Bei den Senioren-Fußball-Landesmeisterschaften in Henstedt-Ulzburg siegte im Feld der Frauen Ü30 das ehemalige Erstligateam des Schmalfelder SV.

Henstedt-Ulzburg. Es ist ein geschichtsträchtiges Trikot, das die Fußballerinnen des Schmalfelder SV für den Krombacher-Pokal in Henstedt-Ulzburg überstreiften. Eine Landesmeisterschaft ist eben ein perfekter Zeitpunkt, um besondere Ereignisse neu aufleben zu lassen. Am Schäferkampsweg in Henstedt-Ulzburg wurden die Titelträger für Ü30 und Ü35-Frauen sowie Ü40-Herren ausgespielt. Doch nur ein Teilnehmer konnte von sich sagen, ausschließlich ehemalige Bundesliga-Spielerinnen aufzubieten.

In den 90er-Jahren trug ein Team des Schmalfelder SV den Vereinsnamen in die deutsche Sportwelt hinaus. Genauer gesagt gehörten sie zwischen 1990 und 1992, 1993 und 1995 sowie in der Saison 1996/1997 in der Bundesliga Nord zu den besten weiblichen Mannschaften Deutschlands. Ende der 90er-Jahre folgte der freiwillige Rückzug aus dem Leistungsbereich, heute wird auf dem Dorf immerhin wieder in der Verbandsliga Süd und somit in der fünfthöchsten Klasse gespielt.

Ex-Trainer Nils Göttsche führte das alte SSV-Frauenteam wieder zusammen

Trainer Nils Göttsche stand schon zu Bundesliga-Zeiten an der Seitenlinie. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass die einstige Erfolgstruppe wieder zusammenfand. "Die Idee, hier mitzuspielen, hatte immer geschwelt. 2011 haben wir dann zum ersten Mal teilgenommen. Wir trainieren zwar nie zusammen, aber man merkt das Verständnis untereinander", sagte er.

Aus der gemeinsamen Zeit haben viele enge Freundschaften Bestand. Ein Beispiel: Stephanie Güldenzoph, die in Henstedt-Ulzburg aus Zeitgründen nicht mitkicken konnte, ist Trauzeugin von Göttsche und seiner Ehefrau, der 31-fachen Nationalspielerin Britta Carlson. Sie ist die prominenteste Schmalfelderin, war eine der Botschafterinnen für die Fußball-WM der Frauen 2011 und bestand im März dieses Jahres den Lehrgang zur Fußball-Lehrer-Lizenz.

Diese erwarb Carlson gemeinsam mit Größen wie Stefan Effenberg, Mehmet Scholl oder Christian Wörns und bestand ihre Prüfungen mit einer hervorragenden Endnote von 1,3. Heute arbeitet sie für den Deutschen Fußball-Bund als Assistenz-Trainerin der U17-Nationalmannschaft und zusätzlich als Verbandsportlehrerin beim Niedersächsischen Verband.

Die Landesmeisterschaft hatte auch den Charakter eines Klassentreffens

Viele von Carlsons Teamgefährtinnen sind nicht mehr so eng dem Fußball verbunden, sondern haben Kinder, sind verheiratet oder haben aus beruflichen Gründen wenig Zeit für den Sport. Daher hatte die Landesmeisterschaft auf der Sportanlage des SV Henstedt-Ulzburg den Charakter eines Klassentreffens mit viel Gelächter, lockeren Sprüchen und nebenbei vielen Toren.

Die Erinnerung an vergangene Zeit lebt weiter und mittlerweile auch die Motivation, zumindest einmal pro Jahr für ein Turnier zusammenzukommen. Schon wegen ihres Kaders gingen die Schmalfelderinnen als klare Favoritinnen an den Start in Henstedt-Ulzburg.

Die Auslosung wollte es so, dass der nominell stärkste Kontrahent bereits zu Beginn wartete. Gegen den Wittenseer SV, bekannt aus früheren Regionalliga-Duellen, gab es ein zähes 1:0. Mit demselben Resultat bezwang der SSV den MTSV Olympia Neumünster sowie die SG Bösdorf/Ascheberg/Kalübbe/Grebin. Der TSV Schönwalde (5:0) und zum Abschluss die IF Eckernförde (6:0) wurden dafür standesgemäß demontiert, sodass Schmalfeld im Klassement souverän den ersten Platz belegte. Die Titelverteidigung gelang übrigens wie schon beim Triumph 2011 ohne Gegentor und Punktverlust.

"Gerne wieder" - nach diesem Motto gingen die Frauen später auseinander. Denn die Idee einer Traditionsmannschaft mit einem Repertoire von Spielerinnen funktioniert offenbar. "Das war ein schönes Wiedersehen", sagte etwa Anke Welbers, früher Spielführerin im Team. "Sonst wohnen wir doch so weit auseinander."

Und Marcia Monroe Merchant - ausnahmsweise größtenteils im Tor eingesetzt und kaum gefordert - ergänzte: "Das hat Spaß gemacht. Hinten im Tor war es entspannt. Im nächsten Jahr werde ich mit Sicherheit wieder dabei sein."

Ü40-Männer des SV Henstedt-Ulzburg ziehen erst im Finale den Kürzeren

Beinahe hätten auch die Oldies des SV Henstedt-Ulzburg an selber Stelle triumphiert, musste sich aber im Endspiel dem Osterrönfelder TSV mit 0:2 beugen. Die Routiniers von SVHU-Coach Uwe Brümmer waren schon in Vorrundengruppe B auf ihren späteren Finalgegner getroffen, hatten sich dort aber noch ein 0:0 erkämpft.

In der Parallelgruppe war die SG Kattendorf/Kisdorf Vierter geworden und musste sich im Spiel um Platz sieben dem TSV Selent nach einem 1:1-Remis im Elfmeterschießen beugen.