Nach zwei Vizemeistertiteln in Folge holt Crossfahrer Paul Lindenau vom RV Germania seine erste nationale Goldmedaille in Kleinmachnow.

Norderstedt. Die Strecke in Kleinmachnow war für Radsportler Paul Lindenau kein unbekanntes Terrain. In den vergangenen Jahren absolvierte der 15 Jahre alte Crossfahrer vom RV Germania hier schon öfter das eine oder andere Rennen und wusste folglich, was ihn bei den Deutschen Meisterschaften in dem brandenburgischen Örtchen erwartete. "Das ist ein technischer Kurs mit engen, scharfen Kurven", beschreibt der junge Harksheider den 2500 Meter langen Rundkurs.

Den giftigen Anstiegen folgten oft rutschige Abfahrten. Der tiefe, sandige Boden tat sein Übriges, um den Teilnehmern das Leben schwer zu machen. Das musste auch Paul Lindenau schnell feststellen. "Ich bin gleich in der ersten Runde in einer Abfahrt gestürzt und über den Lenker geflogen. Zum Glück ist mir nichts passiert und auch die Kette nicht abgesprungen", sagte der Harksheider, der mit dem Schrecken davon kam.

Der Adrenalinstoß kam offensichtlich zur richtigen Zeit. Der junge Crossfahrer stieg sofort wieder aufs Rad und setzte sein Rennen fort - gerade noch rechtzeitig, bevor die Verfolger ihn eingeholt hatten. Der ungeplante Zwischenfall hinterließ allerdings Spuren im Nervenkostüm des Favoriten: "Ich war nach dem Sturz extrem nervös und habe noch mehr als vorher aufgepasst."

Die Führung, die Paul Lindenau im Rennen der Altersklasse U 17 von Beginn an inne hatte, behielt er bis zum Schluss. Nach vier Runden und einer Zeit von 30:46 Minuten überquerte der neue Champion die Ziellinie. 17 Sekunden später folgte der zweitplatzierte Ludwig Cords (Harvestehuder RV), Dritter wurde Leo Appelt (Langenhagen). Nach zwei Vizemeistertiteln in den Jahren 2010 und 2011 holte Paul Lindenau nun endlich den ersten Sieg bei einer nationalen Crossmeisterschaft. Richtig genießen konnte er seinen Triumph allerdings erst viel später. "Ich musste ja auch zum ersten Mal zu einer Dopingkontrolle. Das Ganze war ziemlich aufregend", so Paul Lindenau, der schon mit vier Jahren sein erstes Radrennen bestritt.

Der Gewinn des deutschen Meistertitels indes ist keine Überraschung. Paul und sein zwei Jahre älterer Bruder Max sind Mitglied des Stevens-Jeantex-Teams, zu dem die besten Crossfahrer Deutschlands gehören. Dort bekommen sie die größtmögliche Unterstützung für ihren Sport. Ihr Trainer ist kein Geringerer als Jens Schwedler.

Der 43-Jährige wurde in Kleinmachnow Deutscher Meister bei den Senioren und feierte gleichzeitig seinen Abschied als Aktiver. "Wir haben mit dem gesamten Team gefeiert. Das war schön", sagt Paul Lindenau.

Als Coach bleibt Schwedler dem Stevens-Team erhalten, und die beiden Brüder profitieren vom Wissen und der Erfahrung des zweifachen Cross-Weltmeisters. "Wir bekommen von ihm Trainingspläne, die wir dann abarbeiten", sagt Paul Lindenau. Drei- bis viermal pro Woche schwingen sich die Brüder aufs Rad, ab und zu wird gelaufen. Hinzu kommen ein paar Übungseinheiten im Fitness-Studio.

Der Cross-Sport ist die Leidenschaft der gesamten Familie - Max Lindenau sicherte sich bei den nationalen Titelkämpfen Platz sechs bei den Junioren der Altersklasse U 19, Vater Lars Erdmann wurde Zehnter bei den Senioren. "Mein Traum ist, Radprofi zu werden. Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich sie nutzen", sagt Paul Lindenau. Träumen ist erlaubt, den Blick für die Realität hat das Radsporttalent aber dennoch nicht verloren: "Natürlich werde ich erst einmal meine Schule beenden", sagt der frisch gebackene Jugendmeister, der die Willy-Brandt-Schule in Garstedt besucht und dort in drei Jahren sein Abitur bauen will.

Am Wochenende steht das Finale des Stevens-Cyclocross-Cups an

Zum Abschluss der Cross-Saison starten die Lindenau-Brüder am Wochenende beim Finale des Stevens-Cyclocross-Cups in Buchholz. Im Frühling wechseln die Radsportler dann auf die Straße. "Da ist die Konkurrenz größer", sagt Paul Lindenau, der sich sehr auf die rasanten Fahrten freut. Ein Höhepunkt der Sommersaison ist die einwöchige Jugendfahrt, die im August im niederländischen Assen stattfindet. Paul Lindenau: "Das ist eine Riesenveranstaltung, da ist richtig was los."

Weitere DM-Ergebnisse, Elite: 21. Raoul Rothe (Sievershütten); Schüler: 30. Jaron Wieczorrek (RSC Kattenberg).