Annika Sube und Silke Sacher, Leichtathletinnen der Norderstedter Werkstätten, starten bei den Special Olympics

Norderstedt. Die Laufbahn und die Wurfanlage im Waldstadion des SV Friedrichsgabe gehören an diesem Vormittag allein Silke Sacher und Annika Sube. Die Leichtathletinnen der Norderstedter Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung sind zusammen mit Maike Rotermund, ihrer Sportlehrerin und Leiterin des in Norderstedt ansässigen Landesleistungszentrums, intensiv am Trainieren.

Silke Sacher übt sich im Ballwurf, Annika Sube wiederholt unter den aufmerksamen Blicken ihrer Trainerin den Start für den Sprint. Aus gutem Grund. Schließlich stehen der 27 Jahre alten Silke Sacher und der ein Jahr jüngeren Annika Sube große Aufgaben bevor, für die sie unbedingt fit sein wollen.

Die beiden sind die einzigen Teilnehmer aus Schleswig-Holstein, die in genau einem Monat, am 20. Juni, mit 165 anderen Athleten der Delegation des Deutschen Behinderten Sportbundes nach Athen zu den Sommerspielen der Special Olympics, den Olympischen Spielen für geistig behinderte Sportler, aufbrechen. Erst am 5. Juli soll der Tross nach Deutschland zurückkehren.

"Ich bin sehr stolz darauf, dass ich das geschafft habe. Dass ich mit nach Athen darf", sagte Annika Sube, die im historischen Olympiastadion der griechischen Hauptstadt im Kugelstoßen sowie über die 100-Meter-Einzel- und Staffelstrecke an den Start gehen wird. "Ich freue mich sehr auf die Wettkämpfe, möchte mir aber auch unbedingt die Akropolis ansehen."

Auch Silke Sacher, die von ihren Eltern Wolfgang und Ulrike zum Training begleitet wurde, wird merklich aufgeregter, wenn von den anstehenden Wochen in Athen gesprochen wird. Schließlich möchte sie sich dann im Ballwurf und im 50-Meter-Sprint eine Medaille verdienen.

"Silke ist schon seit acht Jahren bei uns in der Trainingsgruppe, Annika ist dann 2007 zu uns dazu gestoßen", sagte Maike Rotermund, die einmal pro Woche mit ihren Werkstättensportlern zum Leichtathletik-Training beim SV Friedrichsgabe zu Gast ist.

Dass ihre Vorzeige-Athletinnen das Ticket für Athen erhalten haben, ist keine Selbstverständlichkeit. "Eine Bedingung war, dass beide bei den nationalen Special Olympics 2010 in Bremen zwei Medaillen gewonnen haben", so Rotermund, "und das ist Annika mit Silber über 100 Meter und Gold im Kugelstoßen ebenso gelungen wie Silke mit dem zweiten Platz im 50-Meter-Sprint und dem Sieg im Schlagball-Weitwurf."

Damit nicht genug, musste die Trainerin für ihr Duo eine Bewerbung beim nationalen Special Olympics Büro einreichen. "Es ging um zehn Leichtathletik-Startplätze für 90 Bewerber", sagte Maike Rotermund, "da es bei der Vergabe aber nicht nur um sportliche Leistung, sondern auch um eine gleichmäßige Verteilung für alle Startklassen ging, fiel die Wahl auf Annika und Silke als einzige Schleswig-Holsteinerinnen."

Doch auch die Trainerin bewarb sich und hatte ebenfalls Erfolg. Maike Rotermund begleitet die DBSB-Delegation als offizielle Betreuerin. "Wir sind für 167 deutsche Sportler 56 Betreuer und Ärzte. Das ist eine anstrengende, aber auch tolle Aufgabe." Die Arbeit beginnt aber gemächlich. Fünf Tage lang sind die Deutschen Athleten Gäste der Insel Korfu und bestreiten dort ein Trainingslager ehe es nach Athen geht.

Dort werden Silke Sacher und Annika Sube vertraute Gesichter wiedersehen. "Acht Norderstedter Werkstätten-Mitarbeiter opfern teilweise ihren Jahres-Urlaub, um uns dort zu unterstützen", sagt Maike Rotermund voll des Dankes für ihre Kollegen.

Ein Engagement, das auch dem Lions Club Norderstedt gefällt. Vorsitzender Walter Zielinski und Lions-Mitglied Volker Groß brachten zum Training eine Spende über 400 Euro mit. "Hier wird grandiose Arbeit geleistet", sagte Zielinski, "das passt genau in unser Weltbild und verdient Unterstützung."