Frank und Andrea Knief lebten sechs Jahre in Südafrika und drücken den Gastgebern bei der Fußball-WM die Daumen

Norderstedt. Frank Knief war leicht beunruhigt. Ausgerechnet am Sonntag, an dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ja bekanntlich ihre Auftaktpartie bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika gegen Australien bestreitet, leitet der Norderstedter zusammen mit Ehefrau Andrea eine Tanzkaderschulung in Braunschweig. "Ich war lange Zeit der Meinung, dass die Deutschen schon um 16 Uhr spielen. Zum Glück stimmt das ja nicht", sagt Fußballfan Knief. Das Match beginnt bekanntlich erst um 20.30 Uhr, da sollte der Tanzlehrer unter normalen Umständen rechtzeitig zu Hause in Garstedt vor dem Fernseher sitzen können.

Nicht ganz so euphorisch, aber trotzdem genauso interessiert verfolgt seine Ehefrau Andrea das Geschehen in Südafrika. "Die Menschen dort freuen sich wahnsinnig auf die Titelkämpfe im eigenen Land. Sie glauben auch, dass sie Weltmeister werden können. Ich würde es der Mannschaft und den Bewohnern so sehr wünschen, dass sie bei der WM die Gruppenphase überstehen. Aber ich fürchte, das klappt nicht. Die Gegner Frankreich, Uruguay und Mexiko sind wohl zu stark."

Andrea Knief befürchtet Vorrunden-Aus für Südafrika

Die Verbundenheit zu Land und Leuten ist verständlich, denn Frank und Andrea Knief lebten und arbeiteten von 2003 bis 2009 in Kapstadt, der nach Johannesburg und Durban drittgrößten Stadt Südafrikas. Mittlerweile sind die Kniefs wieder zurück in ihrer Heimat. Andrea ist seit zwei Monaten beim TTC Savoy im TuRa Harksheide für die Lateintänzer verantwortlich, Frank Knief ist unter anderem beim TC Hanseatic Lübeck als Trainer beschäftigt.

1992 feierte das Paar in Moskau mit dem Gewinn der Amateurweltmeisterschaft über Zehn Tänze ihren größten sportlichen Erfolg als aktive Sportler. Zwar wechselten beide später gemeinsam ins Profilager, beendeten dort aber schnell ihre Laufbahn. "Wir sind bei den Berufstänzern auf die gleichen Konkurrenten wie zuvor bei den Amateuren getroffen", sagt Frank Knief, "das hat uns nicht mehr gereizt."

Parallel zur Tanzlaufbahn arbeiteten Frank und Andrea Knief an ihrer Trainerausbildung.Bis 2003 waren beide als Übungsleiter beim 1. SC Norderstedt tätig. Zu ihren Schülern zählten unter anderem die Jugend-Vizeweltmeister Harro Engelmann/Christine Deck, Melissa Ortiz-Gomez, die bei der RTL-Serie "Let's Dance" mit dem Gute-Zeiten-Schlechte-Zeiten-Schauspieler Raul Richter tanzte, Dimitri und Milana Mikulich, Kai Eggers und Astrid Lewerenz sowie Gerwin Biedermann und Betty Urbeinz.

Im gleichen Jahr erhielten Frank und Andrea Knief dann ein Angebot aus Kapstadt, wo damals auch Andreas Schwester Sabine lebte. Kennedy Ford, der Sportwart des südafrikanischen Tanzsportverbandes, suchte einen Nationaltrainer für den Nachwuchs. Eine reizvolle Aufgabe, doch zunächst zögerten die Norderstedter. Die Kniefs wollten sicher sein, dass ihre beiden Kinder in der Schule unterkommen. Und zunächst war kein Platz frei.

Dann wurde es hektisch. Plötzlich konnte Alexander doch in die erste Klasse einer Grundschule gehen und Celina den Kindergarten besuchen. "Für uns war das eine große Herausforderung. Es war nicht leicht, in Norderstedt alles aufzugeben, wir haben sehr lange überlegt", so Andrea Knief.

"Wir haben uns in Kapstadt immer sicher gefühlt"

Sechs Jahre verbrachte die Familie in Südafrika. Mit 320 Tagen Sonne im Jahr, einem tollen Klima und einem sehr angenehmen Lebensstandard. Gewalt oder Übergriffe erlebten die Norderstedter nie. "Wir haben uns in Kapstadt immer sicher gefühlt", so Frank Knief. Dass nach sechs Jahren trotzdem Schluss war, hatte mehrere Gründe. "Organisatorische Mängel haben uns die Arbeit oft erschwert. Man kann das nicht mit dem deutschen System und der Ausbildung in Deutschland vergleichen. Die südafrikanischen Tänzer sind sehr talentiert, aber vielen Jugendlichen fehlt die richtige Einstellung."

Als dann auch noch Präsident Jacob Zuma Korruption, Begünstigung, Steuerhinterziehung und sogar Vergewaltigung vorgeworfen wurden, entschloss sich das Tanztrainerpaar zur Rückkehr nach Deutschland. "Wir hatten kein Vertrauen mehr in die Regierung", sagt Frank Knief. Um ihren Kindern eine gute Schulausbildung zu garantieren, verließen er und seine Ehefrau schweren Herzens den schwarzen Kontinent, kehren dorthin aber ein- bis zweimal im Jahr zurück.