gemeinsam mit Peter Evers, Erika Ahrens-Bülk und Gaby Schabram organisiert hatte.

Die Sieger, U 13: Timo Marquard (RV Germania), U 15: Léon Fergée (RSC Kattenberg), Hobby U 18: Frederik Deppmeier (Team Felt Bike-Master); U 17: Paul Lindenau (RV Germania); U 19: Julia Holzknecht (Kieler RV), Max Lindenau (RV Germania); U 23: Jan Büchmann (Nannook Cycling Team), Männer: Jens Schwedler (Harvestehuder RV), Senioren: Robert Karrasch (RG Hamburg); Hobby (Ü 18): Daniela Schulz (RG Uni Hamburg), Arndt Quer (FT Neumünster).