Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke. Beim 26:29 lässt ein Teil des Teams den Siegeswillen vermissen.

Bad Bramstedt. Niedergeschlagen saß Handballer Björn Walluks (Bramstedter TS) noch Minuten nach dem Schlusspfiff abseits des Trubels auf dem Boden der Schäferberghalle. Auf dem Parkett feierten die Spieler des LHC Cottbus derweil ihren überraschenden Auswärtserfolg.

Walluks, der sich zuvor 60 Minuten lang gegen die drohende Niederlage gestemmt hatte, wollte von all dem nichts sehen und hatte sich das Trikot über den Kopf gestülpt. Zu tief saßen Frust und Enttäuschung über die deprimierende 26:29 (12:12)-Heimniederlage des Handball-Regionalligisten, dessen Situation im Abstiegskampf sich weiter verschlechtert hat.

Es war wie so oft in dieser Spielzeit. Die BT legte los wie die Feuerwehr, führte schnell mit 5:0 und spielte die verängstigten Cottbuser an die Wand. Doch dann riss der Faden. Das Selbstvertrauen schwand, und die Anzahl der handballerischen Stockfehler nahm zu. Besonders bitter: Als sie in Rückstand gerieten, ließen einige Bramstedter Akteure den unbedingten Siegeswillen vermissen.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der Bramstedter TS momentan Welten. Vom Minimalziel Klassenerhalt war vor der Spielzeit die Rede gewesen, Trainer Maik Wetzel hatte insgeheim sogar mit einem Platz unter den besten fünf Teams geliebäugelt. "Wenn alles perfekt läuft", so seine Einschränkung vor dem Saisonstart.

Doch der Coach hat seine Mannschaft offensichtlich überschätzt. Personell konnte der Fortgang von Rückraumspieler Tim Völzke zum Zweitligisten VfL Bad Schwartau noch nicht kompensiert werden. Sören und Torben Petersen sind zwar engagiert bei der Sache, doch Akzente setzen beide nicht.

So liegt die Verantwortung auf zu wenigen Schultern. Leistungsträger wie Peter Roloff und der erst 19 Jahre alte Tom Wetzel scheinen dem enormen Druck nicht gewachsen zu sein und lasen es zudem bisweilen an der nötigen Disziplin mangeln.

Erschwerend kamen Verletzungen von Stammspielern wie Marcus Dahlinger hinzu, die das Team zusätzlich geschwächt haben. Nicht nur der erfahrene Kreisläufer ist ratlos: "Ich bin davon ausgegangen, dass nach meiner Rückkehr ins Team ein Ruck durch die Mannschaft geht. Aber das ist nicht der Fall. Wir brechen immer wieder ein. Ich habe dafür keine Erklärung."

Dahlinger und einige andere Kollegen schmerzt der sportliche Misserfolg, doch nicht alle Bramstedter Spieler scheinen den Ernst der Lage erkannt zu haben.

"Als Mannschaft waren wir gegen Cottbus nicht kompakt. Das war keine geschlossene Einheit", kritisierte Trainer Wetzel.

Der Coach wirkte niedergeschlagen und will nach der Pleite erst einmal Abstand gewinnen. "Ich schaue mir die Videoaufzeichnung ganz genau an und werde in der Woche mit den Spielern reden." Beim Tabellenvierten SG Flensburg-Handewitt II darf sein schmerzlich vermisster Filius Tom am Freitag im Rückraum zwar wieder mitwirken, doch eine Trendwende ausgerechnet gegen die "Bundesliga-Reserve" ist unwahrscheinlich.

Die BT, die mit 4:14 Punkten auf Platz 15 abgerutscht ist, hat zwar "nur" drei Zähler Rückstand auf den wichtigen zehnten Rang. Doch ohne personelle Verstärkungen dürfte der Abstieg in die Oberliga nur schwer zu vermeiden sein.

Die Tore der Bramstedter Turnerschaft: Björn Walluks (8), Peter Roloff (6/4 Siebenmeter), Arbnori Maxhera (3), Björn Böge, Sören Petersen, Marcus Dahlinger (je 2), Kjell Köpke, Torben Petersen, Jan-Niklas Beicher (alle 1).