Die Handball-A-Jugend des SV Todesfelde verpasst durch ein 15:19 gegen die JSG Untermain das DM-Halbfinale

Todesfelde. Franziska Haupt kauert auf dem Hallenboden in Wahlstedt. Heftig weinend vergräbt sie den Kopf zwischen ihren Händen und wendet sich von den im Hintergrund jubelnden Spielerinnen der JSG Untermain ab. Der Ellenbogen ist aufgeschrammt, das Ersatztrikot mit der Nummer 9 hängt über den Schultern - ihr eigentliches Jersey liegt zerrissen auf der Bank. Wenige Meter weiter hocken Haupts Teamkolleginnen und werden von Freunden getröstet, während im Hintergrund der Song "You'll Never Walk Alone" zu hören ist.

Vorangegangen waren 60 spannende Handball-Minuten, ein aufopferungsvoller Kampf beider Mannschaften. Mit 15:19 (8:11) unterlagen die A- Juniorinnen des SV Todesfelde letztendlich der JSG Untermain und verpassten trotz des 24:23-Hinspielsieges den Einzug in das Final Four um die Deutsche Meisterschaft.

Schon im Vorfeld der Partie wurden die Handballmädchen jedoch auf dem falschen Fuß erwischt. Trainerin Gabriella Nemeth, die unter der Woche auf einer Klassenreise auf Schloss Dankern weilte, wurde nach ihrer Rückkehr mit Verdacht auf eine EHEC-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert. "Ich habe so etwas noch nie erlebt und bin mit der Situation einfach überfordert. Es war ein Schock für mich, am Freitag ins Krankenhaus zu müssen und auch das Abschlusstraining nicht mehr leiten zu können", so Nemeth, die zurzeit auf ihre Testergebnisse wartet.

Die Stimmung beim abschließenden Training war entsprechend angespannt: "Das hat uns alle total schockiert", sagte Top-Torschützin Franziska Haupt.

Sie und ihre Teamkolleginnen hielten die Hoffnung auf das DM-Halbfinale lange am Leben. Doch in der 58. Spielminute schwand auch dem fanatischsten Unterstützer die Zuversicht. "Franzi" Haupt trat gegen Untermains Torhüterin Ann-Cathrin Giegereich zum Siebenmeter an; Todesfelde benötigte zu diesem Zeitpunkt noch zwei Tore zum Einzug ins Halbfinale. Viermal hatte die 17-Jährige ihre Strafwürfe zuvor verwandelt, aber ausgerechnet in dieser entscheidenden Situation scheiterte sie an der überragenden Schlussfrau der Gäste. "Wir haben die ganze Zeit noch an das Weiterkommen geglaubt. Als ich dann aber den Siebenmeter verworfen hatte, war ja nur noch eine Minute zu spielen. Da wusste ich, dass alles vorbei ist", so Haupt.

Dieser Szene vorangegangen war ein Privatduell der beiden U-19-Nationalspielerinnen. Immer wieder konnte sich Haupt gegen die harte Deckung der JSG Untermain durchsetzen. Doch im Tor wartete Giegereich, die ihr ein ums andere Mal mit enormem Mut entgegensprang und die Würfe mit bemerkenswerten Reflexen parierte.

Auch die anderen SVT-Spielerinnen scheiterten regelmäßig im Abschluss, insbesondere Charleen Hansen hatte mit ihren Würfen kein Glück. Für Assistenztrainerin Meike Scheel, die sich zuvor noch stark vermummt mit Nemeth zu einer dreistündigen Videoanalyse getroffen hatte, war die schwache Wurfquote ein entscheidendes Kriterium: "Wir haben mindestens zehn freie Dinger nicht gemacht und damit die Torhüterin erst richtig stark geschossen. Das war der Knackpunkt."

Bis zur 20. Minute sahen die über 400 Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel, ehe sich die Gäste mit bis zu drei Toren Vorsprung ein wenig absetzten. Nach der Pause und der klaren Ansprache von Meike Scheel verkürzte der SVT noch einmal und schaffte in der 37. Minute durch einen von Franziska Haupt verwandelten Siebenmeter sogar den 11:11- Ausgleich. Die heimischen Fans quittierten den Treffer mit ohrenbetäubendem Jubel und lautstarken Anfeuerungsrufen. Untermain ließ sich dadurch nicht beeindrucken - im Gegenteil, die JSG schlug umso härter zurück und zog, angeführt von der starken Nicole Reichert, bis auf 15:11 davon. Diesem Rückstand liefen die Todesfelderinnen bis zum Abpfiff hinterher, auch wenn Co-Trainerin Scheel nichts unversucht ließ und ihre Spielerinnen über das ganze Feld verteidigen ließ. Die Vertreterin von Gabriella Nemeth war es dann auch, die als Einzige nach dem Schlusspfiff ihre Enttäuschung in Worte fassen konnte: "Wenn du dir so viel erarbeitet hast, willst du auch das i-Tüpfelchen. Wir sind tief traurig."

Tore des SV Todesfelde: Franziska Haupt (8/4 Siebenmeter), Trixy Rohlfs (3), Charleen Hansen (3), Annika Jordt (1).