Tennisspieler Ingmar Deneke hofft, mit seiner Stammzellenspende geholfen zu haben

Henstedt-Ulzburg. Der Anruf vom Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR) ereilte Ingmar Deneke mitten im Urlaub im August diesen Jahres. "Ich war auf Fehmarn, als mein Telefon klingelte", erinnert sich die Nummer eins der Herren-30-Mannschaft der Tennisgemeinschaft Alsterquelle-Henstedt-Ulzburg.

Am anderen Ende der Leitung saßen Verantwortliche des NKR und teilten dem 34 Jahre alten Sportjournalisten mit, dass er eventuell als Stammzellenspender infrage kommen könnte. "Es könnte passen", lautete die NKR-Aussage. Für Ingmar Deneke bedeutete diese Information Neuland. 14 Jahre ist der Hamburger zwar bereits in der Datenbank des NKR registriert, aber dieses Mal wurde er in die engere Wahl genommen und damit ernsthaft als Spender in Betracht gezogen. "Als ich mit 20 Jahren meinen Zivildienst in Hannover in einem Pflegeheim machte, nahm ich an einer Typisierungsaktion teil. Da ist aber nie etwas nachgekommen", so Deneke.

Dieses Mal war alles anders. Zunächst musste Deneke eine Blutprobe abgeben, dann stand er auf Abruf bereit. Und schließlich, nach einer letzten, umfangreichen Untersuchung stand fest, dass der freie Mitarbeiter des NDR, dessen Stimme fast täglich im Radio zu hören ist, definitiv als Stammzellenspender für eine Person im europäischen Ausland geeignet sei. In Denekes Brust schlugen fortan zwei Herzen. "Einerseits habe ich mich gefreut, dass ich etwas Gutes tun kann. Das motiviert mich sehr. Andererseits ist es natürlich schade, dass der Termin für die Spende mitten in unserer Punktspielsaison liegt. Aber ich habe das Datum natürlich sofort akzeptiert und nicht diskutiert."

Die Kernbehandlung an sich stellte für den Sportler keine allzu große körperliche Belastung dar. An zwei Tagen wurde das Blut des Sportlers für sechs Stunden in einem speziellen Verfahren gefiltert. Dabei wurden Stammzellen entnommen. "Hinterher war ich erleichtert. Aber ich bin auch ein wenig skeptisch. Natürlich finde ich es super, dass ich die Chance hatte, zu helfen. Richtig freuen kann ich mich aber wohl erst, wenn meine Spende Erfolg hatte", sagt der Nordligaspieler, der seit dem vergangenen Winter für die TGAHU aufschlägt. Mit sechs Jahren fing der gebürtige Hannoveraner an, dem gelben Filzball hinterherzujagen. Zunächst in seiner Heimat Laatzen, später in Köln, wo er Sport studierte, anschließend in Hannover und nun also in Henstedt-Ulzburg.

In der vergangenen Woche begann die Vorbereitung. Die Zahl der im Blut befindlichen Stammzellen musste durch Medikamentzugabe in Form von Spritzen angereichert werden. Das Ganze läuft nicht ohne Nebenwirkungen ab. "Dadurch wird unter anderem die Milz belastet. Die Ärzte empfahlen mir, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Erschwerend kam hinzu, dass ich auch noch eine Erkältung hatte, was mich zusätzlich behinderte", berichtet der Niendorfer über die Ausgangssituation vor dem Punktspiel gegen den Spitzenreiter DTV Hannover. Mit halber Kraft reichte es für die erfolgsverwöhnten TGAHU-Herren nicht zum Sieg. Im Gegenteil: Hannover setzte sich mit 4:2 durch und thront nun mit 6:0 Zählern einsam an der Spitze der 1. Nordliga.

Und nun wartet am Sonnabend ausgerechnet Lokalrivale Ellerauer TC. Für die Gastgeber, die nach der 1:5-Niederlage beim Uhlenhorster HC Tabellenletzter in der Nordliga sind, geht es um den Klassenerhalt. Nur ein Sieg hilft dem ETC wirklich weiter. "Wir sind klare Außenseiter", weiß Mannschafsführer Florian Scheidat.

Die TGAHU steht beim Match gegen den Nachbarn ebenfalls unter Zugzwang. Um nicht auch in die Abstiegszone zu rutschen, muss mindestens ein Punkt her. Ob Ingmar Deneke in diesem wichtigen Match spielen wird, bleibt abzuwarten. "Ich muss ein wenig aufpassen und soll mich nicht überanstrengen. Das ganze wird wohl auf eine spontane Entscheidung hinauslaufen. Eigentlich geht es mir gut."

Dass die Henstedt-Ulzburger Herren in dieser Saison vielleicht sogar noch sportlich in Bedrängnis geraten, hätte wohl niemand vor der Saison geahnt. Aber das Gefühl, einem Menschen vielleicht das Leben gerettet zu haben, lässt den sportlichen Ehrgeiz ein wenig in den Hintergrund rücken. Ingmar Deneke: "Solche Dinge gehen vor."