Marlon Siewert und Marvin Syberichs triumphieren bei den inoffiziellen nationalen Meisterschaften in den Einzelkonkurrenzen und als Duo.

Norderstedt

Trauer, Wut und Aggression kennen nicht nur Erwachsene. Auch Kinder und Jugendliche müssen mit ihren Emotionen täglich klarkommen. Die einen tun dies eher ruhig und sachlich, die anderen fluchen lautstark. Die Schreie, die die Teilnehmer beim internationalen Deutschland-Pokal im Ju-Jutsu in der Moorbekhalle von sich gaben, sind allerdings einstudiert und gehören zum sportlichen Alltag- egal in welcher Altersklasse.

Ungezügelte Gefühlsausbrüche haben in dieser Kampfsportart nichts zu suchen. Disziplin ist ein wichtiger Teil des Wettkampfs. Selbstbeherrschung und Respekt vor dem Gegner wird schon von den jungen Kampfsportlern verlangt. Stefan Jacobs, Geschäftsführer und Cheftrainer des Norderstedter Vereins Kodokan für Kampsport und Selbstverteidigung, vermittelt seinen Schützlingen von Beginn an korrektes Verhalten. "Mit vier Jahren kann man bei uns anfangen. Zunächst machen die Kleinern nur spielerische, technische und leichtathletische Übungen und erfahren ihre Grenzen. Sie lernen Selbstbehauptung. Wir bringen ihnen bei, auch mal nein zu sagen", so Jacobs, "und wir haben oft verhaltensauffällige Kinder, die sich bei uns positiv entwickeln."

Gekämpft wird je nach sportlicher Vorbelastung mit acht oder neun Jahren. Die ersten Wettkämpfen absolviert der Nachwuchs in der Altersklasse U 10.

Den Deutschlandpokal in der Moorbekhalle richteten die Kodokan-Verantwortlichen schon zum elften Mal aus. 150 Starterinnen und Starter aus 21 Vereinen traten in den Einzel- und Duo-Wettkämpfen der Altersklassen U 10, U 12 und U 15 an.

Qualifizieren mussten sich die jungen Ju-Jutsu-Kämpfer nicht, starten durfte trotzdem nicht jeder. "Wir Trainer entscheiden, wer mitmachen darf und wer nicht. Wir wollen ja niemanden verheizen. Wenn man alle Duelle sang- und klanglos verliert, motiviert das nicht besonders", sagte Stefan Jacobs.

Während zwölf Norderstedter Jungen auf die Matte gingen, war mit Luzi Grutke (7), die in der Gewichtsklasse bis 32 Kilogramm Zweite wurde, nur ein einziges Mädchen von Kodokan im Fighting-Wettbewerb vertreten. Jacobs: "Die anderen sind technisch noch nicht so weit."

Ganz im Gegensatz zu Marlon Siewert (13), der in der Altersklasse U 15 schon im vergangenen Jahr den Deutschland-Pokal gewonnen hatte und erneut nichts anbrennen ließ. Im Finale bis 50 Kilogramm setzte er sich gegen seinen Kontrahenten Eik Nawacki (JJV Bernau) nach nur 38 Sekunden durch.

Im Duo-Wettbewerb wurde der Schüler des Gymnasiums Harksheide zusammen mit Marvin Syberichs ebenfalls Erster. Anschließend verriet der Doppelsieger sein einfaches Erfolgsgeheimnis: "Ich bin in den letzten Monaten rund zehn Zentimeter gewachsen. Außerdem habe ich sehr viel trainiert."

Sein Partner holte in der Gewichtsklasse bis 45 Kilogramm den dritten Sieg für den ausrichtenden Verein. Zum Gewinn der Gesamtwertung des Deutschland-Pokals reichte es für die Kodokan-Kämpfer allerdings nicht. "Viele unsere guten U-15-Starter sind aus Altersgründen in die B-Jugend gewechselt. Das hat sich deutlich bemerkbar gemacht", sagte Stefan Jacobs, der sich nun auf die nationalen Titelkämpfe der älteren Kodokan-Kämpfer konzentriert. Die DM findet am 20. und 21. Juni in Rastede statt.

Ergebnisse, U 10, bis 42 kg: 2. Tim Halstenbach; U 12, bis 30 kg: 3. Ole Syberichs, 5. Niklas Carolus; bis 38 kg: 3. Fabian Mußbach, 5. Hajk Samweljan; Mixed: 2. Ole Syberichs/Niklas Carolus, 3. Antonio Boldt/Thore Bartsch; U 15, bis 41 kg: 3. Achmed Alisahov; bis 45 kg: 3. Tom Robin Kühnholz, 5. Tom Oswald; bis 50 kg: 3. Umberto Boldt; bis 55 kg: 7. Felix Kosbab.

Duo, männlich: 2. Umberto Boldt/Tom Robin Kühnholz, 3. Felix Kosbab/Aram Becker; Duo, weiblich: 2. Larissa Syberichs/Laura Windberg; Mixed: 2. Laura Windberg/Marlon Siewert (alle Kodokan).