Beim 38. Jugendturnier auf dem Sportgelände am Strietkamp bewährt sich der neue SSC Phoenix als Organisator der Traditionsveranstaltung

Kisdorf. Dass es problemlos möglich ist, gleichzeitig sowohl anachronistisch als auch fortschrittlich aufzutreten, bewiesen Nachwuchsfußballer und Verantwortliche des SSC Phoenix Kisdorf beim 38. Jugendfußballturnier um den 5. Toyota G+S-Automobile-Cup auf der Sportanlage am Strietkamp. Zwar haben sich die Strukturen des finanziell ruinierten Vorgängervereins längst aufgelöst. Doch der Name "SC Kisdorf" lebt auf Trainingsanzügen und Trikots momentan noch fort.

Sorgen um mögliche Realitätsverluste sind jedoch komplett unbegründet. Der noch junge Klub will vorsichtig wirtschaften und sich die Kosten für eine neue Ausrüstung aller Aktiven sparen. Demnächst wird stattdessen "nachgeflockt" mit einem zusätzlichen "S" und dem "Phoenix". Und wie die Zukunft aussieht, verdeutlichten bereits die zahlreich zur Schau getragenen modischen T-Shirts mit dem neuen, schwarz-weißen Wappen.

Die bittere Vergangenheit mit der Pleite des Vorgängervereins haben alle Beteiligten mittlerweile abgelegt. Die Organisationstalente sind dieselben geblieben, gleiches gilt für den Einfallsreichtum im Marketing, für die rührige Versorgung von Gästen und generell für die Bereitschaft, die Freizeit wochenlang zu opfern, damit das Traditionsturnier ein Erfolg wird.

Formell musste zwar der TSV Kattendorf, der mit Phoenix ab der Saison 2012/2013 ausgenommen der Altherren in allen Altersstufen als Spielgemeinschaft auflaufen wird, als Ausrichter fungieren. Dies war in Bezug auf die rechtmäßige Nutzung der Strietkamp-Plätze notwendig, da der SSC noch nicht offiziell den Spielbetrieb aufgenommen hat. Doch die Manpower lieferten größtenteils die altbekannten Helfer aus Kisdorf. So etwa Turnierleiter Arno Müller, der weiterhin Jugendwart des neuen, Ende Februar ins Vereinsregister aufgenommenen Klubs ist.

Als die drohende Pleite des SC Kisdorf 2011 die Runde machte, klingelte bei ihm pausenlos das Handy. Schließlich wollten Sponsoren und Mannschaften wissen, ob das beliebte Jugendturnier trotz allem stattfinden würde. Müller versicherte dies - und behielt recht. "Unsere Sponsoren sind alle bei der Stange geblieben, obwohl der SC Kisdorf nicht mehr existiert. Und Möbel Hesebeck ist sogar dazu gekommen. Sie wollen dem neuen SSC Phoenix auf die Beine helfen und haben alle Spielbälle bezahlt."

Müller ist natürlich erleichtert, dass der Fußball in Kisdorf wieder pulsiert. Er selbst war bereits bei der Jugendturnier-Premiere im Jahr 1974 dabei, als noch auf dem Sportplatz an der Schule am Grootredder gespielt wurde.

Mit 111 Teams sind die Teilnehmerfelder voll besetzt

Seitdem haben die Kisdorfer gelernt, eine Veranstaltung professionell zu organisieren. Mit 111 teilnehmenden Teams zwischen A-Jugend und G-Jugend war das Feld restlos ausgebucht. Die Stimmen der Turnieransager Michael Degenhardt und Jürgen Schick waren über das Mikro nicht nur quer über den Strietkamp, sondern auch weit bis in die angrenzende Pommernstraße zu hören. Die lautstarke Begleitung der Matches, ergänzt mit ironischen Kommentaren, gehört dazu. Gleiches gilt allerdings auch für das Regenwetter - wann das Jugendfußballturnier letztmals im Trockenen stattfand, daran konnte sich selbst Arno Müller nicht erinnern.

Davon ließ sich jedoch niemand die gute Laune vermiesen. Die Betreiber des Vereinsheims, Mesnet und Ünal Cabikli, grillten unentwegt und servierten sogar Döner für Kicker und Zuschauer. Am Abend des ersten Turniertages lief zudem auf zwei Großbildleinwänden die EM-Partie zwischen Deutschland und Portugal; diese Variante des Public Viewings lockte auch viele Einwohner aus der Gemeinde an.

Ob sich Thorsten Fink noch an Kisdorf erinnern wird, wenn die Fußball-Bundesliga wieder startet, ist eher fraglich. Doch dass sich der Trainer des Hamburger SV kurz vor seinem Sommerurlaub Zeit nahm und der Redaktion des Turnierheftes ein exklusives Interview gab, hinterließ Eindruck. Michael Degenhardt ließ Fink einige Fragen zukommen, die der Coach umgehend ausführlich beantwortete und unkompliziert autorisierte. "Er war ganz easy im Umgang, ein cooler Typ", so Degenhardt.

Dass der SSC Phoenix Kisdorf für seine Herren-Spielgemeinschaft mit dem TSV Kattendorf einen gewissen Thorsten Finken als Trainer gewinnen konnte, ist in diesem Zusammenhang ein netter Zufall. Es verdeutlicht jedoch genauso wie das erfolgreich verlaufene Turnier, dass die Kisdorfer Fußballer längst wieder gut aufgestellt sind.

Alle Ergebnisse im Internet: www.ssc-phoenix-kisdorf.de