Trainer Volker Paul soll Henstedt-Ulzburgs Drittliga-Mannschaft im oberen Mittelfeld etablieren

Henstedt-Ulzburg. Schriftlich fixiert ist zwar noch nichts, doch unter gestandenen Männern gilt ja auch der Handschlag als Vertrag: Der Neumünsteraner Volker Paul wird in der Saison 2012/2013 die Drittliga-Frauenmannschaft der HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf trainieren.

Paul, der nach der laufenden Punktrunde Interimscoach Sönke Radetzky ablöst, hat sich mit Olaf Knüppel, dem Handball-Spartenleiter des SV Henstedt-Ulzburg, auf eine zunächst einjährige Zusammenarbeit geeinigt. Der Lehrer für Pflegeberufe, der bis Dezember 2011 die Drittliga-Männer des DHK Flensborg gecoacht hat, soll das Team zusammen mit Co- Trainer Tim Bracklow weiterentwickeln und im vorderen Mittelfeld der dritthöchsten deutschen Spielklasse etablieren. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt macht der 54-Jährige deutlich, wie er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen will.

Hamburger Abendblatt:

Herr Paul, Sie haben seit 2004 beim Norderstedter SV, der SG HSV Handball, dem THW Kiel und dem DHK Flensborg ausschließlich mit Männern und Jugendlichen zusammengearbeitet. Warum übernehmen Sie nun ein Frauenteam?

Volker Paul:

Frauenhandball ist für mich ja kein Neuland, ich habe unter anderem von 1998 bis 2004 den Regionalliga-Verein Olympia Neumünster trainiert. Als im Januar die Anfrage meines früheren Spielers Olaf Knüppel kam, musste ich nicht lange überlegen. Das Konzept des SV Henstedt-Ulzburg, künftig parallel zu den Männern auch den Frauenbereich beim SVHU professioneller zu strukturieren, ist fundiert und schlüssig. Die neue Aufgabe ist sehr reizvoll, da es in Henstedt-Ulzburg gute Rahmenbedingungen gibt, um Leistungshandball zu spielen und richtig was auf den Weg zu bringen. Ein angenehmer Nebeneffekt ist zudem, dass ich künftig einen wesentlich geringeren Zeitaufwand habe als noch beim DHK Flensborg; lange Fahrten zum Training und zu den Punktspielen will ich mir nicht mehr antun.

Welche Schwerpunkte hat das von Ihnen erwähnte Konzept?

Paul:

Wir wollen uns in der 3. Liga Nord etablieren, was nachhaltig nur über eine gute Nachwuchsarbeit und eine stärkere Verzahnung der weiblichen A- und B-Jugend mit dem Frauenbereich gelingen kann. Zu professionelleren Strukturen gehört aber auch eine Erhöhung des Trainingsumfanges.

Das bedeutet konkret?

Paul:

Zwei gemeinsame Übungseinheiten pro Woche sind definitiv zu wenig, wenn man sich als Kollektiv verbessern will. Und auch im Technik- und Fitnessbereich wollen und werden wir künftig intensiver als bisher arbeiten. Vielleicht gelingt es uns dann ja auch, einige Elemente aus dem Männerhandball zu übernehmen, denn der ist in puncto Athletik und Präzision ein völlig anderes Spiel.

Sie kennen beide Seiten der Medaille. Ganz ehrlich: Was ist denn nun schwieriger zu trainieren, ein Frauen- oder ein Männerteam?

Paul:

Das lässt sich so grundsätzlich nicht sagen. Man muss Frauen gegenüber eine ganz andere Ansprache finden, darf nicht so forsch, robust und klar sein wie mit Männern. Allerdings ist die Trainingssteuerung mit Frauen leichter, da sie in den Übungseinheiten disziplinierter sind. Die Männer nehmen sich wesentlich mehr Freiheiten heraus, sind dafür aber auch spontaner. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Bei der Betreuung im Wettkampf gibt es dann allerdings keine großen Unterschiede.

Sie haben Videoaufzeichnungen ausgewertet, Ihr neues Team von der Tribüne aus beim 27:20 gegen den TSV Owschlag und beim 27:31 gegen den VfL Oldenburg II aber auch schon zweimal live unter Wettkampfbedingungen beobachtet. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Paul:

Alle kämpfen bis zur letzten Sekunde, das imponiert mir. Die Mannschaft hat einen guten Eindruck hinterlassen, kann aber noch viel mehr. Sie hat ihr spielerisches Potenzial längst nicht ausgereizt und ist taktisch ein wenig limitiert, weil mit Rückraumspielerin Tina Pejic nur eine Linkshänderin im aktuellen Kader steht. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist deshalb, für die kommende Saison eine weitere Linkshänderin, am besten sogar zwei, zu verpflichten.

Wann beginnen Sie den Trainerjob in Henstedt-Ulzburg?

Paul:

Bis zum Ende der Punktrunde 2011/2012 trägt Sönke Radetzky die Verantwortung. Ich werde mit ihm zusammen im Mai und Juni die Übergangsphase gestalten, in der einige Turniere und Beachhandball auf dem Programm stehen. Richtig los geht's für alle dann im Juli.

Am Sonnabend stehen die Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf in der 3. Liga Nord vor einer wohl unlösbaren Aufgabe: Der Tabellenneunte (12:22 Punkte) muss um 18.30 Uhr beim verlustpunktfreien Spitzenreiter BVB-Füchse Berlin (36:0) antreten.