Mitgliederversammlung beschließt Auflösung. Vereinsvermögen soll an den Hamburger SV übertragen werden

Norderstedt. Der Hamburger Sportverein Ochsenzoll-Norderstedt e.V., dessen Wurzeln bis ins Jahr 1928 zurückreichen, dürfte in naher Zukunft Geschichte sein - oder etwa doch nicht? Fakt ist: Nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Sporthalle an der Ulzburger Straße, in deren Verlauf im zweiten Wahlgang mit 163 Ja-, 48 Nein-, zwei ungültigen Stimmen sowie zwei Enthaltungen der Beschluss über die Auflösung des Vereins gefasst wurde, kündigte HSV-Ochsenzoll-Vorsitzender Holger Criwitz an, das Zustandekommen des Ergebnisses noch einmal juristisch überprüfen zu lassen.

Was war geschehen? Im ersten Wahlgang hatten die 233 anwesenden Stimmberechtigten die erforderliche Mehrheit um sieben Stimmen verfehlt. Daraufhin wurde wegen eines vermeintlichen Formfehlers ein zweiter Wahlgang gefordert und nach kurzer Diskussion beschlossen. Möglicherweise auch deshalb, weil Carl-Edgar Jarchow, Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV, für den Fall der Ablehnung des Auflösungsbeschlusses angekündigt hatte, die Zahlungen an den HSV Ochsenzoll für die Nutzung des 130 000 Quadratmeter großen Geländes an der Ulzburger Straße einzustellen.

Für den HSV Ochsenzoll ein Schreckensszenario; schließlich ist der Verein, der neben der Gastronomie über keine weiteren Einnahmequellen verfügt, nicht in der Lage, die jährlichen Betriebskosten von etwa 700 000 Euro zu decken und somit auf das Geld des HSV zwingend angewiesen.

Oliver Scheel, der im Vorstand des Hamburger SV für die Belange der Mitglieder zuständig ist, hatte die Linie des Universalsportvereins vor der Mitgliederversammlung in Norderstedt noch einmal unmissverständlich formuliert: "Der HSV Ochsenzoll-Norderstedt ist ein eingetragener Verein wie der Hamburger SV, hat aber vor drei Jahren seine aus steuerrechtlichen Gründen sehr wichtige Gemeinnützigkeit verloren. In der Satzung des HSV Ochsenzoll steht, dass er dann sein Vereinsvermögen auf den Hamburger SV zu übertragen hat. Wir haben den Fall in den letzten zwei Jahren überprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Alternative zur Auflösung gibt."

HSV-Ochsenzoll-Chef Holger Criwitz, der 2. Vorsitzende Willi Fischer und Kassenwart Frank Schaube brachten trotzdem eine zweite Variante ins Spiel. "Wir haben einige zur Wiedererlangung der Gemeinnützigkeit erforderlichen Kriterien erarbeitet und präsentiert, sind aber überstimmt worden", so Fischer.

Für den Beschluss, den HSV Ochsenzoll aufzulösen, ist laut Satzung eine Dreiviertelmehrheit der Vereinsmitglieder erforderlich. Der erste Versuch am 12. Dezember 2011 scheiterte, da die Versammlung nicht beschlussfähig war. Von den aktuell 70 095 HSVern hätten 52 571 anwesend sein müssen.

Bei der nun erforderlichen zweiten Versammlung reichte die Dreiviertelmehrheit der anwesenden Stimmberechtigten: Im ersten Wahlgang wären dies 168 Stimmen gewesen, im zweiten lag das Quorum bei 163. Holger Criwitz: "Jetzt muss abgewartet werden, ob das Ergebnis von Vereinsmitgliedern angefochten wird. Möglicherweise ist das Thema noch nicht vom Tisch."

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Hamburger SV, Otto Rieckhoff, ist derweil bemüht, die Vorteile einer Auflösung des HSV Ochsenzoll für den Amateursport zu propagieren. "Damit ist die Option, die Sportanlagen in Ochsenzoll zu verbessern, gegeben. Wir tauschen schon seit Jahren das Personal oder die Gerätschaften mit dem Stadion in Stellingen aus und wollen weiterhin Synergien suchen. Unser langfristiges Ziel ist, einen Teil des Nachwuchs-Leistungsbereichs von Norderstedt nach Hamburg zu verlegen. Das heißt auch, dass es in Ochsenzoll mehr Möglichkeiten für die Amateursportler geben wird. Es muss sich also niemand Sorgen machen."