Das Team von Trainer Maik Wetzel setzt im Regionalliga-Abstiegskampf ein weiteres Ausrufezeichen und forciert die Aufholjagd. Das rettende Ufer ist allerdings immer noch fünf Punkte entfernt.

Bad Bramstedt. Es war wie in alten Zeiten. Schon zwei Minuten vor dem Abpfiff erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen und spendeten ihren "Helden" rhythmischen Applaus für eine grandiose Vorstellung beim 37:26 (18:13)-Erfolg gegen das zweite Team des THW Kiel. Fast 400 Handballfans in der Schäferberghalle waren verblüfft und begeistert, mit welchem Willen die Bramstedter TS eine gewiss nicht schlechte Gästemannschaft an die Wand spielte. "Ein verdienter Sieg der BT", sagte Gästetrainer Volker Paul nach dem Schlusspfiff.

Als Genickbrecher für die "Zebras" aus der Landeshauptstadt erwies sich dabei die Schwäche beim Ausnutzen von Überzahlsituationen. Dreimal standen sechs Kieler vier Bramstedtern gegenüber - jedes Mal stemmte sich die Hausherren erfolgreich gegen einen Treffer und erzielten selbst in zweifacher Unterzahl Tore.

Das erste Statement von BT-Trainer Maik Wetzel nach der ersten "Beruhigungszigarette" vor der Hallentür: "Die Mannschaft hat mit einer geschlossenen Teamleistung ein Ausrufezeichen gesetzt." Außerdem gibt es so etwas wie den Tim-Völzke-Effekt. Der Rückkehrer vom VfL Bad Schwartau steigerte sich nach anfänglichen Problemen deutlich und servierte dem Publikum in der zweiten Hälfte einige "Leckerbissen". Viel wichtiger aber ist, dass seine Kollegen den Glauben an die eigene Stärke wiedergefunden haben.

"Wir sind aufs Feld gegangen und wollten gewinnen. Das haben wir dann getan", sagte Abwehrmann Kjell Köpcke. Kreisläufer Marcus Dahlinger bewies mit sechs Treffern, warum er in der vergangenen Spielzeit den Spitznamen "Mr. 100 Prozent" erhalten hat. Sören Petersen, vor der Winterpause eher ein zaghafter "Ergänzungsspieler", düpierte den Kieler Bundesliga-Nachwuchs mit einigen frechen Aktionen und erzielte drei Treffer. Alexander Hennings avancierte trotz Trainingsrückstands zum Leader in entscheidenden Phasen. Und Tom Wetzel zeigte an der Seite von Völzke im Angriff nicht nur wegen seiner elf Treffer eine ganz starke Leistung.

Es gab nicht einmal einen Bruch im Spiel, als das Schiedsrichtergespann Peter Roloff wegen dessen dritter Zeitstrafe die Rote Karte zeigte. Und selbst als die Kieler Tim Völzke und Tom Wetzel in Manndeckung nahmen, geriet die BT nicht aus dem Konzept. "Wir haben uns neu sortiert und die passenden Antworten gefunden", so der Coach.

"Einsatz und Leidenschaft. Das wollen die Zuschauer sehen", sagte Reiner Reusch, seit vielen Jahren aufmerksamer Beobachter des Bramstedter Leistungshandballs. Reusch und viele andere Fans werden wiederkommen und die Mannschaft beim "Unternehmen Klassenerhalt" unterstützen. Vor Weihnachten schien dieser Kampf aussichtslos. Wer die BT-Handballer jetzt trotz eines Fünf-Punkte-Rückstands zum rettenden Ufer nicht auf der Rechnung hat, begeht möglicherweise einen großen Fehler.

Die Tore der Bramstedter TS: Tom Wetzel (11/2 Siebenmeter), Marcus Dahlinger (6), Alexander Hennings (5), Tim Völzke (4), Arbnori Maxhera (3), Sören Petersen (3), Peter Roloff, Björn Walluks (je 2), Kjell Köpcke (1).