Die Hamburg-Liga-Handballer festigen in der Halle des Schuluentrums Süd mit einem 28:26-Erfolg gegen den Norderstedter SV die Tabellenführung.

Norderstedt. In einem Handball-Derby zweier Stadtrivalen erwartet der Fan auf der Tribüne, dass sich beide Kontrahenten im wahrsten Sinn des Wortes nichts schenken. Deshalb waren einige Zuschauer durchaus irritiert, als die Hamburg-Liga-Männer der HG Norderstedt gut eine Stunde vor Spielbeginn in der Halle des Schulzentrums Süd Gastgeber Norderstedter SV gleich fünf Kisten "Kaltgetränk" überreichten. Bestechung? Eine Kriegslist? "Nichts von alledem, das ist die Prämie, die wir dem NSV im vergangenen Monat für einen Sieg über die HG Hamburg-Barmbek ausgelobt hatten", sagte HGN-Coach Markus Ginckel, "und die Jungs haben das Match mit einigen guten Tipps von uns ja auch gewonnen."

Weitere Gastgeschenke seitens der HG Norderstedt, die die Tabellenführung verteidigen wollte, gab es allerdings nicht. Ginckels Männer behielten in einer packenden Partie die Oberhand und verließen das Feld als 28:26 (14:14)-Sieger.

Dieses Resultat war angesichts des Spielverlaufs keine Selbstverständlichkeit. Herausforderer NSV trumpfte zunächst kess und unbeschwert auf. Tobias Schadendorf im rechten Rückraum und Linkshänder Torben Albers steuerten den Löwenanteil zur zwischenzeitlichen 10:6-Führung des NSV bei. Die laxe Abwehr der HG Norderstedt war daran nicht unschuldig; Grund genug für Markus Ginckel, schon nach 14 Minuten sein Team-Timeout zu nehmen und die 6:0-Deckung auf eine 5:1-Formation umzustellen.

Anschließend erzielte die HGN drei Treffern in Folge, um sich dann einige Nachlässigkeiten im Abschluss zu erlauben und die Hausherren wieder bis auf 14:11 davonziehen zu lassen.

Nun nahm NSV-Spielertrainer Thiago Santos, der im linken Rückraum auflief, eine Auszeit und schwor seine Crew darauf ein, die gefundene Linie beizubehalten. Doch Markus Ginckel nutzte die Denkpause besser. Der Trainer kommandierte Spielmacher Andreas Butzmann als Sonderbewacher für Santos ab - und hatte mit seiner taktischen Maßnahme den erhofften Erfolg. Bis zur Halbzeitpause traf nur noch die HGN. Und bis Mitte des zweiten Durchgangs fiel dem Norderstedter SV wenig ein, um sich mit der neuen Situation im Angriff zu arrangieren.

"Da waren wir zu ideenlos, nicht flexibel genug", analysierte Thiago Santos, "gut, dass uns diese Schwäche in einer Partie aufgezeigt wurde, in der wir keine Punkte eingeplant hatten. Daran werden wir jetzt verstärkt arbeiten."

Doch auch Markus Ginckel nahm wichtige Erkenntnisse mit nach Hause. Ohne Not ließ die HGN die Zügel ein wenig schleifen, und erneut nutzte Tobias Schadendorf seine Chancen, um die inkonsequente Abwehr des Tabellenführers mit drei Treffern binnen fünf Minuten zu bestrafen. In der 52. Minute keimte beim Zwischenstand von 23:26 sogar noch einmal Hoffnung für den NSV auf.

Doch es blieb beim Wunschdenken. Die erste Zeitstrafe in der sehr fair geführten Partie gegen Abwehrspezialist Mark Fentner (54.) nahm dem NSV den frischen Wind gleich wieder aus den Segeln. Und auch die Manndeckungen gegen Butzmann und Ewgenij Risch brachten nur noch Ergebniskosmetik.

"Wir hatten darauf spekuliert, dass wir mit unser besser besetzten Bank den längeren Atem haben würden", sagte Markus Ginckel, "entsprechend habe ich immer wieder das schnelle Spiel nach vorn gefordert, um diese Tendenz zu forcieren. Das war gut, doch wir haben den NSV durch eigene Nachlässigkeiten zwischendurch doch immer wieder aufgebaut."

Der Coach der HG Norderstedt registrierte den zwölften Saisonsieg seiner Mannschaft mit gemischten Gefühlen; sein Abschied zum Saisonende ist beschlossene Sache, und die Vereinsverantwortlichen haben einen Nachfolger für ihn wohl schon gefunden.

"Diese Umstände haben wir in der Spielvorbereitung erfolgreich verdrängen können. Wir wollen Hamburger Meister werden und in die Oberliga aufsteigen", sagte Markus Ginckel. "Was nach der Serie mit mir wird, werde ich in Ruhe sehen. Ich kann mir auch eine Handballpause gut vorstellen."

Spielverlauf: 2:1, 3:3, 5:3 (7. Minute), 7:6, 10:6 (14.), 10:9, 12:9 (21.), 14:11 (25.), 14:14 - 16:16, 16:19 (39.), 17:19, 18:21 (43.), 18:24 (47.), 22:25 (51.), 24:28 (56.), 26:28 (58.).

Tore des Norderstedter SV: Tobias Schadendorf (8), Thiago Santos (7/davon 3 Siebenmeter), Torben Albers (6), Thomas Stegmann und Oliver Kloster (je 2), Christoph Stukenbrock (1).

Tore der HG Norderstedt: Andreas Butzmann (10/5), Heiko Peters (5), Christian Schulz (4), Jan Beermann (3), Ewgenij Risch (2), Hagen Kröger, Eike Wertz, Timm Conring und Claudius Laskawy (jeweils 1).