Die U 19-Mannschaft von Eintracht Norderstedt verpasst mit dem 0:0 gegen den FC St. Pauli die Tabellenführung

Norderstedt. Genau genommen gibt es für die U-19-Fußballer von Eintracht Norderstedt 5210 Möglichkeiten, um zu sehen, welche Spielweise ihr Trainer Stefan Dähling nicht mag. So viele Videos listet zumindest die Internet-Plattform YouTube unter dem Suchbegriff "Cristiano Ronaldo Highlights" auf.

Wenn man das 0:0-Unentschieden gegen den FC St. Pauli am fünften Spieltag der A-Junioren-Regionalliga Nord als Maßstab nimmt, dürften spektakuläre Dribbler wie der portugiesische Weltstar so langsam zu einem roten Tuch für den Norderstedter Coach werden. Denn während sich seine Offensivkräfte in ihrer Umständlichkeit im Torabschluss gegenseitig übertrafen, verzweifelte Dähling an der Seitenlinie. "Die wollen es immer nur schön machen. Wir üben im Training permanent den Vollspannschuss, aber hier wird mit der Innenseite geschoben."

Linus Meyer, Danijel Suntic, Nick Scharkowski und Tim Kahl vergaben gleich reihenweise Chancen zur Führung. Die Krönung war ein missglückter Kopfball von Meyer aus zwei Metern neben das Tor in der 43. Minute.

Der FC St. Pauli, der als Tabellenführer zum Duell mit dem ersten Verfolger an die Ochsenzoller Straße gekommen war, schien hingegen über weite Strecken der Partie zufrieden damit zu sein, das Geschehen abwartend zu gestalten und die Norderstedter aus der Reserve zu locken. Hauptsache nicht verlieren - dies schien das Motto der von Ex-Profi Joachim Philipkowski trainierten Gäste zu sein. "Die haben hervorragend gegen den Ball gearbeitet", sagte Stefan Dähling.

Für ihn ist die kontrollierte Ausrichtung der Hamburger auch ein Beleg dafür, dass Eintracht Norderstedt von den etablierten Vereinen längst als ernsthafte Konkurrenz wahrgenommen wird. "Wir haben uns den Respekt im Laufe des Spiels abgeholt. Ich habe aber auch nicht gesehen, warum der FC St. Pauli der Top-Favorit auf den Titel ist", so der Eintracht-Coach.

Während die Defensive der Garstedter im Verlauf des zweiten Durchgangs größtenteils stabil blieb, änderte sich zu Dählings Leidwesen nichts an der Ineffizienz im Angriff. "Bei uns hat bis auf das Toreschießen alles funktioniert", sagte er, "daher kann ich mit dem Remis nicht zufrieden sein."

Nachdem Danijel Suntic in der 75. Minute lieber per Außenrist den Abschluss suchte und den möglichen Heimsieg vergab, blieb dem Trainer nur die Flucht in den Sarkasmus. "Fußballspieler sind eben immer kleine Kinder - egal ob sie zwölf oder 26 Jahre alt sind." Genauso missfällt ihm, dass die Youngster vermeintlichen Kleinigkeiten zu viel Aufmerksamkeit schenken. "Nach dem Training vergleichen sie, wie toll ein ,Tunnel' war. Und auch in der Halbzeitpause reden sie darüber."

Einen gewichtigen Unterschied gibt es aber eben doch zum eingangs erwähnten Vorbild aus dem TV - bei aller Finesse hat Cristiano Ronaldo nämlich auch noch gute Torquoten vorzuweisen. Daher empfiehlt Stefan Dähling, den einen oder anderen Bundesliga-Auftritt eines Hamburger Stürmers zu verfolgen - mit dem Stichwort "schnörkellos" im Hinterkopf. "Wenn sie etwas gucken wollen, dann sie sollen sie Kickern wie Ruud van Nistelrooy zuschauen."

Verglichen mit der Saison 2008/2009 dokumentiert die Unzufriedenheit des Trainers natürlich auch die gestiegenen Ansprüche bei den A-Junioren von Eintracht Norderstedt. Die Duelle mit dem FC St. Pauli gingen - wenn auch unter anderen personellen Voraussetzungen - in der vergangenen Spielzeit mit 0:6 und 3:6 eindeutig an den Nachwuchs des Bundesliga-Klubs.

Bemerkenswert bleibt: Die Dähling-Crew ist in dieser Saison weiterhin ungeschlagen. Und für mehr Effektivität vor dem gegnerischen Tor gibt es ja immer noch die Tipps vom Coach in Sachen Anschauungsunterricht...