Benjamin Reuter (22) rudert Marathondistanz in 2:43 Stunden. Der vereinslose Abiturierent aus Bad Segeberg katapultiert sich auf Platz vier der ewigen Weltrangliste.

Bad Segeberg. Muskeln hat er, und zwar überall. An den Armen, an den Beinen und überhaupt. Eine Zahl bestätigt die Optik: Zu unglaublichen 48 Prozent besteht dieser Körper aus durchtrainierter Masse. Ein reiner Muskel-Mann. Benjamin Reuter ist sein Name, 22 Jahre ist er alt, seit ein paar Tagen ist er Deutscher Meister im Marathon-Ergometer-Rudern. 42 195 Meter in zwei Stunden, 43 Minuten und 27,8 Sekunden - damit schlug er seine vier Konkurrenten in Nünchritz, Sachsen, um so einige Schlaglängen.

Und nicht nur das: Mit dieser tollen Zeit, die nur knapp 18 Minuten über dem Weltrekord liegt, steht der Bad Segeberger nun auf Platz vier der Weltrangliste. Ein Riesenerfolg für den jungen Sportler, der erst zum dritten Mal bei den Deutschen Meisterschaften in der Klasse Männer unter 40 angetreten war. 2007 war er mit 19 Jahren der jüngste Sportler, der je bei diesem Marathon angetreten war.

Dabei ist das so genannte "Indoor Rowing", das einst für das Rudertraining im Winter entwickelt wurde, für den 1,96 Meter großen Abiturienten und Fast-BWL-Studenten nur ein Hobby. Aufs Wasser geht der ehemalige und talentierte Ruderer schon lange nicht mehr - vor allem, weil er "keine Lust auf den Druck eines Vereins" hat. Stattdessen trainiert er mindestens dreimal pro Woche aus Spaß am Sport - zur Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften 30 Kilometer pro Trainingseinheit. "Ja, um diesen Sport zu machen, muss man sich quälen können - und das gerne", sagt Benjamin Reuter und schmunzelt.

Um auf Wettkampfgewicht zu kommen, lag seine Tagesration an Mahlzeiten in den letzten zwei Wochen bei bis zu 10 000 Kalorien. "Da haut man sich auch schon mal eine Kilopackung Pommes rein." Mit einer Marathonstrecke sind aber gleich wieder gut 3000 Kalorien verbraucht. "Da geht ganz schön was an Energie durch", sagt Jürgen Pump vom Fitness-Center "Venice" in Klein Rönnau und nickt anerkennend. Dort trainiert Benjamin Reuter.

Nächstes Ziel für den 22-Jährigen ist die EM in Essen im Dezember, zu der Mannschaften aus ganz Europa reisen, darunter auch Nationalruderer. Dort will der Segeberger über 2000 Meter antreten. Im vergangenen Jahr war er Dreizehnter - als fast einziger Teilnehmer, der nicht im Verein rudert. Und wenn es ganz toll läuft, wäre vielleicht auch ein Start bei der WM im amerikanischen Boston drin.

Ein weiterer Traum könnte schon vorher in Erfüllung gehen: "Ich möchte gerne den Weltrekord über 100 Kilometer brechen", sagt Benjamin Reuter. Den hält derzeit noch ein Engländer. Sechs Stunden, 48 Minuten und 22 Sekunden sind zu unterbieten. Der Zeitpunkt wäre passend: "Ich bin ganz gut im Training."

Und wenn es nicht klappt, hat er noch eine Menge Zeit: Auf dem Höhepunkt seiner Leistungskraft ist ein Ergometer-Ruderer nämlich erst mit rund 40 Jahren.