Norderstedt. Welche Ziele diese Saison oft in Norderstedter Reisebüros gebucht werden und welche überraschende Veränderung dort festgestellt wird.

  • Mallorca liegt bei den Auslandsbuchungen an erster Stelle, aber auch Ziele in Griechenland sind beliebt.
  • Die meisten Deutschen machen aber trotzdem im eigenen Land Urlaub. Flusskreuzfahrten sind im Aufwind.
  • Trend: Immer mehr jüngere Leute, die früher nur im Internet buchten, kommen zurück in die klassischen Büros.

Bis zum Sommerurlaub dauert es noch eine Weile, aber viele Norderstedter wissen längst, wo sie ihn verbringen werden. Nämlich auf der bewährten Baleareninsel Mallorca – das Ziel wird auch in dieser Saison am häufigsten gebucht, berichten mehrere Norderstedter Reisebüros. An zweiter Stelle kommt Griechenland, beliebte Ziele sind Rhodos und Kreta. Aber auch die türkische Riviera ist gut im Rennen. Außerdem stellen die Büros eine für sie erfreuliche Entwicklung fest: Nachdem jüngere Leute jahrelang nur noch im Internet buchten, kehren sie jetzt in die lokalen Büros zurück und buchen Reisen lieber wieder ganz wie früher, mithilfe persönlicher Beratung.

„Das Hauptreiseziel in dieser Saison ist Spanien, davon zu 80 Prozent Mallorca“, sagt Andreas Handke, Geschäftsführer des Reisebüros „No Limit“ im Norderstedter Herold Center. Er kann es verstehen, es sei ja auch „eine wunderschöne Insel“. Abgesehen von ihrer Landschaft punktet sie auch mit „im Spanien-Vergleich guten Flugverbindungen, Direktflügen von Hamburg und einer kurzen Flugzeit“, sagt Andreas Herrmann, Inhaber des Reisebüros „Herrmann Touristic“ in Norderstedt-Mitte. Auch bei seinen Kunden sei Mallorca wieder das Reiseziel Nummer eins.

Griechenland erlebt nach Coronazeit einen Tourismusboom

Patrick Böhme, Inhaber des Reisebüros „Sonne und Meehr“ an der Ulzburger Straße, sagt: „Griechenland hatte nach der Coronazeit einen Tourismusboom, da es trotz Einschränkungen relativ leicht und preiswert zu bereisen war.“ Dieser Aufschwung halte an. Dass Griechenland beliebt ist, stellt auch Renald Feil fest, Inhaber des Büros „Meridiana Reisen“ in der Moorbek-Passage: „Vor allem die Inseln Kreta und Rhodos werden gerne angesteuert.“

Auch die Türkei sei weiterhin unter den beliebtesten Sommerdestinationen weit oben mit dabei, da sind sich alle vier einig. Günstige Preise und sonnig-warmes Wetter überzeugen eben viele Norddeutsche.

Viel Strand, viel Meer, viel Sonne: Wer das sucht, findet es zum Beispiel im türkischen Badeort Antalya.
Viel Strand, viel Meer, viel Sonne: Wer das sucht, findet es zum Beispiel im türkischen Badeort Antalya. © picture alliance / AA | Talip Demirci

Deutsche reisen gerne in Deutschland – organisieren das aber oft selbst

Allerdings: Das beliebteste Reiseziel der Deutschen „ist und bleibt Deutschland”, sagt Andreas Herrmann. Das mache sich nur nicht so sehr in den Reisebüros bemerkbar, da die meisten Inlandsreisen selbst organisiert würden. Herrmann: „Wenn es um organisierte Reisen im Inland geht, wie zum Beispiel Flusskreuzfahrten, Busreisen oder Skiurlaube, kommen wir aber wieder ins Spiel.”

Speziell Fluss- und Überseekreuzfahrten seien zurzeit sehr beliebt. „Kreuzfahrten waren kurz nach der Pandemie besonders günstig und wurden viel gebucht. Die Menschen sind dabei geblieben, auch wenn die Preise mittlerweile wieder angestiegen sind. Vor allem deutsche Reedereien werden immer mehr bevorzugt, weil Ablegehäfen wie Hamburg und Bremerhaven ohne Flug zu erreichen sind“, sagt Patrick Böhme.

Warum Andreas Herrmann Flusskreuzfahrten mag

Andreas Herrmann, Inhaber des Reisebüros Herrmann Touristic in Norderstedt-Mitte.
Andreas Herrmann, Inhaber des Reisebüros Herrmann Touristic in Norderstedt-Mitte. © FMG | Claas Greite

Andreas Herrmann ist selbst leidenschaftlicher Flusskreuzfahrer. „Man sieht in einem Urlaub so viele verschiedene Orte und lernt das eigene Land noch mal aus einem anderen Blickwinkel kennen.“ Er freut sich über den Anstieg der Kreuzfahrtbuchungen. „Bis jetzt sind es vor allem ältere Personen, aber es kommen immer mehr Angebote für jüngere Kundschaft dazu.“

Bei allen, die lieber die „größeren Gewässer“ befahren wollen, seien vor allem Norwegentouren, aber auch die Ostsee und das Mittelmeer beliebt, sagt Renald Feil.

