Die Henstedt-Ulzburgerin Sabrina Schultz-Lubowiecki lenkt den Traber-Fuchswallach Sweet Fly ebenso erfolgreich wie die Familie.

Henstedt-Ulzburg. Ein Trabrennpferd kann in der Startphase 50 Kilometer pro Stunde und schneller sein. Und da wie auf der Straße noch andere Verkehrsteilnehmer ins Geschehen eingreifen - noch dazu auf engem Raum - kommt es in einem Rennen manchmal auch zu kniffligen Situationen.

Eine solche bewältigte Sabrina Schultz-Lubowiecki aus Henstedt-Ulzburg zuletzt in Hamburg-Bahrenfeld. Als der Berliner Amateurfahrer Michael Hamann im ersten Bogen mit dem Favoriten Pontiac Simoni in die Spur der Hausfrau geriet und mit einem Sulkyrad einfädelte, blieb die Mutter von vier Kindern so ruhig wie zu Hause. Zwar verlor sie durch die Behinderung entscheidend an Tempo; als der Störenfried jedoch nach außen weggaloppiert war, spitzte ihr Fuchswallach Sweet Fly nur die Ohren und folgte der enteilten Konkurrenz.

Dass unter diesen Umständen kein vorderer Platz mehr möglich war, nahm Sabrina Schultz-Lubowiecki, 31, gelassen. "Das Pferd ist gut gelaufen und wir sind heil ins Ziel gekommen", sagte sie nach dem "Kälteschock" auf dem 1000-Meter-Oval am Altonaer Volkspark. Siebte war sie geworden - ein besseres Resultat war ihr auch in den ersten sieben Rennen ihrer Karriere, die im Juni 2009 begann, nicht gelungen.

Bei der ersten Fahrt mit Sweet Fly gelingt auf Anhieb ein Sieg

Dass sie aber ein Händchen für den Sport hat, bewies sie dann beim achten Versuch, ihrer ersten Fahrt mit Sweet Fly. Ende Oktober 2011 lag das Duo auf der Derbybahn in Berlin-Mariendorf vom Start weg in Führung und feierte einen überraschenden Erfolg mit der Siegquote von 266:10 Euro.

Kurz vor Weihnachten rechtfertigte Sabrina Schultz-Lubowiecki das Vertrauen von Trainer Volker Frahm (Au krug) und steuerte Chuck Frazer in Hamburg auf den zweiten Platz. "Das war eine Prüfung, in der nur Fahrer mit weniger als 25 Siegen teilnehmen durften. Solche Rennen müsste es öfter geben, damit die Neulinge im Trabrennsport nicht immer gegen die etablierte Fahrerelite antreten müssen", sagt sie.

Die Anfrage von Volker Frahm, schon übermorgen ihre elfte Fahrt zu bestreiten, hat Schultz-Lubowiecki indes abgelehnt. Sie begleitet ihre Töchter zu einer Aufführung im Rahmen einer Ponykörung.

Die Kinder stehen halt im Mittelpunkt der Familie. "Mein Mann und ich freuen uns schon auf die Minitraber-Saison im Sommer, wenn wir unsere Töchter zu den Rennen fahren und viel Zeit auf dem Helenenhof in Aukrug verbringen", sagt Mutter Sabrina.

Es trifft sich gut, dass Ehemann Björn, deutscher Verkaufsleiter einer belgischen Laminat-Firma, inzwischen dasselbe Hobby wie seine Frau hat. "Ich hatte früher mit Pferden nichts am Hut", gesteht der Geschäftsmann, "aber für die Kinder ist der Umgang mit den Tieren eine tolle Sache. Und auch mir macht das Fahren im Sulky Spaß."

Die Amateurfahrerprüfung legte Björn Schultz zusammen mit Sabrina Schultz-Lubowiecki ab, berufsbedingt liegt seine Lizenz aber brach. Seiner besseren Hälfte verhalf er mit dem Kauf des Franzosen Sweet Fly vor zweieinhalb Jahren aber zu einem guten Rennpferd. Zwar hat Björn Schultz den Wallach zwischenzeitlich an den Stall Saja weitergegeben, der sechs Jahre alte Fuchs steht aber weiterhin bei Trainer Volker Frahm in Aukrug und gehört ebenso zur erweiterten Schultz-Familie wie Boxer Cappo und Havanese Chino.

Er erträgt brav den Trubel mit Laura-Sophie, 13, Lia-Marie, 11, und Lenja-Dinorah, 5, die sich sonst mit ihren Ponys Maurice, Kervin, Enya und Shakespeare beschäftigen - und steht geduldig still, wenn die einjährige Liv-Leonie auf seinem Rücken Platz nimmt. "Wenn man bedenkt, dass Pferde Fluchttiere sind und er noch dazu ein temperamentvoller Traber, ist das kaum zu glauben", sagt Sabrina Schultz-Lubowiecki.

Fahrerin und Pferd verbindet die Liebe zu Kindern

Der Fuchs hat wohl einen besonderen Charakter und ist kinderlieb. Damit ähnelt er seiner Partnerin im Sulky: Den Doppelnamen trägt sie nämlich mit Rücksicht auf die beiden ältesten Töchter aus erster Ehe, zu deren leiblichem Vater die "Schultzens" ein gutes Verhältnis pflegen und der die Mädchen regelmäßig sieht.

Der nächste Renntag in Hamburg-Bahrenfeld beginnt am Sonntag um 14 Uhr.