Chef-Greenkeeper Sebastian Schultz und sein Team sorgten bei den Internationalen Golf-Amateurmeisterschaften von Deutschland für optimale Spielbedingungen

Alveslohe. Mehr als vier Stunden Schlaf waren in den letzten Tagen für Sebastian Schultz und seine 15 Mitarbeiter nicht drin. Seit Donnerstag wurden auf der Anlage des Gut Kaden Golf- und Landclubs die Internationalen Amateurmeisterschaften von Deutschland ausgetragen. Und Schultz war als Chef-Greenkeeper für den einwandfreien Zustand der Fairways und besonders der Greens verantwortlich.

Kein leichtes Unterfangen für den 39-Jährigen, denn in diesem Jahr erschwerten die extremen Witterungsbedingungen den Aufbau und die Pflege des Platzes, der auf 138 Hektar insgesamt 27 Löcher umfasst. Und bei den Titelkämpfe, zu denen insgesamt 122 Starter aus 13 Nationen zugelassen wurden, sollte schließlich alles in perfektem Zustand sein.

Das bedeutete für das Platz-Pflegeteam schon im Vorfeld einen erheblichen Arbeitseinsatz. Keine braunen Flecken, kein verbranntes Gras - die Anlage präsentierte sich trotz der zurückliegenden extremen Hitzeperiode in sattem Grün. "Wasser ist nicht alles", sagt Schultz, "viel wichtiger ist eine stickstoffhaltige Ernährung des Bodens, damit der Rasen widerstandsfähig ist."

Unmittelbar vor dem Turnier musste Schultz den Platz kaum wässern und konnte den Golfern einen harten Untergrund bieten, der sportliche Höchstleistungen, wie die 65-er-Runde von Marcell Schneider (Golfclub Schloss Monrepos) zulässt. Schultz: "Man muss ein Gespür für das Wetter entwickeln und ganz flexibel die richtigen Entscheidungen treffen, um den Platz in Schuss zu halten."

Bewässert wird mittels eine Computerprogramms. Vier Sprengköpfe sind um jedes Grün herum platziert. Im vergangenen Jahr schaffte die Betreibergesellschaft des Golfplatzes eine neue Pump-Anlage an, die mit höherem Druck arbeitet.

"Grundsätzlich ist Greenkeeping keine Bauchentscheidung, sondern eine Wissenschaft", sagt Schultz. Nach Abitur, Bundeswehr und einer Lehre als Kfz-Mechaniker absolvierte Schultz als junger Bursche ein sechswöchiges Praktikum beim Golfclub Treudelberg - und fand Gefallen an der abwechslungsreichen Tätigkeit auf dem Golfplatz. Er begann eine drei Jahre dauernde Ausbildung, die er für ein Stipendium an der Universität Minnesota unterbrach, um dort Turf-Grass-Management zu studieren. Nach Abschluss der Ausbildung in den Staaten dauerte es noch eine Weile, ehe er 2005 als Assistent des damaligen Kaden-Greenkeepers Hermann Schulz nach Alveslohe kam.

"Diese Anlage war schon immer mein Traum gewesen", sagt der Kaltenkirchener, der selbst nur zum Spaß Golf spielt und ein Handicap "um die 50" hat. Als sein Ausbilder und Mentor dann 2007 zum Hamburger SV nach Norderstedt wechselte, übertrug Gut-Kaden-Geschäftsführer Wolfgang Mych ihm Ende 2007 die Chefposition.

"Zu Beginn habe ich schon ein wenig Druck verspürt. Schließlich waren es große Fußstapfen, in die ich getreten bin. Hermann Schulz war und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet", sagt Sebastian Schultz, der inzwischen reichlich Erfahrung gesammelt, Bewährtes übernommen, aber auch seinen eigenen Stil entwickelt hat. "Die Zusammenarbeit mit Wolfgang Mych und seinem Team ist hervorragend, Greenkeeper auf Gut Kaden mein Traumjob."

Der frühe Arbeitsbeginn von 5 Uhr ist für den jungen Familienvater kein Problem. Den Tag über, wenn die Anlage in Alveslohe von den Mitgliedern des Golfclubs frequentiert wird und die Pflege weitgehend ruht, kann er so viel Zeit mit seinem eineinhalb Jahre alten Sohn Henri verbringen.

An den Turniertagen der Internationalen Amateurmeisterschaften von Deutschland hat sich der übliche Arbeitseinsatz allerdings verdoppelt. Unmittelbar nach dem letzten Flight setzte auf der Anlage am Nachmittag der Motorenlärm der riesigen Mäher ein, um den Rasen auf den Bahnen und Grüns auf die richtige Höhe zu stutzen. Die Fairway-Maschinen haben eine Arbeitsbreite von rund vier Metern und kosten etwa 100 000 Euro pro Stück.

Nur wenig billiger sind die Spezialmäher, mit denen Vorgrüns- und Grüns bearbeitet werden. Lediglich 3,2 Millimeter lang dürfen die Halme sein, damit die Aktiven beim Einlochen keine Probleme bekommen. "Nach dem Turnier lassen wir die Halme wieder ein bisschen wachsen. Dann wird auf 3,5 Millimeter gestutzt", sagt Sebastian Schultz.

Was abends vorbereitet wurde, musste am frühen Morgen so etwa ab 4 Uhr noch einmal in Topzustand gebracht werden. "Da haben wir schon Zeitdruck, denn die ersten Flights beginnen meist um 8 Uhr", sagt Schultz, der mit seinen Männern am heutigen Montag erst einmal durchschnauft. "So ganz frei haben wir aber nie. Schließlich sollen auch unsere Mitglieder jeden Tag eine perfekte Anlage vorfinden."