Sportler der Norderstedter Werkstätten bereiten sich auf ersten Qualifikationswettbewerb für die Special Olympics vor.

Norderstedt. Es herrscht Aufbruchstimmung bei den Mitgliedern der Norderstedter Werkstätten. Und allen voran geben wieder einmal die Sportler dieser Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung ein Beispiel dafür, wie positive Lebensplanung und langfristige Zielsetzung aussehen können. Denn der Startschuss in Form eines gemeinsamen Frühstücks aller Beteiligten für die "heiße" Vorbereitung auf die Special Olympics 2012, die vom 20. bis 26. Mai in München stattfinden, ist für zwölf Leichtathleten und drei Schwimmer der Werkstätten auch der Auftakt zum Kampf für ein viel größeres Ziel.

Die National Games in München sind nämlich bereits die erste Chance für Sportler mit geistiger Beeinträchtigung, sich für die World Games 2015 in Los Angeles zu qualifizieren. Dorthin fliegen zu dürfen, das ist die Hoffnung aller Athleten von Werkstätten-Sportlehrerin Maike Rotermund. Ein Traum, der den Werkstättlern immerhin schon von drei Athleten aus ihren Reihen vorgelebt wurde und denen sie gerne nacheifern möchten.

2007 durfte Tobias Meyer zu den Weltspielen nach Shanghai reisen und brachte eine Bronzemedaille mit, 2011 flogen mit Silke Sacher und Annika Sube bereits zwei Sportler nach Athen - und hatten auf dem Rückweg Gold, Silber und Bronze im Gepäck.

"Jeder unserer Sportler möchte so was erleben, und ich wünsche allen, dass ihnen das irgendwann gelingt", sagt Maike Rotermund, "entsprechend groß ist die Beteiligung an unseren Trainingsterminen. Wirklich jeder ist regelmäßig und mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz bei der Sache."

+++ Special Olympics haben enorme Bedeutung für Athleten +++

Doch der große Elan und die rege Beteiligung bringen ganz normale Probleme mit sich, denn auch Sport für einen guten, sprich sozialen Zweck, kostet Geld - und das nicht wenig. "Für unsere Reise nach München mit 15 Sportlern, sieben Betreuern und fünf Familienangehörigen, die uns unterstützen, werden wir inklusive Übernachtung, Startgebühr, Verpflegung und Flug um die 16 000 Euro bezahlen", sagt Maike Rotermund und erklärt so, warum auch bei den Werkstätten mit ganz spitzem Bleistift gerechnet werden muss.

Zwar haben die Norderstedter für dieses Großereignis Rücklagen gebildet - zum Beispiel durch den Gewinn einer 5000-Euro-Prämie im vergangenen Jahr beim Wettbewerb "Mission Olympic" der Coca-Cola GmbH und des Deutschen Olympischen Sportbundes -, und jeder Teilnehmer beteiligt sich mit 200 Euro an den Reisekosten. Doch Maike Rotermund ist froh, dass es dann noch Menschen wie Hans-Dieter Linberger gibt. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilienfirma in Henstedt-Ulzburg ist regelmäßiger Gast bei den Werkstättensportlern.

Und der 58-Jährige hat oft - und nun auch wieder - ei nen Scheck dabei, dieses Mal über 500 Euro. "Ich bewundere die Leistung von Maike Rotermund und ihrem Team hier bei den Norderstedter Werkstätten, "das ist eine sehr wichtige Arbeit, die unterstützt werden muss. Und ich hoffe, dass ich auch einen Anstoß für andere Personen und Firmen gebe, dass es nicht immer diese Riesensummen sein müssen, um etwas Gutes zu bewirken. Hier hilft jeder Euro."

Ein Beispiel hierfür liefert Athen-Fahrerin Silke Sacher. Die 27 Jahre alte Leichtathletin mit Down-Syndrom ist seit acht Jahren für die Norderstedter Werkstätten tätig und ist eine von rund 200 der insgesamt 360 Mitarbeiter, die auch das Sportangebot wahrnehmen. "Silke hat sich in den Jahren hier unwahrscheinlich gut entwickelt, ist gereift und viel selbstständiger geworden", sagt ihr Vater Wolfgang Sacher, der auch als Tischtennis-Trainer für die Werkstätten aktiv ist, "das ist soweit gegangen, dass Silke nun eigenständig seit Oktober in einer Wohngruppe lebt."

Und auch für sportliche Arbeit gibt es aktuelle Belege. Mit dem Landesleistungszentrum haben Alexander Knaub, 33, und Andreas Winter, 31, bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Halle/Saale teilgenommen. Knaub sicherte sich mit dem Diskus (25,49m) den Titel und gewann mit Kugel (9,72m) und Speer (29,65m) jeweils Silber. Andreas Winter freut sich über die Plätze vier (Weitsprung), fünf (200-Meter-Sprint) und acht (60m).

Aber jetzt geht es wieder zurück in die große Gruppe mit den anderen Werkstättensportlern. Maike Rotermund: "Schließlich lautet doch das Motto der National Olympics in München: Gemeinsam stark sein..."

Wer die Arbeit der Werkstätten unterstützen will, kann über www.norderstedter-werkstaetten.de im Internet Kontakt aufnehmen.