Die Fußballer des TuS Hartenholm bleiben nach ihrem 2:1 bei der Kaltenkirchener TS Tabellenführer der Verbandsliga Süd-West.

Kaltenkirchen. Nach 96 Minuten Brutto-Spielzeit hatten die Fußballer der Kaltenkirchener Turnerschaft ihren Trainer Björn Dreyer umgehauen. Es hätte keinen tragischeren Schlusspunkt geben können im Verbandsliga-Derby mit dem TuS Hartenholm als Tolga Güvenirs Volleyschuss, der an die Latte krachte und von dort aus über die Tartanbahn flog.

Dreyer kniete am Boden und verzweifelte am Pech seiner KT. So wie seine Mannschaft zuvor spielt zwar kein Absteiger. Doch so deprimiert, wie Akteure und Verantwortliche nach der 1:2 (1:1)-Niederlage im Marschweg-Stadion standen, hockten und auf dem Rasen lagen, so sieht ein Klub aus, der sich nahe am sportlichen Tiefpunkt befindet.

Die Realität war umso schwerer zu greifen, weil die Gastgeber zuvor vieles richtig gemacht hatten. "Über 30 Minuten in der ersten Halbzeit wusste der Tabellenführer nicht, was er hier beim Vorletzten machen sollte", sagte Björn Dreyer. Denn von dem TuS Hartenholm, das unter der Woche daheim Alemannia Wilster in der ersten Halbzeit gnadenlos vorgeführt hatte, war nichts übrig geblieben. Kaltenkirchen gewann von Beginn an die meisten Zweikämpfe, provozierte mit schnörkellosem Direktspiel zahllose Fehler und wurde rasch belohnt. Nachdem Andreas Schulz noch frei vor Gästekeeper Jacob Lübke vergeben hatte (9.), lenkte Hartenholms Rechtsverteidiger Malte Delfs eine weite Flanke von Tolga Güvenir völlig ohne Not in das eigene Tor (18.).

Umso ärgerlicher war es daher aus Sicht der KT, dass ein simpler Freistoß aus 50 Metern, getreten von Martin Genz, zum Ausgleich durch Robert Kuberka führte. Dieser nahm den Ball unbedrängt an und schob aus zehn Metern in die lange Ecke ein (31.).

Es folgte die beste Phase des TuS Hartenholm: Jannik Holz knallte von halb rechts kommend einen Schuss aus spitzen Winkel an den Außenpfosten (38.), Maurice Uhlenbrock verpasste aus kurzer Distanz wenige Sekunden darauf den Abschluss.

Nach dem Seitenwechsel regierte der Krampf. Offensivaktionen blieben weitestgehend Stückwerk, die Kontrahenten rieben sich in Zweikämpfen auf. TuS-Coach Markus Weber war genervt von der laxen Attitüde mancher Hartenholmer. "Wehrt euch jetzt endlich", schrie er. Der Trainer stand permanent unter Dampf - gleiches galt für Dreyer, der sein Team sehr detailliert anleitete und immer wieder konkrete taktische Anweisungen gab. Bis zur 77. Minute konnte er zufrieden sein mit der Disziplin auf dem Platz. Dann folgte jedoch eine gelungene Kombination über Jannik Holz und Maurice Uhlenbrock, der eingewechselte Marc Jäger drückte die Flanke am langen Pfosten ein und Hartenholm führte glücklich mit 2:1 und rettete den kappen Vorsprung ins Ziel. Trotz ihrer eher bescheidenen Leistung skandierten die erleichterten Gäste nach dem Abpfiff "Derbysieger" und "Spitzenreiter".

Björn Dreyer stand etwas abseits. "Das passt doch nicht zusammen, dass die vielleicht Meister werden und wir vielleicht absteigen", sagte er. Markus Weber war ebenfalls nicht nach Euphorie zumute. Sein TuS Hartenholm bewegt sich momentan auf dünnem Eis und war in großer Gefahr, sich einen verhängnisvollen Punktverlust zu erlauben. "Wir laufen körperlich auf Reserve", so Weber. "Es ist schön, in Kaltenkirchen zu gewinnen. Aber Freude bereitet mir diese Leistung nicht. Das ist echt anstrengend gewesen."

Wenn am Ende der Saison 2011/2012 abgerechnet wird, interessiert es indes niemanden mehr, dass an diesem 28. Spieltag weder Kaltenkirchen wie ein Absteiger auftrat noch der klar favorisierte TuS Hartenholm wie ein kommender Schleswig-Holstein-Ligist. Das Resultat ist ein weiterer Mosaikstein in der seit Jahren gegensätzlich verlaufenden Entwicklung beider Vereine. Und es ist ein wenig wahrscheinlicher geworden, dass der Dorfklub in der nächsten Serie erstmals in einer höheren Klasse starten wird als die KT.

"Wir brauchen jetzt sechs Punkte aus den letzten zwei Spielen", sagte Björn Dreyer. Hartenholm würde mit einem zusätzlichen Zähler zumindest den Relegationsrang absichern, doch nach dem 1:0-Erfolg des PSV Neumünster gegen den MTSV Hohenwestedt zeichnet sich ab, dass die Meisterfrage wohl erst am finalen Spieltag entschieden wird.

Tore: 1:0 Delfs (18./Eigentor), 1:1 Kuberka (31.), 1:2 Jäger (77.). Kaltenkirchener TS: Krause - Güvenir, Schumacher, Burmeister, Medos - Dams (89. Yener) - Ilenser, Demir - Geibel (46. Erlenbach) - Fischer (69. Moreira), Schulz. TuS Hartenholm: Lübke - Delfs, Johannsson, Quinting, Oldenburg - Genz, Kuberka - Holz, Lohse (69. Jäger), Käselau (89. Westphal) - Uhlenbrock (90.+2 Liebert).