Norderstedt. Spannung vor dem Heimspiel gegen den SV Meppen: Manuel Brendels Tore sollen für ein Happy End sorgen. Egal, wie die Konkurrenz spielt.

Die Lage von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt im Abstiegskampf ist vor dem Heimspiel gegen den Tabellendritten und Titelkandidat SV Meppen (So., 14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) nicht einfach. Zwei Spieltage vor Saisonende liegen die Garstedter als Tabellen-13. fünf Punkte und sieben Tore vor Konkurrent SC Weiche Flensburg (14.), der aktuell den Relegationsplatz belegt.

Ein Sieg gegen Meppen bedeutet den sicheren Klassenerhalt. Gewinnt Weiche Flensburg nicht beim Hamburger SV II (So., 13 Uhr, Sportpark Eimsbüttel), dürfen die Garstedter ebenfalls die Rettung bejubeln. Siegt Flensburg knapp mit einem Tor, muss die Eintracht mindestens Unentschieden spielen, um sich bei dann drei Zählern Vorsprung am letzten Spieltag in Flensburg, wenn es zum direkten Duell kommt (18. Mai, 15.30 Uhr), eine Niederlage mit drei Toren leisten zu können.

Eintracht Norderstedt: Manuel Brendel – eine unerwartete Lebensversicherung

Je höher Flensburg siegt, desto weniger nützt der Eintracht ein Zähler gegen Meppen. Der Super-GAU siegt wie folgt aus: Flensburg gewinnt beim HSV und die Eintracht verliert daheim gegen Meppen. In diesem Fall reisen die Garstedter auf jeden Fall am letzten Spieltag mit nur zwei Punkten Vorsprung zu einem echten Endspiel an die Flensburger Förde.

„Wir dürfen uns nicht auf andere Mannschaften verlassen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Dann schaffen wir das“, sagt Eintrachts Angreifer Manuel Brendel zu diesem Kabinett der Eventualitäten. Es sind typische Brendel-Sätze in diesen Wochen. Seinen Wochen. Brendel spricht so, wie er zurzeit spielt: schnörkellos und fokussiert. Steht er vor dem gegnerischen Kasten, ist der Ball meistens drin. Als wäre kein Abstiegskampf. Als wäre alles ganz einfach.

Unter Trainer Richter hat der Stürmer in zehn Spielen zehn Tore erzielt

Seit seinem ersten Amtstag am 11. März vertraut der neue Trainer Jean-Pierre Richter auf Brendel. Unter Richters Vorgängern auf der Trainerbank in dieser Spielzeit, Olufemi Smith und Max Krause, lief Brendel – von Anfang Oktober bis Mitte Dezember 2023 zusätzlich auf Eis gelegt durch Patellasehnenprobleme – nur zweimal von Beginn an auf. Seine Bilanz an den ersten 22 Spieltagen: 14 Einsätze, drei Tore. Seit Richter ihn trainiert, sieht das anders aus: Zehn Einsätze, zehn Tore. Manuel Brendel ist die Lebensversicherung im Abstiegskampf von Eintracht Norderstedt.

„Ich bekomme meine Spielzeiten. Darüber bin ich froh. Und jetzt läuft es einfach richtig gut“, sagt Brendel. Sinnbildlich dafür, dass Brendel sich gerade überhaupt keinen Kopf macht, war das letzte Heimspiel gegen Kilia Kiel (5:1). Den wichtigen Elfmeter zum 2:0 verwandelte Brendel absolut souverän, nachdem Ersin Zehir zuvor in zwei Partien gegen den FC St. Pauli II (0:2) und Blau-Weiß Lohne (0:1) jeweils einen Strafstoß verschossen hatte. „Ersin hat gesagt, ich soll den Ball reinmachen. Hab‘ ich gemacht“, so Brendels launige Erklärung.

„Manuel ist unser erster Verteidiger, rennt und ackert wie ein Ochse“

Etwas mehr als das Vertrauen des Trainers, konstante Einsatzzeiten und der Abwurf des psychischen Ballastes seiner zuvor zumindest an der Torquote gemessen enttäuschenden eineinhalb Saisons steckt allerdings schon hinter Brendels Lauf. Richter brach als Coach das offensive 4-3-3 der Eintracht mehrmals auf, ließ beispielsweise beim 2:1 in Havelse im 4-1-3-2 agieren.

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Die Folge: Auch mit einem Kollegen im Sturmzentrum, in diesem Fall Eric Gueye, statt als alleiniger Neuner fühlte sich Brendel richtig wohl, schoss beide Tore.

Eintracht Norderstedt: Am Sonntag kommt der SV Meppen

Zudem werden Stürmer zwar an Toren gemessen, die Wertschätzung Richters für Brendel erstreckt sich jedoch bei weitem nicht nur auf seine Knipserqualitäten. „Manuel“, sagt Richter, „ist unser erster Verteidiger. Er rennt und ackert vorne wie ein Ochse und hilft seinen Mitspielern, die sich ebenfalls alle voll reinhauen, vorne wahnsinnig gut beim Pressing.“

Witzige Randnotiz: Auf transfermarkt.de liegt Brendels Marktwert seit seiner Verpflichtung im Sommer 2022 vom HSV III konstant bei 25.000 Euro. In der aktuellen Verfassung dürfte er für den Verein wesentlich wertvoller sein. Nun fehlt noch Brendels Krönung. Ein oder mehrere Treffer gegen Meppen zum Klassenerhalt. „Manuel“, sagt Richter, „ist sicher froh, dass die Saison noch nicht vorbei ist.“ In diesem Sinne dürfte Brendel auch gegen Meppen befreit aufspielen – um die Zuschauer noch ein entscheidendes Mal mit seinen Toren von den Sitzen zu reißen.