Schach als Denksport gilt als eine der wenigen Disziplinen, die von Blinden unter relativ ähnlichen Voraussetzungen betrieben werden kann. Ermöglicht wurde dies 1848, als in London ein speziell modifiziertes Schachbrett entwickelt wurde. So konnten Blinde sich nicht nur untereinander, sondern auch mit Sehenden messen. Zusätzlich werden Uhren ohne Glas benutzt, bei denen die Zeit an den Zeigern bzw. den Zifferblättern ertastet werden kann. Jeder Spieler benutzt ein eigenes Brett, auf dem die Spielsituation analog zum Gegner aufgestellt ist. Zwingend erforderlich ist daher, dass jeder Zug verbal angesagt wird.

Der erste deutsche Schachverein für Blinde wurde 1924 in Chemnitz gegründet. Auf internationaler Ebene wurde 1958 eine feste Institution ins Leben gerufen mit der International Braille Chess Association (IBCA). Diese ist direkt verbunden mit dem internationalen Schachverband FIDE (Fédération Internationale des Échecs). Derzeit ist Ludwig Beutelhoff aus Deutschland Präsident der IBCA - er steht auch dem 1951 gegründeten Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB) vor. Derzeit sind hierzulande rund 300 Aktive in Vereinen organisiert und somit bei Meisterschaften startberechtigt.

Anlässlich des 10-jährigens Bestehens des DBSB fand 1961 im westfälischen Meschede die 1. Blindenschacholympiade statt, bei der die Bundesrepublik Deutschland Silber hinter Jugoslawien gewann. Heutzutage richtet die IBCA auch Welt- und Europameisterschaften aus.

Untrennbar ist das Blindenschach in Deutschland mit dem Namen Dieter Bischoff verbunden. Der 58-Jährige aus Heidelberg gewann bislang acht Titel im normalen Schach sowie drei im Schnellschach. Zusätzlich nahm er u.a. an internationalen Turnieren in Spanien, England und Indien teil. Derzeit dominiert Oliver Müller (Bremen) das Geschehen - er gewann 2009 beide Meisterschaften.