Lange verteidigt Eintracht Norderstedt die Führung, ehe der FC St. Pauli II das erste Oberliga-Match mit 2:1 gewinnt

Norderstedt. Einen derartigen Rahmen für ein Fußballspiel hat das Edmund-Plambeck-Stadion lange nicht mehr gesehen. Dass am ersten Spieltag der Oberliga Hamburg stolze 635 Zuschauer die Partie zwischen Eintracht Norderstedt und der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli sehen wollten, ist fraglos denkwürdig.

635 Zuschauer kommen ins Edmund-Plambeck-Stadion

Es fehlte nicht viel, dann hätten insbesondere die Norderstedter Fans die Erinnerung an einen Überraschungssieg mit nach Hause nehmen können. Der bittere Knock-out kurz vor Schluss war gleichermaßen ernüchternd als auch vermeidlich. Eintracht-Trainer Andreas Prohn haderte damit, dass seine Spieler zu oft lediglich reagierten. "Es ist schwierig, gegen eine so spielstarke Mannschaft wie den FC St. Pauli nur zu verteidigen."

Dabei hatte die Eintracht speziell in der ersten Halbzeit gezeigt, dass die Abwehr des Titelkandidaten anfällig ist. Wiederholt unterschätzten dessen Innenverteidiger lange Bälle und wurden von den Norderstedter Stürmern stehengelassen.

Das 1:0 nach einer Viertelstunde war hierfür ein Musterbeispiel: Jordan Brown erreichte den von Roman Sakiev geschlagenen Pass und vollendete mit einem technisch sehenswerten Linksschuss in die lange Ecke. Nach einem Konter hätte der Youngster in der 34. Minute eigentlich sogar noch das zweite Tor erzielen müssen, scheiterte allerdings freistehend mit einem ungenauen Abschluss.

FC St. Pauli II profitiert von Norderstedts taktischen Fehlern

Dennoch fehlte es mit zunehmender Spieldauer an Entlastung. Dies kritisierte auch Innenverteidiger Sören Warnick: "Wir haben zu passiv gespielt, uns hinten reindrängen lassen und darum gebettelt, ein Gegentor zu kriegen."

Zwar fehlte St. Pauli meist die Genauigkeit beim finalen Pass oder im Torabschluss, doch die Abwehrschlacht nahm kein gutes Ende. In der 73. Minute wurde die Eintracht von einem kurz ausgeführten Freistoß überrumpelt, Torwart Marcel Kindler unterlief zudem die Flanke - und Jan-Philipp Kalla drückte den Ball über die Linie. Für Andreas Prohn ein vermeidbarer Treffer. "Da gab es eine klare Zuteilung. Wir waren zu schläfrig."

Verhängnisvolle Passivität in den Zweikämpfen

Auch beim ernüchternden 1:2 wurde die Passivität im Zweikampf bestraft. Der flinke Dribbler Fousseni Alassani stürmte in den Strafraum, selbst mit vier Mann konnte Norderstedt die Situation nicht klären; Nils Pichinot traf aus dem Gewühl heraus mit einem trockenen Schuss in die lange Ecke.

Letztlich mangelte es den Gastgebern in den entscheidenden Szenen an der nötigen Aggressivität. "Wir haben das nicht so trainiert. Eigentlich geht immer einer unserer Spieler auf den ballführenden Mann", kritisierte Andreas Prohn deutlich.

Die Vorwürfe des Coaches trafen allerdings nicht auf Jordan Brown zu. In seinem ersten Oberliga-Auftritt war das aus der eigenen Jugend stammende Talent nicht nur wegen seines Treffers der beste Spieler, sondern überzeugte auch mit starken Zweikämpfen und vielen Ballgewinnen.

Es ist zu erwarten, dass er auch morgen im Oddset-Pokal bei Germania Schnelsen (19 Uhr, Kunstrasen Riekbornweg) von Beginn an auflaufen wird.

Tore: 1:0 Brown (15.), 1:1 Kalla (73.), 1:2 Pichinot (86.).

Gelb-Rote Karte: Bektas (Eintracht Norderstedt/88./Foulspiel).

tracht Norderstedt: Kindler - Sakiev, Warnick, Lindener, Dreyer - Ulusoy (67. Ljubisavljevic), Siedschlag, Brown, Lipke (74. Barlak) - Bektas, Monteiro (46. Browarczyk).