Hamburg ist der zentrale Ablegehafen der „Aida“-Kreuzfahrtschiffe.
Hamburg ist der zentrale Ablegehafen der „Aida“-Kreuzfahrtschiffe. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Kunden buchen schon seit November ihre Sommerreisen

Bei Renald Feil haben viele ihren Sommerurlaub schon gebucht: „2024 ist ein Frühbucherjahr, mindestens 70 Prozent der Sommerreisen sind bereits gebucht und es ging schon ab November letzten Jahres los. Obwohl die Preise gestiegen sind, wollen die Menschen weg.” Das wird auch in den anderen Reisebüros registriert. Bei ihm werde „schon ganz stark seit November“ gebucht, sagt Andreas Handke.

Urlaubssehnsucht ist groß: „Menschen wollen den Kopf frei kriegen“

Auf ihren Urlaub wollen die Menschen eben nicht verzichten. Wenn die Finanzierung schwieriger werde, verkürzten sie lieber, stellt Renald Feil fest. „Generell legen die Menschen mehr Wert auf Luxus und Komfort. Sie sehnen sich nach Genuss in ihrem Leben.“ Angesichts globaler Krisen und anderer belastender Nachrichten wollen viele „den Kopf frei kriegen“, schätzt er. Andreas Herrmann stimmt zu: „Auch wenn die Preise gestiegen sind, ist der Anspruch der Leute nach Luxus eher gestiegen.“

Warum junge Kunden nicht mehr im Netz buchen, sondern wieder in Reisebüros

Die Norderstedter Reisebürobesitzer freuen sich über gute Umsätze. Wie viele Kollegen stellen sie schon seit einiger Zeit fest, dass Kunden zurückkommen, die früher im Internet buchten und jetzt wieder den Service des guten, alten Reisebüros zu schätzen wissen.

„Vor zehn Jahren wollten die Banken nicht einmal mehr Kredite für Reisebüros vergeben, weil sie sich so sicher waren, diese würden vom Markt verschwinden“, sagt Renald Feil. Auch Patrick Böhme kennt solche Bemerkungen: „Vor 13 Jahren hat mir das Arbeitsamt noch gesagt, Reisebüros hätten keine Zukunft.“ Das Konzept schien veraltet angesichts der Digitalisierung, das sorgte für einige Unruhe unter Reisebürobetreibern.

Renald Feil, Geschäftsführer von Meridiana Reisen, und die Angestellte Maike Görges.
Renald Feil, Geschäftsführer von Meridiana Reisen, und die Angestellte Maike Görges. © FMG | Claas Greite

Teilweise kommen „junge Leute, von denen man das gar nicht glauben würde“

Laut Andreas Herrmann erlebe seine Branche jetzt aber nach der „langen Coronaflaute” wieder einen großen Aufschwung. Vor allem Menschen unter 30 würden sich immer öfter für die Büros und gegen die Online-Variante entscheiden, da ist sich Herrmann mit seinen Kollegen einig. Andreas Handke: „Wir merken, dass viele zu uns zurückkommen, die vor einiger Zeit noch im Internet gebucht haben. Teilweise sind das junge Leute, von denen man das gar nicht glauben würde.“

Viele Kunden, gerade jüngere, hätten das Vertrauen in Online-Buchungen verloren, so Andreas Herrmann. „Das Internet kann man eben nicht anrufen, wenn es mal zu Schwierigkeiten kommt.” Patrick Böhme bekräftigt: „Online fällt man schnell auf die Nase. Man muss oft dreimal anrufen und stundenlang warten, um in einem Callcenter durchgestellt zu werden.“

In einem Reisebüro hingegen könne der Kunde auf einen Ansprechpartner vertrauen. Sogar am Wochenende bekomme er persönliche und schnelle Unterstützung. Dazu komme das Überangebot im Internet, was viele überfordere. Böhme: „Mithilfe menschlicher Beratung ist es leichter, den Überblick zu behalten.“ Und so blickt Renald Feil wieder positiv in die Zukunft: „Ich vermerke jedes Jahr ein Plus und denke nicht, dass unsere Branche so bald aussterben wird.“

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Was zum Schluss alle eint, ist ein besonderes, persönliches Verhältnis zu vielen Kunden, die sie oft schon viele Jahre kennen. Andreas Herrmann: „Es ist wirklich ein familiäres Gefühl, wenn plötzlich die Enkel von Kunden in meinem Laden stehen, die vor Jahrzehnten das erste Mal herkamen.“