Die Spielerinnen der SG Todesfelde/Leezen erreichen durch Siege gegen TV Nellingen und JSG Mainz 05/SCL vorzeitig das DM-Halbfinale.

Wahlstedt. 15.20 Uhr in der Wahlstedter Scharnhorsthalle. Die Spannung ist für die 400 Handballfans im vierten von sechs Vorrunden-Gruppenspielen zur Deutschen Meisterschaft der weiblichen A- Jugend kaum zu ertragen. Die SG Todesfelde/Leezen führt 36 Sekunden vor Schluss mit 27:26 gegen die JSG Mainz 05/SCL.

Es sind 36 Sekunden, die über den bisher größten Erfolg der Spielgemeinschaft des SV Todesfelde mit dem Leezener SC, den Einzug ins DM-Halbfinale, entscheiden.

Am Vortag hat der Meister der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein den dritten Konkurrenten der Gruppe A, den TV Nellingen, mit 36:25 (21:12) förmlich demontiert. Dank des gewonnenen direkten Vergleichs nach dem 22:22 im Hinspiel gegen Nellingen wären die Gastgeberinnen durch einen weiteren Sieg nicht mehr einzuholen.

Doch dafür müssen die Mädchen von Trainerin Gabriella Nemeth ihren Vorsprung verteidigen; ein Remis würde die Entscheidung auf die letzte Partie am 20. Mai in Mainz vertagen. Ne meth stellt ihre Mädchen in einer Auszeit auf die Schlussphase ein. Sie motiviert, sie gestikuliert, sie gibt die Taktik aus - dann schickt sie ihr Team aufs Feld zurück, wo die offene Abwehrformation der Gäste schon wartet.

Franzi Haupt und Annika Jordt zeigen kurz vor Schluss ihre Klasse

Der Ball wandert zur überragenden SG-Spielerin, zu Linkshänderin Franziska Haupt. Doch die 18-Jährige, die im Erwachsenenbereich für den Zweitliga-Verein TSV Travemünde spielt, sucht nicht den direkten Weg zum Tor. Sie umdribbelt ihre Gegenspielerinnen, die Zeit verrinnt. Dann der Pass zu Annika Jordt in Richtung Kreis; Mainz weiß sich nur mit einem Foul zu helfen - Siebenmeter!

Es folgt der Moment, der beweist, dass die SG Todesfelde/Leezen doch keine One-Woman-Show ist. Nicht Franzi Haupt, sondern Jordt tritt 23 Sekunden vor Schluss an den Siebenmeterstrich. Sie behält die Nerven, hämmert den Ball unter die Latte. Jubel bricht los. Eine Zeitstrafe für Rieke Hornig und der 27. Treffer der Gäste gehen im Getöse unter. Mit der Schlusssirene gibt es kein Halten: Alle Spielerinnen und Gabriella Nemeth stürmen aufs Feld, bilden einen Jubelhaufen. Aus den Lautsprechern dröhnt "Heut ist so ein schöner Tag".

"Ich bin im siebten Himmel und nur noch von Emotionen überflutet", sagt eine glückliche, sichtlich erschöpfte und von einer Sektdusche triefende Trainerin. "Dass wir am ersten Tag Nellingen mit einem für undenkbar gehaltenen Ergebnis besiegt haben, war ja schon unglaublich. Und nun beißen sich die Mädchen auch noch gegen diesen athletischen, äußerst unangenehmen Gegner durch. Ein Traum ist wahr geworden."

Und die gebürtige Ungarin wird nicht müde, trotz der Ausnahmeleistung von Franzi Haupt das Team als Ganzes zu würdigen. "Da läuft Julia Böttger gefühlte 15 Kilometer, Annika Jordt bewahrt in einer Situation die Nerven, in der sie vor einem Jahr noch das Zittern bekommen hätte. Und Kaja Aniol im Tor beginnt Mitte der zweiten Hälfte mit einem gehaltenen Siebenmeter eine Serie von neun Paraden. Dies alles sind Beispiele dafür, dass wir ein tolles Team sind, dass wir uns die Endrunde verdient haben."

Das Rückspiel in Mainz am Sonntag, 20. Mai, ist bedeutungslos. Am Sonnabend, 2. Juni, treten die SG-Mädchen nun in Blomberg entweder gegen den HC Leipzig oder den VfL Oldenburg zum DM-Halbfinale an. Nemeth: "Diese Teams spielen in einer anderen Liga. Aber wir werden dort jede Minute genießen und einfach nur stolz auf das sein, was wir erreicht haben."

Tore gegen TV Nellingen: Franziska Haupt (18/ da von 4 Siebenmeter), Julia Böttger, Charleen Hansen und Annika Jordt (je 5), Hannah Pohlmann, Lea Hübner und Rieke Hornig (je 1). Spielverlauf gegen JSG Mainz 05: 4:3 (6.), 9:7 (16.), 10:11 (21.), 14:12, 14:14 - 18:15, 18:18 (39.), 23:20 (51.), 27:24 (57.), 27:26 (60.), 28:26, 28:27. Tore gegen JSG Mainz 05: Franziska Haupt (14/2), Annika Jordt (8/2), Julia Böttger (3), Charleen Hansen (2), Rieke Hornig (1).