Petra Timmermann startet beim Fisherman's Friend Strongman Run in der Eifel, dem weltweit größten Hindernislauf.

Norderstedt. Zehn, 15, 20 Liegestütze, immer weiter. Irgendwann mag Petra Timmermann nicht mehr zählen. Dann testet sie Kondition und Koordination: zehn-, 15-, 20-mal springt sie durch das Seil, ohne Pause. Sie schnauft nicht, sie schwitzt nicht.

"Ich bin fit für den Fisherman's Strongman Run auf dem Nürburgring", sagt die 42 Jahre alte Hausfrau aus Norderstedt. Neben ihr auf dem Rasen steht Ehemann Dirk, 45. Er stützt sich auf Gehhilfen, er kann nicht wie geplant beim "stärksten" Lauf aller Zeiten starten. Beim Fußball hat er sich einen Kreuzbandriss zugezogen, am 21. Mai wird er operiert.

"Das Missgeschick ist mir im Punktspiel der Altherren gegen Croatia Hamburg passiert", sagt Timmermann, der in Volksdorf aufwuchs und seit 39 Jahren Mitglied des Walddörfer SV ist. "Ich wollte gegen den Ball treten, doch plötzlich gab es einen Knacks, als würde ein Birkenzweig brechen. Das versprach nichts Gutes."

Das Abenteuer "Grüne Hölle" am 5. Mai in der Eifel war damit für ihn erledigt. Zweimal hatte sich der gelernte Bankkaufmann schon über den 20-Kilometer-Kurs mit den 15 extrem schwierigen Hindernissen gequält, beim dritten Mal sollte seine Petra mit dabei sein. "Erst wollte ich nicht, dann habe ich mich im September vorigen Jahres aber doch überreden lassen", sagt die Mutter von zwei Kindern. Fabian, 12, und Julia, 8, sind stolz auf sie.

Tanzen, Tennis und Theater waren viele Jahre die Hobbys der Timmermanns. Petra spielte Tennis, Dirk steht im Thalia-Amateurtheater auf der Bühne. Beim Hamburger SV an der Ohechaussee in Norderstedt tanzten sie Turniere bis zur C-Klasse. Besonders die lateinamerikanischen Tänze schienen ihnen dabei im Blut zu liegen. Doch eines Tages entdeckten Petra und Dirk Timmermann ihre Liebe für das Laufen.

Das Training gehörte bald zum Tagesprogramm, gestartet sind sie unter anderem schon beim Arriba-Stadtlauf in Norderstedt, beim Alsterlauf in Hamburg, beim Halbmarathon in Blankenese und beim Survival Run in Hodenhagen.

Das Bewältigen von langen Strecken macht dem Ehepaar zunehmend Spaß. Nur auf den Nürburgring traute sich Petra bisher nicht. Jetzt, nach der schweren Verletzung ihres Mannes, nimmt sie das Wagnis allein in Angriff.

Dirk und Petra Timmermann haben die 15 spektakulären Hindernisse des Parcours gründlich studiert und analysiert. Sie sind somit bestens über die Schwierigkeiten von mächtigen Hürden wie "Hängelücke", "Niagara", "Panikpool" oder "Schwarze Witwe" informiert.

Die 9,8 Kilometer Runde, die zweimal bewältigt werden muss, führt durch Kiesbette, Wald und unebenen Untergrund mit verborgenen Hindernissen wie Wurzeln, Draht, Moniereisen oder Steine, die durch das Überlaufen, Aufweichen, Abtragen des Erdreiches auch an die Oberfläche treten können. Es besteht, darauf weist der Veranstalter hin, permanente Ausrutschgefahr. Beim Überwinden der Hindernisse können Verletzungen durch Stürze oder Umknicken entstehen.

Kurz vor dem Zielbereich wartet der "Kniekiller"

Einer der letzten Stolpersteine auf dem Weg ins Ziel ist das Hindernis Nummer elf, der "Kniekiller" vor dem Fahrerlager. Insider warnen: Wen die "Grüne Hölle" bis hier noch nicht zur Aufgabe gezwungen hat, den kann es jetzt treffen. Es geht hinein in einen niedrigen Käfig, und dann müssen die Aktiven 15 Meter weit über den Kies krabbeln.

Einer der prominentesten Teilnehmer ist Fernsehmoderator Oliver Pocher. Er sagt, er habe beim Training für den Fisherman's Friend Strongman Run insgesamt acht Kilogramm abgenommen. Petra Timmermann startet am Sonnabend mit der Startnummer 802. Auf den gemeinsamen Zieleinlauf mit Ehemann Dirk, der an der früheren Formel-1-Strecke stehen wird, muss sie diesmal zwar verzichten. Aber vielleicht klappt's ja im kommenden Jahr. Den Strongman Run 2013 in der Eifel haben sich die Norderstedter jedenfalls jetzt schon vorgemerkt...