Tangstedt. Costa Kiesa ist jetzt eingezäunt. Bürgermeister Lamp freut sich, dass es keine Beschwerden mehr gibt. Das sagen die Besucher.

Bei 27 Grad Celsius Lufttemperatur sind am Wochenende viele sonnenhungrige Menschen aus Norderstedt und Umgebung auch wieder an den nahen Baggersee in Tangstedt gefahren. Die sogenannte Costa Kiesa am Wilstedter See hat nach der Corona-Pause nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Sie wirkt durch ihren üppigen Buschbewuchs, der bis ans Wasser heranreicht, noch idyllischer als vorher. Und ein mannshoher Maschendrahtzaun lässt nur noch an bestimmten Stellen die Badegäste an den sandigen Strand, der jetzt offiziell für Hunde verboten ist.

Costa Kiesa: Ruhig, Idyllisch und umsonst – Badespaß im Baggersee

Die Badegäste sind begeistert und kommen sogar aus Hamburg nach Tangstedt. Beispielsweise Jan-Philippe Friedrich aus Steilshoop, der mit Freundinnen, Kind und Schlauchboot angereist ist. „Das ist echt cool und angenehm hier“, sagt der vollbärtige und schon ziemlich braun gebrannte junge Mann und strahlt übers ganze Gesicht. „Es ist richtig entspannend. Wir sind schon den zweiten Tag in Folge hier. Wahnsinn! Das ist besser als jeder See in Hamburg“, sagt er. „Und hier kann man die Mädels sogar mit einem Karpfen erschrecken.“

Ein paar Schritte müssen die Badegäste schon zurücklegen, um zur Costa Kiesa zu kommen.
Ein paar Schritte müssen die Badegäste schon zurücklegen, um zur Costa Kiesa zu kommen. © Burkhard Fuchs

Das Wasser sei herrlich erfrischend bei gefühlten Temperaturen um die 18, 19 Grad, versichern seine Freunde, die auch aus Hamburg die dreiviertel Stunde Anfahrt mitgekommen sind. „Ich bin erst das zweite Mal hier, und das war bestimmt nicht das letzte Mal“, betont Sarah Braun.

Costa Kiesa: Viele Autos mit Hamburger Kennzeichen

Manche Sonnenanbeter sind zum allerersten Mal da. Wie drei Freundinnen, die auch extra aus Hamburg in das angrenzende südliche Schleswig-Holstein zum Baden und Sonnen aufgebrochen sind. Freunde hätten ihnen vom so tollen Wilstedter Baggersee erzählt. „Der soll super sein“, trällern sie aufgeregt beim Aussteigen aus ihrem Auto und eilen durch den schön schattigen, etwas langen Fußweg vom sandigen Parkplatz an der Harksheider Straße – ganz gespannt, ob das denn so stimmt.

Silke und Lutz Müller finden die Costa Kiesa besser als ihren Badesee in Itzstedt.
Silke und Lutz Müller finden die Costa Kiesa besser als ihren Badesee in Itzstedt. © Burkhard Fuchs

Auch Silke und Lutz Müller sind das erste Mal hier. „Wirklich sehr schön hier, richtig idyllisch. Dass es sowas Schönes noch gibt“, freut sich das Ehepaar aus Itzstedt, wo es ja auch einen Naturbadesee gibt. Die Costa Kiesa sei aber schöner, finden sie.

