Tangstedt. Nach dreijähriger Pause treffen sich die Ringreiter am 2. September in Tangstedt. Worauf es bei der Sportart besonders ankommt.

Das Objekt der Begierde ist ein drei Zentimeter kleiner Metallring, der in Kopfhöhe an einem „Galgen“ baumelt. Den Blick darauf fokussiert und mit einer bunten Lanze bewaffnet, galoppiert Maike Peters mit Schimmelpony Josy beherzt heran. Ein sattes „Klong“ ertönt – Treffer!

Für das traditionelle Ringreiten, das nach dreijähriger Pause am Sonnabend, 2. September, im Tangstedter Ortsteil Wilstedt stattfindet, trainiert die Landwirtin an einer Eigenkonstruktion aus bunten Holzpfählen und Seilen auf ihrer Hauskoppel in Nahe. „Ich freue mich sehr, dass das Event mit Volksfestcharakter endlich wieder stattfindet“, sagt die 45-Jährige.

Ringreiten in Tangstedt hat Volksfestcharakter

War dafür bisher das Pfingstwochenende auf dem Dorfplatz samt Verpflegung durch die Feuerwehr am Grill und der Landfrauen am Kuchenbüfett gebucht, startet der örtliche Ringreit-Verein in diesem Jahr nicht nur personell, sondern auch zeitlich neu durch. „Wir haben viele Rückmeldungen von Startern und Besuchern erhalten, die die Feiertage gerne anderweitig nutzen möchten. So kam der Termin im Spätsommer zustande“, erklärt Carolin Möller, seit Jahresbeginn neue Vereinsvorsitzende.

Carolin Möller, Vorsitzende des Ringreiterverein Wilstedt, zeigt verschiedene Ringe, die vom Reiter getroffen werden müssen. 
Carolin Möller, Vorsitzende des Ringreiterverein Wilstedt, zeigt verschiedene Ringe, die vom Reiter getroffen werden müssen.  © Claudia Blume

Um 8 Uhr werden Kinder zwischen vier und 15 Jahren an den Start gehen, die jüngsten in einer Führzügelklasse, ab 14 Uhr steigen die Erwachsenen in den Sattel. Zehn Mal muss jeder Reiter im Galopp durch den 15 Meter langen, mit Zweigen geschmückten Laubengang, um mit der „Pike“, ähnlich einem Schraubenzieher, den Ring zu angeln. Bei Gleichstand finden ein oder mehrere Stechen statt – unter zunehmend erschwerten Bedingungen.

Es gibt viele Möglichkeiten, den wahren Ringreitkönig oder -königin zu ermitteln

„Die Ringe werden kleiner, es wird mit unhandlichen Lanzen gestochen, ohne Sattel geritten oder es erfolgt sogar ein Pferdetausch – wir haben viele Möglichkeiten, den wahren Ringreitkönig oder -königin zu ermitteln“, sagt die 30-Jährige, die weiß, wie es geht. Bereits dreimal in Folge wurde die Tangstedterin zur Ringreit-Majestät gekürt und rechnet sich auch bei der Wiederauflage des Turniers gute Chancen aus.

Maike Peters ist fast jedes Wochenende auf Ringreitturnieren im Norden unterwegs und sammelt erfolgreich Pokale.
Maike Peters ist fast jedes Wochenende auf Ringreitturnieren im Norden unterwegs und sammelt erfolgreich Pokale. © Claudia Blume

n der Ringreiter-Szene sind Carolin Peters und Maike Peters „gefürchtet“. Von März bis Oktober räumen sie fast jedes Wochenende zwischen dem südlichen Schleswig-Holstein und Dithmarschen bei so manchem Wettbewerb die vorderen Plätze ab. Drei Kartons mit Pokalen stehen allein im Keller von Maike Peters. Plus die Trophäen in ihrer Wohnzimmervitrine, Ehrungen als Kreismeisterin und Vize-Mannschafts-Landesmeisterin.

„Mit dem Pferd ein harmonisches Team zu bilden, ist extrem wichtig“

„Ringreiten ist eine Familientradition“, sagt die blonde Reiterin und lacht. Schon Vater Hans-Peter Looft sattelte seinerzeit in Bimöhlen einmal im Jahr sein bäuerliches Arbeitspferd für das dörfliche Ringstechen. Und Enkelin Lena-Marit Peters tritt ebenfalls in seine Reitstiefelstapfen.

„Mit dem Pferd ein harmonisches Team zu bilden, ist extrem wichtig, denn wenn das Pferd nicht rund läuft, trifft man auch nicht“, betont die 16-Jährige. „Wenn der Metallring klappert oder sogar auf den Pferdekörper fällt, reagieren manche Tiere panisch, buckeln oder rennen unkontrolliert los.“ Wer kann, übt daher vorher. Deshalb treffen sich mindestens einmal pro Woche mehrere Reiterinnen auf Peters hauseigenem Trainingsparcours auf der Kuhweide in Nahe.

Wer keinen einzigen Ring erwischt, erhält eine Flasche Korn als Zielwasser

Dabei ist auch Jennifer Stange mit dem 13-jährigen Wallach Pepe. „Ringreiten ist etwas ganz Besonderes. Bei Dressur- und Springturnieren stehen Ehrgeiz und Erfolg im Vordergrund, bei uns vor allem der Spaß und die Gemeinschaft“, erzählt die 24-Jährige. Ihr Tipp: Den Ring schon an der Startlinie ins Visier nehmen, ein ruhiges Händchen und das Pferd sein Tempo laufen lassen.

Dass es beim Ringreiten nicht allzu ernst zugeht, zeigen zwei besondere Auszeichnungen, auf die allerdings keiner besonders scharf ist. Wer keinen einzigen Ring erwischt, darf sich „Blindstecher“ nennen und erhält eine Flasche Korn als Zielwasser. Und wer während des Wettbewerbes vom Pferd fällt, wird als „Sandreiter“ gekürt und bekommt zur Stärkung eine Brötchenkette, die dem Pferd wie ein Siegerkranz um den Hals gelegt wird.

Noch gibt es freie Startplätze (15 Euro) für das Turnier am 2. September. Anmeldungen per E-Mail unter .