Klein Rönnau. Sechsmal hat es in der Wohngruppe auf Hof „Onesimus“ gebrannt. Nun stellt sich heraus, dass der Täter aus den eigenen Reihen kam

Die gute Nachricht für den „Hof Onesimus“: Der Brandstifter ist gefasst, die Angst vor neuen Bränden in den Gebäuden, Wagen und Werkstätten der privat betriebene Wohngruppe für Jugendliche und Obdachlose in Not in Klein Rönnau bei Bad Segeberg hat ein Ende. Die schlechte Nachricht: Der Brandstifter, der für einen Millionen-Schaden sorgte, kommt aus den eigenen Reihen.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurde bereits am Sonnabend ein 30-Jähriger festgenommen. Die Ermittlungen der Polizei hatten den Mann, der auf dem Hof wohnt, in den Fokus gebracht. „Er war in einigen Fällen auch der Melder der Brände“, teilt Michael Bergmann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg, mit. Und ganz offenbar hat der Mann gesundheitliche Probleme. Denn er wurde nach seiner Verhaftung in eine psychiatrische Fachklinik eingewiesen.

Brandserie: Brandstifter sitzt in Fachklinik

Der Mann scheint für die beispiellose Serie von Brandanschlägen auf dem „Hof Onesiums“ allein verantwortlich zu sein. Die Ermittlungen dauerten an, sagte Bergmann. Auf dem einst idyllischen Anwesen brannte es am 25. Mai in einem Aufenthaltsraum eines umgebauten Stallgebäudes.

Das Feuer war verheerend. An dem kombinierten Wohn- und Wirtschaftsgebäude an der Eutiner Straße entstand ein Schaden von rund 1 Million Euro. 18 Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich in der Brandnacht aus dem Gebäude retten. Ein Großaufgebot mit 150 Einsatzkräften aus einem Dutzend Feuerwehren kämpfte eine Nacht lang gegen die Flammen.

Brandanschläge auf Wohngruppe: Hier wohnen obdachlose Jugendliche

Der Großbrand in einem Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Klein Rönnau beschäftigte in der Nacht 13 Feuerwehren mit 150 Einsatzkräften.
Der Großbrand in einem Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Klein Rönnau beschäftigte in der Nacht 13 Feuerwehren mit 150 Einsatzkräften. © KFV Segeberg | KFV Segeberg

Die durch den Brand obdachlos gewordenen Jugendlichen wurden in der Brandnacht provisorisch im Gemeindehaus von Klein Rönnau untergebracht. Der von Erzieher und Theologe Guido Halla und Sozialarbeiterin Viola Halla seit 2010 privat betriebene Hof bietet jungen Menschen in Notsituationen Unterkunft, etwa wenn sie zuvor obdachlos waren.

„Der Hof Onesimus entstand aus dem Wunsch, jungen Menschen in Notlagen, die kein soziales Netz auffängt, einen Wohnraum, ein Zuhause anbieten zu können. Alle Wohnungsmöglichkeiten sind regulär zu mieten. Gemeinschaft und Beratung gibt es bei uns kostenlos dazu“, beschreiben die Betreiber den Hof.

Brandserie setzte sich im Juni fort

Die Ermittlungen zum Großbrand liefen noch, da kam es auf dem Hof zu einem weiteren Brand. Nach Angaben der Polizeidirektion Bad Segeberg brannte am Montag, 3. Juni, gegen 3 Uhr nachts aus ungeklärter Ursache eine Kommode in der leerstehenden Brandruine.

Und von da an kam der Hof „Onesimus“ nicht mehr zur Ruhe. Einen Tag später, am 4. Juni, schlugen gegen 23.30 Uhr Flammen aus einem Lagerschuppen des Anwesens. Es handelte sich um die Werkstattecke des Hofes, die durch ein Zelt mit Stahlrohrgestänge und Zeltplane überdacht ist.

Drei Brandanschläge an einem Tag

Der Brand wurde gelöscht, doch bereits am Donnerstag, 6. Juni, kurz nach Mitternacht, brannte es erneut im Schuppen. Das Feuer richtete allerdings keinen weiteren Schaden an. Doch am späten Abend des Donnerstags, gegen 22.25 und 23.35 Uhr, kam es auf dem Gelände dann nochmals zu zwei Bränden.

Zunächst brannte eine Kabeltrommel, die unter einem bewohnten Wohnwagen abgelegt war. „Der junge Mann, der den Wagen bewohnt, konnte das Feuer selbst schnell löschen“, sagt Michael Bergmann. Die Feuerwehr wurde trotzdem alarmiert.

Bewohner hielten Wache

Die Rauchentwicklung war so stark, dass die Bevölkerung gewarnt wurde, Türen und Fenster zu schließen.
Die Rauchentwicklung war so stark, dass die Bevölkerung gewarnt wurde, Türen und Fenster zu schließen. © KFV Segeberg | KFV Segeberg

Doch kaum waren die Einsatzkräfte abgerückt, da brannte es erneut. Dieses Mal innerhalb des Wohnwagens. Eine Bettdecke hatte Feuer gefangen. „Der Bewohner hatte das Fenster des Wagens geöffnet, um zu lüften“, sagt Bergmann. „Gemeinsam mit anderen Bewohnern hielt er Wache, um den Brandstifter zu entdecken.“

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Brandanschläge auf Wohngruppe: Spenden werden gesammelt

Die Besitzer des Hofes erleben nach dem Brand eine Welle der Solidarität. „Vielen lieben Dank für eure Anteilnahme, eure Spenden, eure Hilfsbereitschaft und Gebete. Wir wissen das sehr zu schätzen und sind überwältigt von eurem Rückhalt. Der erste Schock ist überwunden und alle Hofbewohnerinnen und Hofbewohner sind so weit erstmal grundversorgt“, teilen die Guido und Viola Halla im Internet mit.

Auf der Spendenplattform „Go fund me“ wurde eine Spendensammlung für den Hof „Onesimus“ gestartet. Am Freitag waren bereits 13.745 Euro eingegangen. „Guido und Viola Halla sind zwei herzensgute Menschen, die immer erst für ihre sieben Kinder und für andere als für sich selbst sorgen. Sie unterstützten auf ihrem Hof vor allem junge Menschen in Notlagen, die kein soziales Netz auffängt. Der Hof Onesimus bietet den Jugendlichen dadurch ein familiäres Zuhause. Nach Viola und Guido Hallas jahrelangem Einsatz für ihre Mitmenschen, möchten wir jetzt etwas zurückgeben. Jeder Euro hilft!“, schreiben die Initiatoren Finja, Sophie und Maja zur Begründung.