Costa Kiesa: Schwimmen und Baden zum Nulltarif ist für Familien attraktiv

Denn hier könne man nicht nur baden, sondern auch gut schwimmen, erklärt Carola Heinz aus Henstedt-Rhen, die mit Mann Heinz und zwei kleinen Kindern an den Wilstedter Baggersee geradelt ist. „Wir sind oft hier. Es gefällt uns sehr.“ In einem Freibad, das Eintritt kostet wie etwa das Strandbad im Norderstedter Stadtpark, müssten Familien schon tief in die Tasche greifen, um sich die Badefreuden leisten zu können, sagen sie. Und schwimmen könnten sie dort in der Nachbarstadt wegen des kleinen abgesperrten Bereichs im Stadtparksee auch nicht richtig. „Das ist ja nur was zum Planschen für die Kinder.“

Carola und Georg Heinz kommen aus Henstedt-Rhen mit ihren Enkelkindern oft zur Costa Kiesa.
Carola und Georg Heinz kommen aus Henstedt-Rhen mit ihren Enkelkindern oft zur Costa Kiesa. © Burkhard Fuchs

Dafür gibt es jetzt an der Costa Kiesa keine Badeaufsicht und keinen Kiosk mehr, um sich eine eiskalte Sprudel oder einen kleinen Snack zur Stärkung zu kaufen, was einige Badegäste durchaus bedauern. Aber die Gemeinde habe das Areal und das Treiben am Baggersee jetzt fest im Griff und gut unter Kontrolle, wie Tangstedts Bürgermeister Jürgen Lamp sagt. „Wir haben da jetzt Ordnung reingebracht. Es gibt keine Beschwerden mehr. Darüber freue ich mich sehr.“

Tangstedt: Partys und Vandalismus gehören der Vergangenheit an

Durch den langen Zaun und seine abschließbaren Tore zum Strand kann zwischen 22 und 6 Uhr die Nachtruhe eingehalten werden. Wilde, ausufernde Partys mit viel Alkohol und Vandalismus gehörten der Vergangenheit an, sagt Lamp. Auch dass ein Sicherheitsdienst für die Einhaltung der Ordnungsregeln sorge, habe sich herumgesprochen, erklärt der Bürgermeister.

Große Schilder erklären an den Toren die Baderegeln an der Costa Kiesa.
Große Schilder erklären an den Toren die Baderegeln an der Costa Kiesa. © Burkhard Fuchs

Dabei war die Costa Kiesa vor wenigen Jahren noch ein richtiges Ärgernis für die Gemeinde. Ein Zentralausschuss wurde gebildet, der in einem 16-seitigen Protokoll alle Beschwerden detailliert aufführte. Der Angelverein fühlte sich in seiner Ruhe gestört. Im Sommer herrschten dort „oft chaotische Zustände“, klagten Anwohner über den Dreck und Müll, den die Nachtschwärmer und ihre Vierbeiner dort hinterließen. Ordnungswidrigkeiten und Regelverstöße seien an der Tagesordnung, hieß es von der Polizei, die den Baggersee darin quasi zum „rechtsfreien Raum“ erklärte und dort Falschparker, Exhibitionisten, Diebstähle und Schlägereien feststellte.

„Die Polizisten, die am Baggersee eingesetzt werden, kommen da gar nicht wieder weg“, lautete das Urteil der professionellen Ordnungshüter.

Costa Kiesa: Badespaß im Baggersee

Das sei nun alles vorbei, freut sich Bürgermeister Lamp. „Es herrscht Ruhe und Frieden am Baggersee. Es ist alles sehr idyllisch.“ Voriges Jahr habe es nur einen Polizeieinsatz gegeben, als jemand an einem abgesperrten Bereich ins Wasser gesprungen sei, wo es nicht ungefährlich sei zu baden.

René Temke ist mit Tochter Edith aus Schnelsen zur Costa Kiesa gekommen.
René Temke ist mit Tochter Edith aus Schnelsen zur Costa Kiesa gekommen. © Burkhard Fuchs

Und so genießen die Leute die Costa Kiesa wieder in vollen Zügen. René Temke ist mit Tochter Edith extra aus Schnelsen hergekommen, weil ihm Freunde davon erzählten. „Erstmal kieken“, sagt der gebürtige Berliner mit Kind an der Hand und einer großen Badetasche unterm Arm. „Aber der erste Eindruck ist gut, schick sieht es hier aus.“ Nur die überquellenden Mülleimer stören das Bild ein wenig.