Kodokan-Kämpfer Christoph Garbrands (25) sichert sich in Rastatt zum zweiten Mal nach 2007 den Deutschen Meistertitel. Marisol Harms (34) feiert nach drei Jahren ohne Wettkampf ein beeindruckendes Comeback.

Norderstedt. Daran erinnert sich Christoph Garbrands nur allzu gerne: Zusammen mit dem ehemaligen HSV-Profi Rafael van der Vaart, den Box-Weltmeistern Susi Kentikian und Ruslan Chagaev sowie Handball-Star und Weltmeister Pascal Hens war der 25 Jahre alte Ju-Jutsu-Kämpfer vor zwei Jahren zur Hamburger Sportgala in den Großen Börsensaal der Handelskammer eingeladen worden. Bei der Wahl zu Hamburgs Sportlern des Jahres gehörte er zu den 50 männlichen Nominierten.

Dass es am Ende nicht zu einem Platz unter den Top Drei reichte, stört Christoph Garbrands nicht. "Es ist schon toll, einfach mal ein bisschen Anerkennung zu bekommen. Denn Ju-Jutsu ist ja nun mal eine Randsportart und interessiert normalerweise kaum jemanden", sagt der Kampfsportler.

Die Ehre, zu den nominierten Sportlern des Jahres zu gehören, kann jetzt auf den angehenden Po lizeikommissar wieder zukommen. Denn nach 2007 sicherte sich Christoph Garbrands erneut den Deutschen Meistertitel. Während er vor zwei Jahren in der Klasse bis 62 Kilogramm startete und siegte, triumphierte er bei den Titelkämpfen in Rastatt nun in der Kategorie bis 69 Kilo. Doch damit nicht genug: Bei den 8. deutschen Polizeimeisterschaften in Lüchow setzte der Kodokankämpfer noch eins drauf, legte die gesamte nationale Elite der Ordnungshüter aufs Kreuz und gewann sein zweites Gold innerhalb weniger Tage.

Die Erfolge des Oldenburgers, der seit 2003 für den Norderstedter Verein für Kampfsport und Selbstverteidigung, Kodokan, startet, sind das Resultat harter Arbeit. "Ich trainiere bis zu zwölfmal die Woche und komme auf 15 bis 20 Stunden", sagt Christoph Garbrands, der seine Leidenschaft für das Duell im Dojo erst spät entdeckte. "Vorher habe ich viele Jahre lang meine Zeit beim Fußball verplempert. Für Kampfsport habe ich mich aber schon immer interessiert", so Garbrands, der das Besondere am Ju-Jutsu gerne hervorhebt. "Die Sportart ist vielseitig und vor allem taktisch sehr anspruchsvoll."

Das kann Christoph Garbrands' Vereinskameradin Marisol Harms nur unterstreichen. Vor drei Jahren erklärte die Norderstedterin ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft und beendete ihre Ju-Jutsu-Karriere wenig später auch auf nationaler Ebene. Dazu trug auch eine Fraktur im rechten Sprunggelenk bei, an der die damals 30-Jährige lange laborierte.

In der Folge probierte die Bronzemedaillen-Gewinnerin der World Games 2005 andere Sportarten aus. Volleyball und Fitness standen auf dem Plan, aber auch Triathlon gefiel ihr. Unter anderem startete sie beim Hamburg Ci ty Man und wurde dort sogar Siebte in ihrer Altersklasse.

"Im März juckte es aber wieder in den Beinen. Ich habe bei einigen Ju-Jutsu-Wettkämpfen zugeguckt und bekam wieder Lust. Ju-Jutsu macht mir einfach Spaß und gibt mir Kraft", sagt die Diplom-Wirtschaftsingenieurin, die bei Airbus ihre Brötchen verdient. Zehn Wochen Training reichten, um wieder in der deutschen Spitze anzuklingeln. Bei den Titelkämpfen wurde Marisol Harms in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm Dritte. Ein Beweis dafür, dass sie (fast) nichts verlernt hat. Nur zum Sieg reichte es nicht ganz.

"Meine Halbfinal-Gegnerin und spätere Siegerin Carina Neupert hatte mich mit einem Wurf überrumpelt. Darüber habe ich mich geärgert, sie hat dann vorzeitig gewonnen, obwohl ich nach Punkten vorne lag", sagt die 1,81 Meter große Athletin, relativiert aber trotzdem den eigenen Achtungserfolg: "Das Gesamtniveau war ziemlich schwach."

Kodokan-Trainer Stefan Jacobs freute sich nicht nur über die Erfolge seiner Routiniers. Mit Sandy Krohn (bis 63 kg) und Raoul Bickmann (bis 60 kg) wurden zwei 15 Jahre alte Nachwuchstalente Deutsche Vizemeister. Hinzu kamen dritte Plätze für Ashot Arustamjan (17, bis 60 kg), Christian Birmele (17, bis 73 kg) und Alexander Siems (29, bis 77 kg), der auch Dritter bei den Po lizeimeisterschaften wurde.