Im Segeberger Rathaus an der Lübecker Straße ist noch bis Ende März eine Ausstellung über das ehemalige Wahrzeichen der Kreisstadt zu sehen

Bad Segeberg. Es fiel wie so viele schöne Bauten dem Modernisierungswahn der 60er-Jahre zum Opfer. Im Jahr 1968 wurde das weiße, mit Giebeln und Erkern verzierte, schlossähnliche Segeberger Kurhaus abgerissen. Hoch über dem Segeberger See war es bis dahin ein Wahrzeichen der Kur- und Kreisstadt.

Die Steine des Kurhauses dienten schnöde als Fundament für den Parkplatz Backofenwiese. Jetzt leben Geschichte und Geschichten des Kurhauses in der Ausstellung "Einst stand ein Kurhaus über dem See" im Segeberger Rathaus an der Lübecker Straße wieder auf.

Der Heimatkundler Peter Zastrow und Hans-Werner Baurycza, der das Kalkbergarchiv besitzt, forschten über das Kurhaus, sammelten Exponate wie alte Postkarten, Geschirr und Souvenirs und stellten daraus die Ausstellung zusammen, in der auch noch nie gezeigte Exponate zu sehen sind. Die meisten Stücke kommen aus Bauryczas Archiv.

Der Kaufmann Heinrich Wickel hatte aufgrund des Steinsalz-Abbaus der Segeberger Saline die Idee, in Segeberg ein Solebad zu eröffnen. Ab 1. Juli 1884 bot er in seinem Elternhaus an der Oldesloer Straße Solbäder an. Rasch entwickelte der agile Kaufmann jedoch die Idee, oberhalb des Segeberger Sees ein Bade- und Kurhaus zu bauen. Als architektonisches Vorbild wählte er das Casino in Monte Carlo.

Am 13. September 1884 wurde der Grundstein gelegt, am 20. Dezember war bereits Richtfest, und am 24. Mai 1885 wurde das prunkvolle Kurhaus eingeweiht. Doch so erfolgreich wie erhofft war Wickel mit seinem Kurhaus nicht. Er verkaufte es, doch das Haus kam auch unter neuen Besitzern nicht in Schwung. Die Segeberger Bürger machten dem Desaster ein Ende, gründeten im Dezember 1892 die "Actiengesellschaft Soolbad Segeberg" und kauften die Anlage für 140 000 Mark. 1924 brachte das Solebad der Stadt die Auszeichnung "Bad" ein.

Während der Katastrophe des Ersten Weltkrieges mussten die Segeberger ihr Schmuckstück über dem See in ein Lazarett verwandeln. Das Kurhaus wechselte noch mehrmals den Besitzer, bis es 1968 vom Kaufmann Kurt Himpkamp abgerissen wurde. Heute stehen dort das Vitalia-Seehotel und die Segeberger Kliniken.

Die Ausstellung "Einst stand ein Kurhaus über dem See" ist bis 28. März im Segeberger Rathaus an der Lübecker Straße geöffnet.