Norderstedt. Krimi-Spannung mit skurrilem Wortwitz: Norderstedts Stadtschreiber Huug van’t Hoff stellt neuen Roman im Stadtmuseum vor.

„Für Wasserleichen gibt es keinen Finderlohn mehr.“ Was für ein erster Satz von Norderstedts Stadtschreiber Huug van’t Hoff. Er leitet das erste Kapitel „Strandgut“ seines neuen Romans „Elbaufwärts fließt bei Ebbe die Ruhr in die Spree“ ein. Noch so ein skurriler Satz. Und dann gleich als Buchtitel. Er beschreibt die lokalen Lagen des Autors. Und manchmal auch dessen Lokal-Lagen.

Huug van’t Hoff lebt in Essen, also fast an der Ruhr, ist aber viel in Hamburg unterwegs und zurzeit Stipendiat in Norderstedt, Hamburgs großer Nachbarin und viertgrößten Stadt in Schleswig-Holstein. Andererseits zieht ihn die Schreiber-Szene ins quirlige Berlin – an die Spree. Fehlt natürlich die Norderstedter Tarpenbek. Aber als Huug van’t Hoff seinen Roman fertig schrieb, stand Norderstedt noch nicht auf seinem Lebensplan.

Norderstedt: Wenn die alte Liebe als Wasserleiche vorbeischwimmt

Gar nicht gut. Auch so ein Satz. Ein Dreiwort-Zwischensatz. Der den Inhalt seines Romans von einem Ort und Ereignis zum anderen bringt. Und zurück. Da sind zwei Frauen. Die eine, die er gefunden hat. Tot. Am Strand. Die andere, die ihm gegenüber sitzt. Im Gasthaus am Strand. Und Tee trinkt. Mit Kluntjes. Und die ihn unentwegt anglotzt. Als wäre sie der Geist der Toten, die er gefunden hat.

Am Donnerstag, 13. Juli, stellt Huug van’t Hoff „Elbaufwärts fließt bei Ebbe die Ruhr in die Spree“ im Stadtmuseum Norderstedt vor. Der Roman in der Ich-Form erzählt anhand der Lebensdaten seines Autors eine fiktive Geschichte. Oder ist es tatsächlich die Geschichte des Huug van’t Hoff? Auf jeden Fall ist sie geprägt von Lokal-Kolorit.

Starke Wort-Bilder, scheinbar wie zufällig gefunden

Kieler Förde, Strande an der Ostsee, Wyk. Alle Plots umkreisen die Region, in der Huug van’t Hoff aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Huug van’t Hoff ist ein nordfriesischer Jung, geboren am 20. August 1972 in Preetz, aufgewachsen auf einem Milchbauernhof namens Buttersbüll in Fiefhusen bei Klixbüll. Mehr Dorf geht nicht.

Sein Roman ist durchwachsen von Sätzen wie „Mein Kopf rudert über den eigenen Stausee“ oder „Ihr Rettungsring ist mit Beton gefüllt“. Das sind starke Wort-Bilder, scheinbar wie zufällig gefunden. Darauf muss man aber erst mal kommen. Muss er in der Tat, will er nicht untergehen in der Flut von Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.

Entdeckungsreise durch Wort-Kompositionen

„Elbaufwärts fließt bei Ebbe die Ruhr in die Spree“ ist schnell zu lesen, weil jede Seite auf den nächsten Plot, den nächsten Dialog, die nächste Überraschung neugierig macht. Allein die Wortwahl und Wort-Kompositionen, deren einzelne Bestandteile der Autor durch Kombinationen manchmal einen unvermuteten Sinn gibt, sind eine Entdeckungsreise durch das 188-Seiten-Buch wert. Erschienen ist es im Hummelshain-Verlag. Klingt nach Hamburg, ist aber in Essen.

Huug van’t Hoff kennt sich auch mit Goethe aus, mit dem „Zauberlehrling“. Walle Walle Weichen Weichen. Das streut er geschickt in seinen Text ein, motzt ihn damit auf, nicht ohne Ironie. Mit solchen Einstreuungen weckt er die Lust am Lesen, am Weiterlesen, macht neugierig darauf, welche Zitate er noch in welche Zusammenhänge bringt.

Aber auch die ganz normale Krimi-Erzählung beherrscht Huug van’t Hoff mit schnellen, kurz gehaltenen Dialogen zwischen Kommissarin und Ich-Erzähler, zwischen „Freund“ Kalle und dem Rest seiner neuen Bekanntschaften, nachdem er die Leiche fand. Sabine heißt sie, wie er paar Stunden später von der Kommissarin erfuhr. Sabine. Und die Kommissarin fand auch heraus, dass er in enger Beziehung zu Sabine stand. In seiner Schulzeit, als Jugendlicher. Doch davon mehr im Roman, mit dem Huug van’t Hoff solides Krimi-Handwerk vorlegt.

Autorenlesung Huug van’t Hoff, Do 13.7., 19.00, Stadtmuseum Norderstedt, Friedrichsgaber Weg 290: „Elbaufwärts fließt bei Ebbe die Ruhr in die Spree“, Hummelshain-Verlag Essen, 188 Seiten, 13,80 Euro.