Die Oberliga-Handballer betreiben Ursachenforschung, was zum Fall in die 5. Liga führte. Der 2. Vorsitzende René Prignitz stellt sich den Fra gen der Norderstedter Zeitung.

Die Saison in der Hamburger Handball-Oberliga ist mit mehreren Paukenschlägen beendet worden. Dabei interessiert aus Norderstedter Sicht weniger, dass die Meisterfrage im Fotofi nish doch noch zugunsten der SG Hamburg-Nord entschieden wurde.

Viel schwerer wiegt, dass die Männer der HG Norderstedt entgegen aller Erwartungen am letzten Spieltag durch ihre desaströse 28:29-Niederlage beim Tabellenachten Ahrensburger TSV von Rang drei noch auf den sechsten Platz durchgereicht wurden. Die bittere Folge: Das Team von HGN-Coach Markus Ginckel hat sich sportlich nicht für die neue Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein qualifiziert.

Die Norderstedter Zeitung sprach mit René Prignitz, dem 2. Vorsitzenden der HG Norderstedt und Verantwortlichen für den Männer-Leistungsbereich, über das verfehlte Klassenziel und die Konsequenzen.

Norderstedter Zeitung:

Herr Prignitz, der verpasste Oberligaplatz hat alle Beobachter überrascht. Trifft diese Entwicklung auch den Verein unvorbereitet?

René Prignitz:

Der Schock sitzt bei uns tief, die Enttäuschung ist sehr groß. Ich muss zugeben, dass wir keinen Plan B in der Ta sche haben, weil wir auf den Kader vertrauten und angesichts der Saisonverlaufs von unserer Oberliga-Qualifikation überzeugt waren. Immerhin hätte unsere Bilanz von 30:14 Punkten in allen Spielzeiten der letzten zehn Jahre für Platz drei oder vier genügt.

NZ:

Was passiert jetzt? Im Profi-Fußball werden in so einer Situation Köpfe gefordert.

Prignitz:

Aber da befinden wir uns hier zum Glück nicht. Letztlich sind es doch Schüler, Studenten, kaufmännische Angestellte oder Handwerker, die bei uns ihrem Sport mit Leidenschaft nachgehen. Klar, wir hatten ein Ziel, das wir verfehlt haben. Die Ursachen hierfür werden wir mit Spielern und Trainer zuerst hinter verschlossenen Türen analysieren.

NZ:

Aber es muss doch eine Grundtendenz bei der HGN geben...

Prignitz:

Grundsätzlich sind wir bereit, mit allen Beteiligten daran zu arbeiten, diese Scharte in der kommenden Serie wieder auszuwetzen. Mir gefällt zum Beispiel, dass ein alter Hase wie Timm Conring sich sofort zu seiner Mitverantwortung bekannt hat und dem Team auch in der Hamburg-Liga zur Verfügung steht. Jetzt wird intern erst einmal Tacheles geredet, dann sehen wir weiter, wer noch im Boot sitzt oder sitzen möchte.

NZ:

Aber zeugt das sportliche Scheitern in der Oberliga nicht von einem Strukturproblem?

Prignitz:

Unser Leistungskonzept, mit dem engen Zusammenspiel zwischen erstem Männerteam, Juniorenkader und A-Jugend-Bereich, scheint vorerst gescheitert. Unser Unterbau hatte einen zu großen Aderlass zu verzeichnen. Das Zusammenwirken war eine Einbahnstraße in Richtung des ersten Teams.

NZ:

Angesichts des Saisonfinals werden wieder Stimmen laut, die den Zusammenschluss von HGN und Norderstedter SV fordern.

Prignitz:

Diese Stimmen gibt es ständig, und auch Gespräche werden immer wieder geführt. Aber angesichts der aktuellen Situation mit einem NSV, der sich schon qualifiziert hat, besteht kein Handlungsbedarf. Und noch gibt es ja auch geringe, aber realistische Chancen, dass wir durch Bewegung in der 2. Bundesliga und Regionalliga doch noch in die Oberliga nachrücken dürfen.